Schalker Saisonvorschau 20/21: Diese Spieler stehen besonders im Fokus
Von Yannik Möller
Nach der erschreckend schlechten Rückrunde der vergangenen Saison hat Schalke einiges wieder gut zu machen. Inwiefern das in der anstehenden Saison 2020/21 gelingen wird, ist noch fraglich - manch ein Fan erwartet sogar den (frühen) Abstiegskampf.
Die Spieler werden viel Verantwortung auf ihren Schultern tragen müssen, der eine mehr, der andere weniger. Während von manchen Spielern erwartet wird, dass sie mit ihren Leistungen wieder an der Spitze stehen, könnten andere zur positiven Überraschung der Spielzeit werden.
Wir werfen einen Blick in die kommende Saison, unterteilt in verschiedene Kategorien für die jeweiligen Akteure des FC Schalke 04. Neben den Leistungsträgern und den Überraschungen wird es auch spannend zu sehen sein, wer beispielsweise zum Edel-Reservisten wird oder wer unbedacht im Schatten seine Aufgaben sehr zuverlässig erledigen wird.
1. Die Kandidaten zum "Spieler der Saison"
Suat Serdar: Der 23-Jährige kam in der letzten Saison richtig in Fahrt und gehörte nicht nur zu den torgefährlichsten Schalkern der ganzen Saison (trotz so mancher Woche Ausfallzeit) - auch sein Einfluss im Aufbauspiel und bei den Balleroberungen war von großem Wert. In der kommenden Saison muss er, auch ungeachtet seiner Position bzw. Rolle, als Leader vorweg gehen. Der Neu-Nationalspieler wird wieder im positiven Fokus stehen.
Ozan Kabak: Trotz einer Verletzung am Fuß, durch die er den Saisonstart verpasste und ihm zunächst einen Bankplatz bescherte, arbeitete sich der Youngster rasend schnell in die Startelf, wo er sich unersetzbar machte. Trotz seiner erst 20 Jahre spielt der Innenverteidiger sehr souverän und abgeklärt, weshalb er völlig zurecht zu den größten Abwehrtalenten zählt. Sein Stammplatz dürfte ohnehin sicher sein.
Omar Mascarell: Der Spanier war eine große Bereicherung für das Spiel der Schalker. Im defensiven Mittelfeld sorgte er nicht nur für viel Kontrolle und Ruhe, auch seine Statistiken bei gewonnenen Zweikämpfen und abgefangenen Bällen waren beeindruckend. Obwohl er sich noch von einer sehr langwierigen Verletzung zurückkämpfen muss, wird er erneut eine der wortwörtlich zentralen Figuren beim S04 sein.
Ralf Fährmann: Etwas überraschend gehört auch Ralf Fährmann zum Kandidatenkreis für den besten Spieler der Saison. Aufgrund der negativen Entwicklung der letzten acht Monate ist es derzeit eher zu erwarten, dass Königsblau nicht allzu sehr im Offensivfußball überragen wird, sodass der Keeper einen großen Teil zum erhofften Erfolg beitragen muss. Die bisherigen Auftritte in den Testspielen dürften dem Rückkehrer einen Motivations- und Selbstbewusstseinsschub verpasst haben.
2. "Most Improved Player" - der größte Leistungssprung
Ahmed Kutucu: In der letzten Saison wurde er meist als Joker eingesetzt, weswegen sich viele Fans - auch angesichts der sonstigen Sturm-Konkurrenz - mehr Startelf-Einsätze für das Eigengewächs wünschten. David Wagner erklärte, er habe taktisch noch viel zu lernen. Dafür hatte Kutucu, wie die gesamte Mannschaft, mittlerweile viel Zeit. Seine Abschluss-Qualitäten sind bereits auf einem guten Level - durch einen großen Leistungssprung kann er es demnächst zum Stammspieler schaffen.
Rabbi Matondo: Der 19-Jährige zeichnete sich bisher primär durch seine Geschwindigkeit und seinem Zug zum Tor aus, den richtigen Durchbruch wird er aber auch im dritten Jahr beim S04 angehen müssen. Während der letzten Wochen und Monate zeigte sich der junge Waliser regelmäßig beim Krafttraining im Gym, wo er seinen Nachteil der noch körperlichen Schwäche hat ausgleichen wollen. Nach und nach wird der eigentliche Flügelspieler immer besser und in einem guten Offensiv-Konstrukt wird er auch mehr Einfluss haben können.
3. Die Edel-Reservisten
Matija Nastasic: Der dienstälteste Schalker geht inzwischen in seine sechste blau-weiße Saison, wird aber vermutlich zunächst hinter Ozan Kabak und Salif Sané stehen und somit auf der Bank Platz nehmen. Der 27-Jährige ist ein sehr zuverlässiger Innenverteidiger, auf den jeder Trainer zählen kann. Weil seine Konkurrenten aber sehr häufig sehr souverän auftreten, muss er sich seinen Weg in die Startelf im Training erkämpfen. Fällt ein Spieler aus oder wird ein dritter Innenverteidiger gebraucht, ist er die erste Wahl.
