Schalkes Niederlage war kein Zufall: Bei jedem Treffer zeigte sich eine Schwäche

Benjamin Stambouli steht ziemlich alleine.
Benjamin Stambouli steht ziemlich alleine. / INA FASSBENDER/Getty Images
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Der BVB demontiert den FC Schalke 04 im Revierderby. Die Höhe des Ergebnisse kam für viele überraschend. Aber bei genauerer Betrachtung konnte bei jedem Gegentor eine entscheidende Schwäche aufgedeckt werden, die Schalke schon die ganze Saison über plagen. Die Demütigung im heimischen Stadion war also keineswegs Zufall.

Individuelle Fehler machen einem das Leben schwer

So manch einer fragte sich bestimmt, was sich Benjamin Stambouli vor seinem Ballverlust vorhatte. Wollte er die Dormunder Offensive alleine ausdribbeln? Wollte er den schnellen Konter einleiten? Wollte er den Ball danach hoch klären? Die richtige Antwort kennt wohl nur der Abwehrspieler. Es ist mal wieder ein individueller Fehler, der die Schalker in die Misere reißt.

Die Spieler sind verunsichert. Das merkt jeder Beobachter. Wenn es vor dem eignen Strafraum zu Aktionen kommt, wird der Ball meistens einfach geklärt oder das eins gegen eins gemieden. Genau aus solchen Gründen. Ein einfacher Ballverlust kann dann für Torgefahr sorgen. Stambouli ist aber nicht der erste Akteur, der individuell patzt und somit eine Niederlage einleitet.

Auch Neuzugang Shkodran Mustafi stand bei Gegentoren schon viel zu weit weg vom Gegenspieler. Bastian Oczipka verlor das ein oder andere mal den Ball, während seine Teamkameraden schon in der Vorwärtsbewegung waren. So konnte man das Gegentor nicht mehr verhindern. Die beiden sollen als Beispiele dienen. Niemand aus der Mannschaft ist von diesen Fehlern ausgeschlossen.

Gegner haben ein anderes Selbstverständnis - es gelingt einfach alles

Der FC Schalke 04 war mal ein Name, der den Gegnern eine riesige Portion Respekt einflößte. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Die Knappen sind schlagbar. Das beweisen sie jeden Spieltag aufs Neue. Sogar beim einzigen Bundesliga-Sieg der Saison hatte die TSG Hoffenheim zwei große Chancen durch Dabbur. Dass diese nicht genutzt wurden, lag an einem herausragend aufgelegten Ralf Fährmann.

Das zeigt, die Gegner haben vielleicht noch Respekt vor den Königsblauen, aber Furcht kommt keine mehr auf. Stattdessen scheint es, als würde ihnen viel mehr gelingen als in anderen Saisonspielen. Das Tor von Braut Erling-Haaland war schön anzuschauen, aber ob der Stürmer den auch gegen den FC Bayern oder Leverkusen so verwandelt hätte, ist fraglich.

Die Gegner spielen plötzlich über ihrem normalen Leistungspotential. Das macht einen Schalker Sieg noch unwahrscheinlicher. Kein Wunder, dass bisher nur ein Saisonerfolg gelungen ist.

Einfache Spielzüge des Gegners reichen aus - Die individuelle Klasse ist einfach zu schwach

Das 3:0 des BVB verdeutlicht diesen Schwachpunkt. Raphael Guerrerio und Marco Reus brauchten nur einen simplen Doppelpass zu spielen und hebelten damit die gesamte Schalker Hintermannschaft aus. Kein Verteidiger war bei Guerreiro oder versperrte ihm den Weg, bevor er zur Vorentscheidung ins Tor traf.

Das zeigt, die Defensive lässt sich viel zu einfach abschütteln. Das kann nicht alleine daran liegen, dass jeder Gegner die im letzten Punkt beschriebenen Überleistungen bringt. Die Defensive spielt schlichtweg nicht auf Bundesliga-Niveau. Abgesehen von Torwart Fährmann bringt niemand seine bestmögliche Leistung. Abgesehen von Sead Kolasinac gibt es keinen Antreiber. Seit seinem Wechsel von Arsenal nach Gelsenkirchen hat der neue Kapitän zwar immer wieder Impulse gesetzt, aber auch er konnte die leichten Gegentore über die linke Seite nicht verhindern.

Schalke muss sich fragen, wie lange man es schon verpasst hatte, eine Konkurrenzfähige Verteidigungsreihe auf den Platz zu schicken. Nicht erst seit der Rückrunde fangen sich die Schalker die meisten Gegentore der Bundesliga. Die meisten davon sind nichtmal besonders grandios herausgespielt. Wie im Derby zu sehen war, reicht manchmal ein einfacher Doppelpass.

Die Mannschaft bricht auseinander und die Zuordnung fehlt - Es fehlt ein Organisator

Dass der FC Schalke in Rückstand gerät, ist in dieser Saison nicht ungewöhnliches. Aber dass man fast jedes Mal danach komplett zusammenbricht schon. Es scheint niemand da zu sein, der dafür sorgt, die Mannschaft wieder auf einen geordneten Weg zu bringen. Eigentlich sollten das Huntelaar, Kolasinac und Mustafi übernehmen. Aber zwei von denen warten verletzt auf ihren Einsatz und der dritte war gegen die Dortmunder schlichtweg überfordert.

Spätestens das 4:0 zeigte, wie die Ordnung in der Defensive auseinanderbricht, sobal man sich ein Gegentor fängt. Kolasinac und Serdar gingen zusammen auf Sancho, dabei verlor der Achter Serdar den ihm zugeteilten Jude Bellingham aus den Augen. Dieser bekam den Ball und gab prompt die Vorlage zum vierten Tor der Schwar-Gelben.

Wenn die Zuordnung konsequent so vernachlässigt wird, ist es kein Wunder, dass die Borussia aus Dortmund auch noch hätte höher gewinnen können. Aber dieses Ergebnis ist schon beschreibend genug für die aktuelle Schalker Situation. Aus eigener Kraft können die Knappen den Abstieg kaum noch verhindern. Möchte man die Chancen jedenfalls erhöhen, dann müssen diese vier grundlegenden Fehler dringend abgestellt werden.