Schalke will einen Leistungsträger abgeben - Harit wechselt Berater
Von Yannik Möller

Um die Lücken im Kader füllen und sich verstärken zu können, ist Schalke in dieser Transferphase auf hohe Einnahmen angewiesen. Offenbar reichen nicht nur die Einsparungen durch erhoffte Leihspieler-Abgänge - es soll sogar einen Wechsel eines Leistungsträgers geben.
Viel Geduld und Kraft wird Schalke 04 mitbringen müssen: Der notwendige Plan, Spieler wie Nabil Bentaleb, Cedric Teuchert oder Sebastian Rudy abzugeben und somit zumindest das teilweise sehr üppige Gehalt (Rudy mit ca. sechs Millionen Euro) einzusparen, ist ein Risiko. Wird es Abnehmer geben? Gehen die Wechsel zu einem Zeitpunkt über die Bühne, an dem der Klub selbst noch aktiv werden kann?
Da die Transferphase in diesem Sommer ausnahmsweise bis in den frühen Oktober hinein reicht, gibt es nicht nur den Vorteil, bis dahin agieren zu können. Gleichzeitig gibt es auch den Nachteil, womöglich bis in die Saison hinein auf Abnehmer für kostenintensive Wechsel-Kandidaten warten zu müssen.
Schalke sucht den Befreiungsschlag: Verkauf eines Leistungsträgers denkbar
Damit Schalke davon nicht abhängig ist und trotzdem wichtige Investitionen am Kader vornehmen kann, soll sich die Vereinsführung einen "geheimen Notplan" überlegt haben, von dem die Bild schreibt. Dieser beinhaltet, dass auch ein Leistungsträger verkauft werden soll, um mit einer Finanzspritze nach dem Transferfenster im Winter nicht auch noch das aktuelle im Sommer zu verschlafen. Der einstige Plan, alle wichtigen Spieler zu halten, scheint mittlerweile nicht mehr umsetzbar zu sein.
Die potenziellen Kandidaten, so der Bericht weiter: Ozan Kabak, Weston McKennie oder Amine Harit. Sie alle sind langfristig bis 2024 an den Verein gebunden. Im nächsten Sommer wäre für Kabak der Abgang per Ausstiegsklausel (etwa 45 Millionen Euro) möglich - in den nächsten Wochen und Monaten wären die Ablösesummen für alle drei allerdings frei verhandelbar, wenn auch aus einer schlechten Position heraus, da bekannt ist, wie sehr S04 auf Einnahmen angewiesen ist.
Der Plan soll allerdings auch den Faktor beinhalten, dass maximal einer der Spieler gehen soll. Heißt: Wechselt beispielsweise McKennie den Verein, werden Kabak und Harit definitiv die Saison in Blau-Weiß spielen. Dieser finanzielle Befreiungsschlag soll intern als notwendig erachtet werden, damit ebenfalls notwendige Ausgaben für den Kader gemacht werden können. Schon im letzten Jahr gab es Zweifel an der Qualität der Mannschaft, insbesondere was die zweite Reihe betrifft, die in der Rückrunde im Rampenlicht stand.
Interessenten für McKennie & Kabak - Harit mit Berater-Wechsel
Kabak ist und bleibt ein Thema beim FC Liverpool. Dejan Lovren hat den Klub bereits offiziell verlassen, sodass ein Innenverteidiger-Posten frei wäre. Ein Wechsel in diesem Sommer würde für Schalke mindestens 35 Millionen Euro bedeuten (via Bild), obwohl die Klausel im nächsten Jahr rund zehn Millionen Euro höher liegt. Denkbar wäre wohl auch eine vorzeitige Einigung für den Sommer 2021, wenn Königsblau beim Youngster standhaft bleibt. Dann wären zumindest theoretisch einige Millionen Euro schon jetzt planbar. Das Risiko: Das Geld wäre im nächsten Sommer bereits weg.
