Das Problem mit Kabak: Schalke spielt gegen die Zeit
Von Yannik Möller
Die Hoffnungen angesichts eines Verkaufs von Ozan Kabak waren groß. Der Türke galt beim FC Schalke als der Spieler, der die höchste Ablöse einbringen sollte - durch EM-Auftritte (die schließlich ausblieben) hatte S04 sich einen weiteren Boost erhofft. Doch das ist mittlerweile alles Schnee von gestern. Während die Zeit tickt, wird der Abwehrspieler zum Zwangs-Schnäppchen.
Schalke 04 sitzt noch immer auf den prominenten Verkaufskandidaten. Neben Amine Harit hatte man am ehesten bei Ozan Kabak erwartet, dass sein Verkauf so gut wie keine Probleme darstellen sollte. Doch zeigt sich in den letzten Wochen das Gegenteil. Zum Leidwesen der Knappen.
Kabak hat Talent, Können und eine potenziell sehr gute Entwicklung vor sich. Auch wenn sein Ruf durch die letzten beiden Krisen-Jahre bei S04 gelitten hat, so hat sich an seinem Spielerprofil doch recht wenig geändert. Grundsätzlich wissen das auch einige Klubs. Doch sind die Aktien des Youngsters stark gesunken, einige andere Innenverteidiger stehen viel eher im Fokus.
Ein passendes Beispiel dafür ist der Rückzug von Leicester City. Die Foxes galten über einen gewissen Zeitraum als großer Interessent. Nun scheinen sie sich auf Jannik Vestergaard als Verstärkung zu fokussieren. Schalke geht leer aus: es gab und gibt kein Angebot vom Klub aus der Premier League.
Kabak-Interessenten wissen um Schalkes wachsenden Verkaufsdruck
Natürlich gibt es noch andere Vereine, insbesondere aus England, die sich mit ihm beschäftigen. Trotzdem zeigt der Leicester-Fall sehr gut, wie geduldig sich Königsblau zeigen muss. Ein erhofftes Wettbieten um den 21-Jährigen, bestenfalls noch genährt durch gute Auftritte bei der Europameisterschaft - längst Geschichte.
Das wiederum macht ein weiteres Problem größer. Während auch Kabak selbst unter Druck gerät, einen neuen Verein zu finden, trifft das aber auch auf Schalke zu. Eigentlich hatte man sich um die 15 Millionen Euro als Ablösesumme erhofft. Ursprünglich sogar auf den FC Liverpool gebaut, der eine Kaufoption für rund 20 Millionen Euro hatte. Summen, von denen man sich inzwischen verabschiedet haben dürfte.
Weniger Interessenten als gedacht, weniger Zeit für einen Transfer als erhofft. Damit erhöht sich der Verkaufsdruck. Es wäre nicht mehr überraschend, müsste der Zweitligist um einige Millionen vom anvisierten Verkaufspreis abweichen. Und das wissen natürlich auch die Klubs, die sich mit einer Kabak-Verpflichtung beschäftigen. Der Preis wird gedrückt und gedrückt und gedrückt.
Passend zum wahrscheinlichen Transfer-Ziel England, wäre wohl der Spruch 'better safe than sorry' angebracht. S04 muss den Abwehrspieler an den Mann bringen, so viel ist klar. Deshalb ist davon auszugehen, dass sie - im Falle eines eintreffenden Angebots - lieber frühzeitig zuschlagen als ein weiteres Abfallen der Angebote zu riskieren.
In anderen Worten: Kabak droht zum Schnäppchen für die anderen Vereine zu werden. Angesichts seines eigentlichen Könnens und seines Entwicklungspotenzials eine aus Schalke-Sicht große Enttäuschung. Manch einer mag sich an die damalige Ausstiegsklausel von 15 Millionen Euro erinnern, für die er kam - so gut wie jeder ging von einem Plus-Geschäft in wenigen Jahren aus.