Schalker Durchhalteparolen an den Mikros - was sollen sie auch sagen?
Von Yannik Möller
Die bisherige Saison und der Ausblick auf Schalke sind katastrophal. Dennoch glauben Spieler und Trainerstab noch immer an den Klassenerhalt - sagen sie zumindest immer vor und nach den Spielen. Wegen dieser Durchhalteparolen und 0815-Sprüche gibt es oftmals Kritik. Doch was sollen sie denn auch anderes sagen?
"Wir glauben bis zum vielleicht bitteren Ende [an den Klassenerhalt]. Wir fighten! Wir werden uns aufrichten", erklärte Christian Gross nach der bitteren wie enttäuschenden Niederlage von Schalke 04 am vergangenen Wochenende.
Vorausgegangen war das Derby gegen den BVB mit 0:4-Klatsche. Die Fans zu Hause vor den Fernsehern waren bedient, angefressen, traurig und wütend. Alle Faktoren zusammen, haben die letzten zwölf, 13 Monate für einen solch negativen Gefühlscocktail gesorgt, verfeinert durch eine nahezu peinliche Revierderby-Niederlage. Dann kommen die Durchhalteparolen, die klassischen 08/15-Sprüche und Phrasen, für deren Kosten sogar manch ein Fußballer-Gehalt draufgehen könnte. Und schon sind die Fans noch wütender.
Verständlicher Frust über 08/15-Phrasen - aber was soll denn auch sonst gesagt werden?
Immer wieder, Woche für Woche mit ganz wenigen Ausnahmen durch die Auftritte und Ergebnisse enttäuscht zu werden, das ist das eine. Jedes einzelne Mal die gleichen Sätze zu hören, nachdem es wieder einen weiteren Rückschlag im Kampf um den sehr, sehr weit entfernten Klassenerhalt gab, ist etwas anderes. Verständlich, dass man als S04-Fan nicht mehr zuhören mag. Und dennoch: Was sollen die Spieler und der Trainer denn auch anderes von sich geben?
Es ist nun einmal eine schlichtweg beschissene Lage, in der sich Schalke befindet. Der Abstieg ist so gut wie sicher, aber eben noch nicht beschlossene Sache - zumindest in der Theorie. Dass sich Spieler X und Spieler Y nach einer erneuten Niederlage vor die Mikros stellen um zu betonen, wie sehr man noch an die Rettung glaube und wie viel Einsatz man dafür zeigen wird, das ist Teil des Geschäfts.
Andersherum würde es ebenso einen Aufschrei und viel Gemecker geben, sollte plötzlich ein "natürlich schaffen wir das nicht mehr, wir sind abgestiegen und das Thema ist gegessen" ausgesprochen werden. Das dürfte sich die Vielzahl der Spieler und Vereinsverantwortlichen ebenso denken wie die allermeisten Fans. Solche Sätze aussprechen ist aber nochmal eine ganz andere Nummer.
Somit ist die Kritik am Phrasengedresche nach einer absoluten Nicht-Leistung selbstredend ebenso berechtigt, wie sie verständlich ist. Nach 15 Niederlagen in 22 Spielen will niemand hören, wie sehr man doch noch kämpfen und fighten werde. Andererseits kann es doch auch nicht ernsthaft gewollt sein, dass von Vereinsseite aus der größte und bitterste Kampf der jüngeren Vereinsgeschichte schon am 22. Spieltag oder sogar schon die ein oder andere Woche zuvor für verloren abgetan wird.
Schlussendlich sind die Spieler, die vor die Mikros treten doch selbst in einer doofen Lage. Bleibt man realistisch weiß man ganz genau, dass sie nichts anderes tun können, als den Glauben zu beteuern. Wobei man natürlich auch festhalten muss, dass sie alles andere als schuldlos erst in eben jene Lage gerutscht sind.