Die gefeierte Vertragsverlängerung von Harit könnte ebenfalls schnell wieder in Vergessenheit geraten. Laut des Berichts hat der 23-Jährige kürzlich seinen Berater gewechselt, der nun nach zukünftig möglichen Wechselmöglichkeiten in den Top-Ligen Europas suchen soll. Sieht der Marokkaner beim S04 keine Perspektive für die Zukunft, wäre eine vorzeitige Trennung möglich. Mit einem Marktwert von etwa 24 Millionen Euro ist er zurzeit beziffert - ein Betrag, der bei einem Verkauf wohl als grobe Richtlinie für die Ablösesumme gelten kann.
Allerdings könnten Harit und Kabak auch bleiben, sollte der weiterhin angestrebte Wechsel von Weston McKennie über die Bühne gehen. So soll Hertha BSC bereits mit S04 verhandeln, doch die Berliner wollen die angestrebten 25 Millionen Euro nicht zahlen. Eine schnelle Einigung soll ohnehin nicht in Sicht sein. Dementsprechend liegt die Hoffnung auf den Klubs der Premier League, die Interesse am US-Amerikaner haben. England ist sowieso das bevorzugte Ziel des Mittelfeldspielers. Sollte er sich mit einem Verein einig werden, könnten die Verhandlungen mit Schalke aufgenommen werden und vergleichsweise schnell über die Bühne gehen.
McKennie-Abgang als kleinstes Übel: Verlust und Handlungsbedarf wären kleiner
Am ehesten zu verkraften wäre wohl der Abgang von McKennie. Während ein erneut anvisierter Offensiv-Stil auch von Harit und seiner Kreativität abhängig ist, hat Kabak bereits in seinem ersten S04-Jahr gezeigt, wieso er als sehr großes Abwehr-Talent gilt. Beide könnten eine wichtige Stütze für die kommende Saison sein, in der es gilt, sich nicht nur zu stabilisieren, sondern endlich den geforderten Spielstil zu festigen.
Kreativität ist ohnehin ein Faktor im Spiel von Königsblau, der viel zu wenig vorhanden ist. Gibt man Harit ab - schwankende Leistungen hin oder her -, schwächt man im direkten Zug die Offensive. In der Innenverteidigung stünden zwar Salif Sané und Matija Nastasic bereit, während Nachwuchs-Spieler Malick Thiaw den Sprung zu den Profis schafft und womöglich auch Benjamin Stambouli noch bleibt, doch wäre Kabak vor ihnen gesetzt und dementsprechend wichtig.
Bei McKennie hingegen würde eine nicht allzu große Baustelle entstehen. Mit Suat Serdar und Omar Mascarell (offenbar keine Verkaufs-Kandidaten) gibt es beispielsweise zwei ebenfalls sehr wichtige Akteure, die seine Rollen übernehmen können. Beim offensiven Part sind Harit (und Rückkehrer Mark Uth?) dabei, während auch Nassim Boujellab eine mittlerweile häufig eingesetzte Alternative ist. Can Bozdogan hat zum Saisonende ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen.
Auch wenn die Einnahmen durch einen McKennie-Transfer nicht so hoch wären, wie die von Kabak: Zusammen mit den Einsparungen und vermutlich noch kleineren Ablösen, die noch ausstehen, müssen Sportvorstand Jochen Schneider und Kaderplaner Michael Reschke ihre gute Arbeit unter Beweis stellen. Vermutlich wird es erneut die ein oder andere Leihe geben, durch die vergleichsweise wenig Geld ausgegeben werden muss.
Schalke muss finanziell handlungsfähig, gleichzeitig aber auch konkurrenzfähig und im Kader stabil bleiben. Somit sollen Abgänge von Kabak oder Harit als die allerletzte Reserve gelten. Womöglich gibt es auch noch Angebote für Spieler wie Alessandro Schöpf, Guido Burgstaller oder - wie in jedem Sommer - für den regelmäßig in Italien begehrten Nastasic.