Benito Raman: Der Belgier ist einer der Spieler, die in der bisherigen Saisonvorbereitung untergetaucht sind. Oftmals wirkte er in den Testspielen etwas verloren, während sich zum Beispiel Mark Uth nach und nach immer besser zu integrieren wusste. Da auch Ahmed Kutucu auf einen Startelf-Platz drängt und auch Vedad Ibisevic verpflichtet wurde, um das ein oder andere Spiel zu entscheiden, könnte es Raman zunächst auf die Bank verschlagen. Von dort wird er aber viel Tempo, viel Spielwitz und Torgefahr einbringen können.
4. Die größten Überraschungen
Can Bozdogan: Eine potenzielle Überraschung könnte auch der erst 19-Jährige werden. Eher weniger aus seinem reinen Talent und Können heraus, das er nicht nur als Kapitän der U19, sondern auch schon im Endspurt der letzten Saison bei den Profis hat unter Beweis stellen können. Viel eher könnte er trotz seines jungen Alters zu einem wichtigen und verlässlichen Bestandteil des S04-Mittelfelds werden. Seine Kreativität und das offensive Denken wäre sehr wichtig.
Mark Uth: Bis zu seiner Leihe zum 1. FC Köln hat so gut wie niemand mehr daran geglaubt, dass der Stürmer auf Schalke noch einschlagen könnte. Der damals ablösefreie Transfer, zurecht gefeiert, schien einfach nicht aufzugehen. Zuletzt wirkte er aber viel spielfreudiger und befreiter in seinen Aktionen - womöglich hat er mit dem Effzeh (vorerst?) abgeschlossen. Wird er richtig eingesetzt, kann er seine Teamkollegen richtig einsetzen.
Vedad Ibisevic: Während es hieß, Königsblau suche noch einen weiteren Mittelstürmer, hätte wohl niemand mit dem 36-jährigen Ibisevic gerechnet. Nichtsdestotrotz könnte er durch seinen Ehrgeiz und seine Motivation zu einer der positiven Überraschungen werden, wenn er sich doch noch durch einige Tore in die Herzen vieler Fans schießen kann - zuzutrauen wäre es ihm allemal.
5. Wichtige Spieler im Schatten
Bastian Oczipka: Jeder kennt sie, niemand beneidet sie: Die Spieler, die Woche für Woche wichtige Leistungen abrufen, aber nicht das Lob oder die Beurteilung bekommen, die sie verdienen. Oczipka könnte in diese Kategorie passen. Als gesetzter Linksverteidiger, der schon in der Vorsaison vielfältig aushelfen musste, wird er eine sehr wichtige Rolle spielen. Vor allem defensiv kann man durchaus erwarten, dass er seine Aufgaben gewissenhaft erledigen wird, dabei aber im Schatten bleibt.
Salif Sané: Seitdem der 30-Jährige für Schalke aufläuft, gehört er zu den wichtigen Spielern auf dem Platz. Neben seinen sehr starken Zweikampfwerten (stets an der Liga-Spitze!) und dem ruhigen Aufbauspiel ist auch seine Torgefahr durch seine Größe nicht zu verachten. Nur selten geht er als gefeierter Matchwinner vom Feld, obwohl er regelmäßig sehr starke Partien abliefert. Mit dem Zweiten ist wieder zu rechnen, mit dem Ersten womöglich auch.
6. Die Youngsters in der zweiten Reihe
Levent Mercan: Immer wieder wird der 19-Jährige zu den jungen Wilden beim S04 gezählt, doch hat er nicht ansatzweise so viele Gelegenheiten bekommen, sich zu zeigen, wie es bei einigen anderen Youngsters war. Zumindest im Kader wird der flexible Mittelfeldspieler in der kommenden Saison stehen, solange es möglich ist. Seine Chancen wird er bekommen und auch wenn sie nicht so zahlreich sein werden, wird er sie nutzen müssen.
Nassim Boujellab: Unter den jungen Spielern aus der Knappenschmiede hat der gebürtige Hagener zwar vergleichsweise schon sehr viel Profi-Luft schnuppern können, aber so richtig gesetzt ist er dabei nicht. Spieler wie Serdar, Harit oder Mascarell laufen ihm noch den Rang ab - auch wenn er sich ärgern wird, dass er als eigentlicher Offensivspieler regelmäßig Aufgaben im defensiven Mittelfeld erledigen musste.
Timo Becker: In der letzten Saison konnte er aus der U23 den Sprung zu den Profis schaffen und das ein oder andere gute Spiel abliefern. Durch die nahezu gesicherte Besetzung der Innenverteidigung und der Planung, mit Sebastian Rudy als Rechtsverteidiger in die nächste Spielzeit zu gehen, wird der 23-Jährige sehr wahrscheinlich regelmäßig auf der Bank sitzen müssen.
Markus Schubert: Im Zweikampf mit Ralf Fährmann hat Markus Schubert den Kürzeren gezogen. Wirklich zeigen konnte er sich in der Saisonvorbereitung aufgrund einer Verletzung zwar nicht, aber in der Beurteilung wird das zunächst keinen Unterschied machen. Heißt für den U21-Nationalkeeper: Er wird die Nummer zwei werden und auf regelmäßige Patzer Fährmanns warten müssen.