Schweiz erwägt Gästeblock-Verbot: Ein klarer Schritt in Richtung Tod des Fußballs

Warum ein Gästeblock-Verbot in der Schweiz der falsche Schritt wäre
Warum ein Gästeblock-Verbot in der Schweiz der falsche Schritt wäre / KONTROLAB/GettyImages
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Nach heftigen Ausschreitungen während des Zürcher Derbys erwägt die Schweizer Fußball-Liga (SFL) eine generelle Abschaffung der Auswärtsblöcke. Ein weiterer Schritt in Richtung Tod des Fußballs. Ein Kommentar.


Fußball kann so eklig sein. Von Friede, Freude, Eierkuchen ist auf den Rängen häufig nicht die Rede. So auch am Samstag unmittelbar nach Abpfiff des Derbys zwischen dem Grasshopper Club und dem FC Zürich. Rund 50 vermummte Gäste-Chaoten des FCZ stürmten über die rote Tartanbahn des Zürcher Letzigrunds schnurstracks auf die Kurve der Hoppers zu. Wild gestikulierend und durchaus angsteinflößend bäumten sie sich vor der GC-Kurve auf, jagten willkürlich Pyrotechnik in die Menschenmassen und versuchten vergeblich, die Zaunfahne zu entwenden.

Der Schweizer Fußball-Liga ging diese Aktion – nach mehreren Randale-Vorfällen in den vergangenen Wochen – nun deutlich zu weit. Das Fass quillt über. Eine potenzielle Schließung aller Gästesektoren in der Schweizer Super League steht im Raum. Die mehrheitlich friedlichen Fans und Kinder in den Stadien sollen geschützt werden. Ansonsten werde ihnen „die Freude am Besuch eines Fußballspiels genommen“, schreibt die SFL in ihrer Pressemeldung.

Gästeblock-Verbot löst die Probleme nicht

Doch schwarze Schafe gibt es überall. Und mehr als 90 Prozent aller Polizeieinsätze, die mit Fußball zu tun haben, finden außerhalb des Stadions statt. Mit einem Gästeblock-Verbot würden die Probleme nicht gelöst, sondern einzig verlagert werden. Plötzlich rücken Orte wie Raststätten und Bahnhöfe noch häufiger (als ohnehin schon) in den Fokus der Fangewalt. Dabei tummeln sich auch dort eine Menge friedvoller Fans und Kinder.

Eine Abschaffung der Gästeblöcke verhindert die Krawallen keineswegs. Ganz im Gegenteil: Sie macht ALLE (und auch jene, die im Gästeblock einfach nur ihr Team anfeuern möchten) nur noch wütender. Denn ob mit oder ohne Gästesektor: Anreisen werden die auswärtigen Truppen ohnehin. Und wenn sie schon nicht ins Stadion dürfen, werden sie außerhalb ihr Unwesen treiben – und das gänzlich unkontrolliert.

Ausschreitungen außerhalb des Stadions sind keine Seltenheit
Ein Gästeblock-Verbot würde zu einer Vervielfachung der Ausschreitungen außerhalb des Stadions führen / OLI SCARFF/GettyImages

Nur um ein paar schwarze Schafe vom Stadionbesuch fernzuhalten, einen gesamten Gästeblock zu schließen, wäre schlicht falsch. Was soll das, liebe Schweiz? Fußball ist für jedermann. Fußball lebt durch seine Fans. Und sind wir mal ehrlich: Was gibt es Besseres als eine schöne Auswärtsfahrt in einen ungewohnten Gästeblock? Anderes Bier, andere Bratwurst (auch wenn’s zu Hause am besten schmeckt), andere Stimmung, andere Vibes. Bestenfalls noch der Auswärtssieg und man übernimmt das ganze Stadion. Einfach genial.

Stärkere Kontrollen, Stadionverbote und Strafen - aber: Kein Gästeblock-Verbot!

Das inakzeptable Verhalten der schwarzen Schafe gänzlich zu verhindern ist zwar schwierig, doch schärfere Kontrollen, (berechtigte und vor allem nachweisbare!) Stadionverbote und hohe Strafen könnten dem Treiben der Idioten einen Riegel vorschieben.

Ein Gästeblock-Verbot würde jedenfalls den Tod des Fußballs, unser aller Volkssport, bedeuten und muss zwingend verhindert werden. Denn die elektrisierte Spannung zwischen zwei (verfeindeten) Fanlagern trägt zu den Emotionen, zur Leidenschaft und der Magie auf den Rängen bei. Attribute, die den Fußball lebens- und liebenswert machen, aber auch nicht derart stark ausarten dürfen, wie sie es zuletzt in Zürich taten.