Schlechteste Elfer-Quote der Liga: Der BVB hat es doch mit den Nerven

Marco Reus und der BVB zeigen Schwächen mit den Nerven.
Marco Reus und der BVB zeigen Schwächen mit den Nerven. / Lars Baron/Getty Images
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Borussia Dortmund gewinnt am Ende zwar mit 3:1 gegen den FC Augsburg, aber in Jubelstürme sollte man bei den Schwarz-gelben trotzdem nicht verfallen. Schon wieder verschoss der BVB einen Elfmeter und schon wieder bekam man ein absolut vermeidbares Gegentor. Sind es doch die Nerven und Mentalität, die am Ende fehlen, um ein absoluter Top-Club zu sein?

Die Frage kann mittlerweile niemand mehr hören. Spieler und Verantwortliche reagieren zunehmend gereizt, wenn sie darauf angesprochen werden, ob die Ergebnisse der letzten Wochen irgendwie mit der Einstellung zu tun haben. Seit letzter Saison stellt man sich die große Mentalitäts-Frage. Manche haben schon den nächsten Umbruch des Dortmunder Kaders ausgerufen. So weit ist man noch nicht, aber klar ist, dass sich in den Köpfen des Kaders etwas tun muss.

Haaland verschießt Elfmeter - Nicht der erste in dieser Saison

Erlin Haaland (M.) steht nach seinem verschossenen Elfer bedröppelt da.
Erlin Haaland (M.) steht nach seinem verschossenen Elfer bedröppelt da. / SASCHA STEINBACH/Getty Images

In der 21. Spielminute hätte Braut Erling Haaland den Ausgleich erzielen können. Er legte sich den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht, nahm Anlauf, bremste kurz ab, um ihn anschließend voll an die Latte zu nageln. Zu genau würden jetzt manche sagen. Andere schlecht geschossen. Aber das Ergebnis ist das gleiche. Der Ball war nicht drin. Und das ist, was zählt.

Letzte Woche hatte Marco Reus einen Strafstoß kläglich neben das Tor gesetzt. Immerhin da verbesserte man sich. Ein schwacher Trost. Denn offenbar hat der BVB ein Nervenproblem bei Elfmetern. Von den bisher vier, die man zugesprochen bekam, verwandelte der BVB nur einen einzigen. Ein schwache Quote von nur 25 Prozent. Keine Mannschaft in der Bundesliga, die mindestens zwei Strafstöße zugesprochen bekam, hat einen schlechteren Wert. Nur Schalke und Augsburg haben die Null stehen, bekamen einen Elfer und verschossen ihn.

Der BVB ist also die schlechteste Elfmeter-Mannschaft der Liga. Diese Erkenntnis müsste eigentlich bei Trainern, Spielern und den Verantwortlichen der Borussia angekommen sein. Elfmeter sind das Paradebeispiel dafür, wo im Fußball keine Technik oder Kraft zählen, sondern vor allem die Nerven. Und die hat der Club aus dem Pott anscheinend nicht.

Chancenverwertung ist nicht herausragend - Nachteil gegen Topteams

Sogar Top-Stürmer Haaland hat keine optimale Chancenverwertung.
Sogar Top-Stürmer Haaland hat keine optimale Chancenverwertung. / LEON KUEGELER/Getty Images

Auch im Spiel nach vorne bewies Dortmund mal wieder, dass die Chancenverwertung schon seit Jahren eine der großen Schwächen ist. Mit einem bisherigen Saisonwert von 9,4% hat man nur die siebtbeste Quote der Liga. Gelegenheiten werden zu selten zu Toren umgewandelt. Dass der BVB offensiv bemüht ist, spricht niemand ab. 404 Torschüsse stehen bislang zu Buche. Nur der FC Bayern gab mehr ab. Aber dafür haben die Münchener auch die beste Chancenverwertung der Liga.

Vor dem Tor ist man also nicht eiskalt genug. Der Killerinstinkt scheint nicht ausgeprägt genug zu sein. Selbst Union Berlin ist besser. Sich auf Dauer immer viele Gelegenheiten herausspielen zu müssen, ermüdet nicht nur den Körper sondern auf den Kopf. Um um die Meisterschaft mitzuspielen, muss Borussia Dortmund hier kaltschnäuziger werden. Ansonsten rennt man sich vor allem gegen tief stehende Gegner selbst kaputt.

Trainer Edin Terzic hat schon die Zahl der Pässe deutlich verringert, man kommt schneller zum Abschluss als noch unter Lucien Favre. Dennoch reicht es anscheinend noch nicht. Deshalb musste gegen den FC Augsburg auch ein Eigentor der Gäste her, um die Partie endgültig zu entscheiden.

Führungsspieler sind keine Vorbilder für die anderen

Eigentlich sollte Mats Hummels die BVB-Abwehr stabilisieren.
Eigentlich sollte Mats Hummels die BVB-Abwehr stabilisieren. / Lars Baron/Getty Images

Mats Hummels kam zurück nach Dortmund, um mit seinen klaren Ansagen die jungen Spieler anzuführen und sie besser zu machen. In dieser Saison schwankt er aber selber erheblich in seinen Leistungen. War er zu Saisonbeginn noch einer der besten Innenverteidiger der Liga, sieht er mittlerweile bei fast jedem Gegentor unglücklich aus. Gegen Augsburg verlor er vor dem Tor der Gäste das entscheidende Kopfballduell gegen Niederlechner.

Marco Reus ist Vereins-Ikone, Kapitän und mit Mats Hummels der Anführer unter den Feldspielern. Die beiden sollen es gewesen sein, die die Absetzung von Lucien Favre gefordert haben. Daraufhin wurde er entlassen. Er geht voran und versucht sich an den Elfmetern, scheiterte bisher aber bei beiden. Auch im Spiel wirkt er nicht immer gut mit eingebunden. Auch durchspielen darf er nur noch selten. Bisher in dieser Saison war das nur fünfmal der Fall. Für einen Anführer zu wenig.

Roman Bürki kann nun die nächsten Wochen auch erstmal mit einer Schulterverletzung nicht direkt helfen. Was für eine verrückte Situation für den BVB. Borussia Dortmund muss dringend an seinen Nerven arbeiten. Ansonsten wird es am Ende möglicherweise doch noch eine enttäuschende Saison.