Schalke-Sieg gegen Magdeburg könnte zur Trendwende führen - doch Reis kehrt dagegen
- Desaströse Anfangsphase fußte auf dem Angsthasen-Ansatz
- Spielerisches Schalke konnte sich verbessert zeigen
- Thomas Reis lässt die Hoffnung schon wieder abflachen
Von Yannik Möller
Der überraschende Sieg des FC Schalke gegen den 1. FC Magdeburg, angesichts der katastrophalen Anfangsphase inklusive 0:2-Rückstand, könnte mit den entsprechenden Lehren für die wichtige Wende sorgen. Doch schon direkt nach der Partie legte Thomas Reis den völlig falschen Fokus. Ein Kommentar.
Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen, mit Wendungen und ganz vielen Emotionen. Anders formuliert: Der FC Schalke hat gespielt.
Der 4:3-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg hat sich über lange Zeit nicht abgezeichnet. Im Gegenteil: Die erste halbe Stunde dieses Spiels war aus Sicht der Gastgeber schlichtweg furchtbar, katastrophal, desaströs. Ein Fehler jagte den nächsten. Der defensive Ansatz, den Gerald Asamoah bereits unter der Woche beschworen hatte, ging mit Ansage nach hinten los. Die Gäste dominierten die Gelsenkirchener nach Belieben. Entsprechend schlecht und gereizt war auch die Stimmung in der Veltins-Arena.
Mehr Mut und Ball nach furchtbarem Start: Schalke muss mehr Fußball wagen
Mit der Auswechslung von Tobias Mohr in der 37. Minute, der zwar nicht als Alleinschuldiger dargestellt werden sollte, der aber eine Leistung zum Vergessen ablieferte, kam es auch zur Umstellung bei Königsblau: Plötzlich schnappte man sich auch selbst den Ball, traute sich etwas zu, spielte nach vorne und setzte auf Geschwindigkeit.
Die Folge: Der Anschlusstreffer von Sebastian Polter. Es waren dieses Tor und die letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit, die dafür sorgten, dass es doch kein gellendes Pfeifkonzert gab. Ansonsten wären die Pfiffe wohl bis nach Magdeburg zu hören gewesen - und zwar zurecht.
Zwar war auch in der zweiten Halbzeit längst nicht alles Gold, was glänzt, doch war es ein spürbar anderes Spiel im Vergleich zu den ersten 30 Minuten. Weil sich Schalke weiterhin mehr mit dem Ball probierte, mehr spielerische Lösungen forcierte und weiterhin versuchte auch mit Tempo aufzuspielen, ließ man den FCM zugleich weniger ins Spiel kommen. So war der 4:3-Sieg schlussendlich auch zwar glücklich, aber nicht wirklich unverdient.
Um das klarzustellen: Auch die zweite Halbzeit war spielerisch kein wirklicher Leckerbissen. Aber als Schalker wird man ja inzwischen verwöhnt, wenn die eigene Mannschaft in der gegnerischen Hälfte mal fünf Pässe hintereinander zum Mitspieler bringt und sich halbwegs geistreich zu einer guten Torchance kombinieren kann.
Doch was viel wichtiger ist: Dieses Spiel könnte, nein müsste der Turnaround im Denken der Verantwortlichen sein. Nie wurde es so deutlich, dass der Angsthasen-Fußball, das defensive Abwarten und das elendige in den Fokus stellen des Malochen einfach keinen Mehrwert im modernen Fußball hat. Es wurde besser und die Fans wurden erst dann mitgenommen, als die Torchancen erfolgten, als das Team selbst anfing, zumindest stückweise Fußball zu spielen.
Doch diese durchaus berechtigte Hoffnung hat Thomas Reis unmittelbar nach dem Spiel schon wieder zu Grabe getragen.
Offensichtlicher kann das notwendige Umdenken nicht sein - und Reis bleibt trotzdem im nachweislich falschen Ansatz
Anstatt die richtigen Schlüsse aus diesen wilden 90 Minuten zu ziehen, blieb es am Sky-Mikrofon beim ewig gleichen und ewig falschen Fazit seinerseits: "Auf Schalke musst du malochen - das sage ich immer wieder!"
Wer nach diesem Spiel der Meinung ist, dass die Partie nur aufgrund von Malochen gedreht werden konnte, dass die Fans nur aufgrund von Zweikämpfen wieder unterstützten, dass die Torchancen lediglich durch eine verdammte Grundtugend (die jede Mannschaft mitbringen muss!) zustande kamen, der zeigt nur eins: Er hat es noch immer nicht verstanden.
Und genau deshalb sollten die Fans lieber diesen einzelnen Sieg und die Stimmung genießen, anstatt auf eine nachhaltige Veränderung der Herangehensweise unter Reis zu hoffen. Es ist wirklich schade, dass ein grundsätzlich so gut zu Schalke passender Typ wie er, plötzlich einen solch starrsinnigen und offensichtlich falschen Ansatz wählt - und diesen selbst nach diesem Duell nicht einmal zu überdenken scheint.
So macht es leider den Eindruck, als wären die vernünftigen 60 Minuten viel eher eine Eintagsfliege gewesen, als der Anhaltspunkt für einen Turnaround, den Schalke im Sinne des erhofften Aufstiegs dringend brauchen würde. Wie schade!
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