Schon wieder Remis? Vier Fragen vor dem Werder-Spiel in Wolfsburg
Von Marc Knieper
Am neunten Spieltag der Fußball-Bundesliga treffen mit dem VfL Wolfsburg und Werder Bremen zwei Remis-Könige der Liga aufeinander. Nach einem starken 1:1 in München reist die Kohfeldt-Elf durchaus selbstbewusst zum Auswärtsspiel in die Volkswagen Arena. 90min listet vier Fragen samt Antworten vor dem Werder-Spiel beim VfL.
1. Werder mit 1:1-Abonnement?
Lediglich am ersten Spieltag kassierte Werder eine Niederlage, seitdem ist der Verein ungeschlagen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass seitdem nur zwei Spiele für sich entschieden wurden. Das 1:1 am Samstagnachmittag gegen die Bayern war das fünfte Unentschieden in Folge. Die Grün-Weißen rücken in der Tabelle kaum voran, geben sich mit dem neunten Tabellenplatz und sieben Punkten Abstand auf die Abstiegsränge dennoch zufrieden.
Ein Erfolgserlebnis in Wolfsburg würde den absoluten Durchbruch und die vorzeitige Beseitigung aller Abstiegsgeister aus der vergangenen Katastrophensaison bedeuten. Nach dem starken Auftritt gegen den deutschen Rekordmeister hätte man sich einen Dreier auch redlich verdient. Dennoch wartet auf die Bremer am Freitagabend keinesfalls ein einfaches Spiel. Gegen die Wölfe, die in dieser Saison noch kein einziges Spiel verloren, bedarf es erneut einer defensiven, konzentrierten Ausrichtung, die auf wenige, effektive Konter beruht.
In der Geschichte trennten sich die beiden Klubs bereits sechs Mal mit 1:1, immer im Stadion des VfL. Die Hanseaten scheinen das Resultat ohnehin abonniert zu haben. Werder verlor keines der letzten vier Spiele in der Autostadt. Gut möglich, dass sowohl diese Bilanz als auch die Remis-Serie des Klubs am Freitag in eine erneute Runde gehen.
2. Wo bleibt der 'Glasner-Effekt'?
Ein erneutes 1:1 scheint also nicht abwegig. Dennoch können die Bremer auf das zuletzt angefressene Verhältnis in Wolfsburg hoffen. Vor der Länderspielpause äußerte sich Cheftrainer Oliver Glasner kritisch gegenüber der Transferphilosophie von Geschäftsführer Jörg Schmadkte sowie Sportdirektor Marcel Schäfer und bemängelte insbesondere, dass kein Offensivspieler für mehr Tempo und Tiefgang verpflichtet wurde. Ein klarer Seitenhieb - nicht nur gegen die Verantwortlichen, sondern auch seine eigenen Spieler.
Auswirkungen auf dem Rasen schien der Tumult allerdings noch nicht ausgelöst zu haben. Die Wölfe befinden sich nach drei Siegen aus den jüngsten vier Partien weiterhin auf Europapokalkurs. Dennoch tut sich die Offensive der Glasner-Elf mit dem Toreschießen recht schwer. Lediglich die drei Letztplatzierten der Liga erzielten weniger Tore als der VfL (neun).
Sofern Werder die Offensive des Gastgebers gänzlich lahmlegt, dürften sich die Türen aber öffnen. Das intern geschwächte Verhältnis der Wölfe kam in der Liga zwar bis dato noch nicht zum Vorschein, dürfte aber durchaus irgendwie und irgendwo auch auf dem Platz zu sehen sein. Werder muss es nur knacken! Der 'Glasner-Effekt' scheint somit eine Frage der Zeit und Intelligenz zu sein.
3. Toprak vs. Weghorst: Wer gewinnt?
Den Garant für das verdiente 1:1 in München bildete definitiv Werders Defensive. Im Abwehrzentrum ragte dabei vor allem Ömer Toprak heraus. Der Innenverteidiger gewann 86% seiner Zweikämpfe - egal ob am Boden oder in der Luft. Bayerns Starstürmer Robert Lewandowski legte er dabei völlig lahm.
Eine überragende Leistung, die der 31-jährige Routinier am Freitagabend gegen Wolfsburgs Top-Torschützen Wout Weghorst (vier Treffer) erneut abrufen muss. Toprak sowie Abwehrkollege Marco Friedl bilden somit die Basis für einen erfolgreichen Auftritt der Kohfeldt-Elf. Wolfsburgs Offensive gilt es, gänzlich zu dominieren.
4. Mit Stabilität und Selbstvertrauen zum Sieg?
Vor allem Werders Besetzung bei Standards und Flanken wirkte zuletzt immens verbessert. Die Bremer haben sowohl den ruhenden Ball, als auch ihr Defensivspiel im Griff und schöpfen dadurch Selbstvertrauen für eigene Aktionen in der Offensive. Zuletzt scheiterten Josh Sargent und Milot Rashica zwar noch am Weltklasse-Keeper Manuel Neuer, dennoch wirkten sie gegen die Bayern - und damit gegen das beste Team der Welt - agil und stabil. Darauf lässt sich aufbauen!
Die Partie entscheidet sicherlich darüber, ob man in der Wahrnehmung acht Spiele ungeschlagen oder aber sechs Spiele ohne Sieg dasteht. Ein starker Auftritt ohne Sieg bezweckte Letzteres - und wäre natürlich extrem ärgerlich. Für zahlreiche Unentschieden 'kannste dir am Ende dann auch nix kaufen'. Die Bremer Jungs müssen beweisen, dass sich auch ein Spiel gewinnen können!