Schalke Ultras vor dem Revierderby mit emotionalem Appell ans Team
Von Yannik Möller
Nach dem 1:1 gegen Union Berlin und damit dem ersten Punktgewinn der Bundesliga-Saison hatte Schalke noch einen sehr kurzfristigen Gesprächstermin mit rund 80 Ultras vor dem Stadioneingang. Die Fans betonten die Bedeutung des Derbys nächste Woche, wurden aber auch lauter und sprachen zum Teil fragwürdige Wiedersehen-Drohungen aus.
Das Remis zwischen Schalke 04 und Union Berlin am Sonntagabend war über das ganze Spiel gesehen zwar durchaus das verdiente Resultat, mit dem beide Seiten aber kaum etwas anfangen konnten. Aufgrund der schwierigen Lage versucht Königsblau, jeden kleinen Erfolg mitzunehmen - dazu gehörte an diesem Wochenende eine bereits spürbar andere Einstellung auf dem Platz.
"Dann wird es aber nicht so friedlich. Ist das angekommen? 200 Prozent, von jedem! Für Schalke. Auf geht's!"
- S04-Ultras zur Mannschaft (via Bild)
Spielerisch, vor allem im Spielaufbau hin zur Offensive (so auch die Meinung von Trainer Manuel Baum) zeigte man sich allerdings nicht zufrieden. Jedoch seien Laufleistung, angezogene Sprints sowie die gezeigte Aggressivität ein Zeichen für die richtige Richtung. So ähnlich schienen es auch die Ultras zu sehen, die bereits seit dem Liga-Stopp im März keinerlei Einfluss mehr auf das Team ausüben können. Auch gegen die Berliner waren nur 300 Zuschauer zugelassen - vom S04 aus systemrelevanten Berufen und der 'Schalke hilft!'-Stiftung ausgewählt.
Schalke weiter im Tal der Sieglosen: S04-Ultras sprachen mit der Mannschaft
Somit gab es nach dem Spiel Redebedarf. Etwa 80 Ultras versammelten sich vor dem West-Eingang des Stadions, den Bildern zufolge immerhin mit Masken oder Mund-Nasen-Bedeckung ausgestattet. Die klare Forderung, ihren Redebedarf loszuwerden und mit der Mannschaft zu sprechen - im friedlichen Rahmen und vor allem aufgrund des nahenden Derbys gegen Borussia Dortmund am kommenden Wochenende - fand Gehör. Die Schalker machten sich geschlossen auf den Weg.
Die Ansprache, so die Beobachter, soll in etwa fünf Minuten gedauert haben. Aufgrund der prekären Lage, verbesserte Einstellung hin oder her, wurde es auch lauter. Die Ansagen (via Bild): "Das war okay heute. Ihr müsst aber für's Derby noch ein paar Prozente mehr draufpacken. Das Derby ist das wichtigste Spiel im Jahr. Ihr geht da raus und gebt alles. Das kann man verlieren. Es kommt aber auf die Art und Weise an."
Bei dieser Motivation, die in der Regel schon durch größere Ansammlungen beim finalen Training vor der Partie gegen den BVB oder am Vorspieltag im Stadion selbst an die Mannschaft getragen wird, blieb es allerdings nicht. Der Ton wurde rauer, inklusiver Drohungen: "Wenn ihr euch nicht mindestens so präsentiert wie heute, dann sehen wir uns wieder. Dann wird es aber nicht so friedlich. Ist das angekommen? 200 Prozent, von jedem! Für Schalke. Auf geht's!"
"Das geht mir persönlich zu weit" - Ultras-Ansagen stoßen zum Teil auf Kritik
Bei den Fans in den sozialen Netzwerken traf diese Ansprache auf gemischte Reaktionen. Viel Verständnis wurde gezeigt, dass es den Ultras ein Bedürfnis war, mit dem Team zu reden und den Ernst der Lage erneut zu verdeutlichen. Immerhin stehen inzwischen 20 sieglose Spiele auf dem Zettel, Tabellenplatz 17, eine immer kompliziertere Ausgangslage in der Tabelle - und das vor dem Aufeinandertreffen mit einer der stärksten Teams, mit denen man eine unbeschreibliche Rivalität lebt.
Allerdings stießen die Drohungen und die Ansage auf ein dann nicht so friedliches Wiedersehen auch auf eine ganze Menge an Kritik. Ob es gerade den jungen Spielern helfen würde, so eine Ansage zu bekommen - ob da nicht womöglich etwas Leichtigkeit abhanden geht, die es nun dringend benötigt?
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