"Schritt nach vorne": Bayern nach Sieg über Hoffenheim zurück in der Erfolgsspur?
- Bayern gewinnt 1:0 gegen Hoffenheim
- Münchnerinnen vorerst zurück an der Tabellenspitze
- TSG kann ungenutzten Chancenwucher des FCB nicht bestrafen
Von Adriana Wehrens
Der FC Bayern München kehrt durch einen 1:0-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim zurück an die Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga. Im ersten Ligaspiel des neuen Jahres schoss Klara Bühl den entscheidenden Treffer des Tages, der die Münchnerinnen nach zuletzt vier Pflichtspielen ohne Sieg wieder jubeln ließ. Der VfL Wolfsburg könnte sich allerdings die Tabellenführung noch an diesem Spieltag zurückholen, sollten die Wölfinnen am Montag (19:30 Uhr) drei Punkte gegen die SGS Essen holen.
FCB: Nur kurze Zeit zum Aufatmen
Die Erleichterung war greifbar, als Klara Bühl am Samstagnachmittag mit einem Strahlen im Gesicht Richtung Bayern-Bank lief und zusammen mit ihren Mannschaftkolleginnen feierte. Denn die 23-jährige deutsche Nationalspielerin hatte den FCB soeben per Freistoßtor in der 22. Spielminute zur Führung geschossen - und damit auch gleich zum Sieg, wie sich nach Abpfiff herausstellen sollte. Auch wenn das Team von Trainer Alexander Straus im Folgenden zahlreiche Chancen herausspielen konnte, blieb es bei nur einem Treffer. "Wir haben in vielen der letzten Partien das Spiel offen gelassen, obwohl wir die Chancen hatten, den Sack zuzumachen", analysierte der Bayern-Coach Straus im Anschluss an die Partie. "Wir waren heute bei Weitem das bessere Team. Trotzdem glaube ich, dass uns 20 bis 30 Prozent fehlen, um unsere Bestform zu erreichen." Im Anschluss an die Partie überwiegt vor allem die Freude über drei Punkte im Titelkampf. Bühl zeigte sich optimistisch in Hinblick auf die nächsten Aufgaben: "Man hat heute gesehen, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben - sowohl spielerisch als auch leidenschaftlich."
Nachdem der FC Bayern unter der Woche im Champions League-Duell gegen die AS Rom nur ein knappes Unentschieden erkämpft und auch in den Partien zuvor nicht mehr auf ganzer Linie überzeugt hatten, musste im ersten Bundesliga-Spiel des Jahres gegen Hoffenheim unbedingt ein Erfolgserlebnis her. Denn nicht nur der Anschluss an Spitzenreiter Wolfsburg muss gehalten werden, sondern auch mehr Selbstvertrauen sollte erlangt werden, wenn die Münchnerinnen nächste Woche erneut in der Königinnenklasse gegen Paris Saint-Germain gefordert und zum Siegen verdammt sind.
Neuzugang Sembrant beginnt, Startelf-Debüt für Kaut
Im Duell gegen Hoffenheim kam es unter anderem zum Wiedersehen mit Michaela Specht und Gia Corley, die in der Vergangenheit schon für die Bayern aufgelaufen sind. Und auch für Katharina Naschenweng, die im Sommer von der TSG gekommen war, handelte es sich um ein besonderes Spiel. Während Stefan Lerch weiterhin auf Torjägerin Melissa Kössler und Paulina Krumbiegel verzichten muss, fehlen dem FCB die Verteidigerin Magdalena Eriksson und Tainara, dafür rückte die Neuverpflichtung Linda Sembrant an die Seite von Glódís Perla Viggósdóttir. Die erfahrene Defensivspielerin reihte sich sofort problemlos in ihre neue Rolle ein und konnte gleich genau das liefern, wofür sie gekommen war.
In der ersten Hälfte taten sich die Bayern über weite Strecken schwer, da Hoffenheim immer wieder den Spielaufbau stören konnte. Dadurch kam es zunächst nur über lange Bälle in die Spitze und Standardsituationen zu Torannäherungen. Doch eine dieser Möglichkeiten konnten die Gastgeberinnen nutzen, als Bühl in der 22. Minute einen direkten Freistoß verwandelte. Aus zentraler Position nicht weit vor dem Strafraum versenkte die deutsche Nationalspielerin den Ball mit Entschlossenheit im Torhütereck. "Es war das Ziel, in die Torwartecke zu schießen - mit der Kraft, die ich besitze". bestätigte die Offensivspielerin nach der Partie. "Es freut mich, dass es gelungen ist und ich auf diese Weise meiner Mannschaft helfen konnte."
Chancenwucher bleibt unbestraft
Die 23-Jährige, die bis vor kurzem noch mit einer Verletzung zu kämpfen hatte, erwies sich auch im weiteren Spielverlauf als beste Spielerin auf dem Platz. Ihr Treffer verhalf den Münchnerinnen dazu, wieder mit mehr Spielwitz, Doppelpässen und Spielverlagerungen nach vorne zu spielen. Doch auch durch die Gegenwehr von Hoffenheim taten die Bayern sich weiter schwer beim Torabschluss. Im ersten Durchgang war es zunächt Lea Schüller, die das Leder nur an der Latte über das Tor hinweg streifen ließ (33.), in der zweiten Hälfte war es dann Lohmann, die nur Aluminum traf (47.). Auf der Gegenseite bekam auch die TSG ihre Chancen. Gleich zweimal landeten Hereingaben der Startelf-Debütantin Lisann Kaut fast hinter der Torlinie. Doch insgesamt kam von den Gästen zu wenig, um den leichtsinnigen Umgang der Bayern mit dem Chancenwucher zu bestrafen.
Damit blieb es schlussendlich beim 1:0 für den FCB, der einen wichtigen Sieg im Titelkampf feiern kann und vorerst auf Platz Eins zurückkehrt. "Sie haben im Angriff eine brutale Qualität", bilanzierte Michaela Specht, die Hoffenheimer Innenverteidigerin und ehemalige Spielerin des FCB. "Mit einem Standardtor zu verlieren, ist dann bitter." Auf der Defensivleistung könne man jedoch aufbauen, nur mehr Tore müssen in den nächsten Duellen geschossen werden.
Trotz des Erfolgs gibt es immer noch sämtliche Baustellen beim FCB, an denen gearbeitet werden muss. Immerhin kehrt ein Stückchen mehr Selbstvertrauen zurück, bevor der nächste große Test ansteht. Nach zuletzt vier aufeinanderfolgenden Partien ohne Sieg war das ein wichtiges Lebenszeichen des amtierenden Deutschen Meisters. "Das war extrem wichtig", befand auch Bühl. "Wir kommen aus einer schwierigen Phase, die zum Glück nicht so lange angehalten hat. Jetzt wollen wir natürlich den Weg weiter positiv angehen, wofür wir hart arbeiten müssen. Am Dienstag wollen wir mit Intensität und Leidenschaft sowie mehr Präzision vor dem Tor agieren." Derweil rangiert Hoffenheim weiterhin auf Platz vier hinter Eintracht Frankfurt. Sollte Essen mindestens einen Punkt gegen Wolfsburg holen, könnte die SGS noch vorbeiziehen.
Der FC Bayern trifft am Dienstag im letzten Gruppenspieltag der Women's Champions League auf PSG (21:00), bevor es am nächsten Wochenende in der Liga gegen den SC Freiburg geht (05. Februar, 19:30 Uhr). Bereits am Freitag (02. Februar) kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen der TSG und Tabellenschlusslicht MSV Duisburg (18:30 Uhr).
Weitere Frauenfußball-News lesen: