Erkenntnisse zum Schalke-Sieg über Bochum: Ergebnis gut, alles gut?
Von Yannik Möller
Dass sich Schalke 04 ausgerechnet beim kleinen Revierderby den ersten Sieg sichern konnte, sorgte für eine nochmals verbesserte Stimmung in der Veltins Arena. Der 3:1-Erfolg ist zwar wichtig und wertvoll, sollte aber trotzdem nicht die vorhandenen Probleme verbergen.
Es war ein Spiel, das schlichtweg gewonnen werden musste - und das wurde es auch. Schalke hat am Samstagabend eine wichtige Probe gegen den VfL Bochum gemeistert. Der 3:1-Sieg, der für eine sehr ausgelassene Stimmung in der Veltins Arena sorgte, bedeutet für Königsblau den ersten Dreier der Saison.
Der Tabellenletzte war in den Tagen vor der Partie nochmal tiefer in Chaos und Unruhe versunken. Ein Faktor, der für S04 den Druck nur noch erhöhte, diesen Gegner auch zu besiegen. Zwischenzeitlich drohte das Spiel nach dem 1:1-Ausgleich der Gäste zwar zu kippen, doch schlussendlich geht das Resultat in Ordnung.
Krauß im Fokus, Polter trifft, Aydin außen vor - die Erkenntnisse zum Schalker Sieg
1. Tom Krauß als Spieler des Spiels
Die Partie gegen Bochum war die beste Leistung im S04-Trikot, die Sommer-Neuzugang Tom Krauß bisher gezeigt hat. Für die allermeisten Fans und Zuschauer war direkt nach Abpfiff klar: Er war der Spieler des Spiels.
Das konnte auch an den nackten Zahlen festgemacht werden. Der 21-Jährige hatte mit die meisten Ballaktionen, gewann über 14 Mal den Ball (Spitzenwert im Spiel), konnte knapp 65 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen und agierte rundherum als wichtiger Dreh- und Angelpunkt.
Doch nicht nur das Fußball-Arbeiten stand bei ihm im Fokus. Auch das schnelle Umschalten, seine gute Übersicht und seine Leidenschaft sorgten für sehr viel Zuspruch. Dass er als Schalke-Fan es war, der zahlreiche Szenen bejubelte und die Fans immer wieder mitnahm, war dafür ein passendes Zeichen.
Bei solchen Leistungen, die er aus Sicht der Gelsenkirchener gerne wiederholen darf, kann man guten Gewissens den oftmals im falschen Kontext benutzen Begriff des Malochers hervorholen.
Krauß zeigte mit seinem Engagement für den Klub und mit seiner Aggressivität in den Duellen die richtige Einstellung, während er aber auch das Fußballspielen beherrscht. Kämpfen einerseits, aber auch mit dem Ball umgehen können. Das hat er gegen den VfL sehr gut verbinden können.
2. Ergebnis gut, alles gut?!
Der 3:1-Sieg war ein wichtiger Befreiungsschlag. Dass er gegen den Revier-Nachbarn aus Bochum erfolgte, tat den heimischen Fans natürlich auch gut. Dennoch sollte das Erfolgserlebnis nicht blenden. Auch gegen den VfL hatte Schalke so manche Probleme.
Zu viele Flanken und Hereingaben wurden zugelassen, auch fehlte mehrfach die nötige Konsequenz und Cleverness rund um den gegnerischen Sechzehner. Soll am Ende der Saison die Klasse gehalten werden, muss aus einer 1:0-Führung gegen die direkte Konkurrenz auch mal das 2:0 erzielt werden.
Stattdessen kamen die Gäste zu Beginn der zweiten Hälfte recht leicht zum Ausgleich. Für rund 20 Minuten, also bis zur erneuten Führung von Königsblau, stand das Spiel auf der Kippe. Es war eine Phase, in der Bochum durchaus hätte in Führung gehen können.
Das muss in weiteren Duellen vermieden werden. Schlussendlich konnte die Führung und damit der verdiente Sieg zwar gesichert werden, doch werden die allermeisten Gegner konsequenter agieren.
Wichtig wird es sein, weiterhin am Spiel im letzten Drittel zu arbeiten. S04 muss eine Führung nicht nur verteidigen, sondern auch mal ausbauen können. Nichtsdestotrotz geht der Sieg sowie das Ergebnis als solches völlig in Ordnung, sodass zurecht gefeiert wurde.
3. Polter trifft endlich - natürlich gegen den VfL
Die Erleichterung nach seinem Kopfballtor zum 3:1-Endstand stand Sebastian Polter ins Gesicht geschrieben. Längst nicht nur, weil er damit den Sieg endgültig besiegelte, sondern auch, weil er endlich auch selbst getroffen und damit eine wichtige Hürde genommen hat.
Denn bislang konnte sich der Angreifer nicht empfehlen. Keine Torgefahr, zu wenig Einfluss im Offensivspiel - das war das bisherige Fazit.
Dass er dann ausgerechnet gegen Bochum, seinen Ex-Klub, trifft: Das war ja fast schon vorherzusehen. Solche Geschichten gibt es immer wieder im Fußball. Der Jubel galt entsprechend auch nicht der Häme dem VfL gegenüber, sondern schlichtweg der Erleichterung.
Schalke wird hoffen, dass dieses Tor den bereits gewachsenen Knoten zum Platzen gebracht hat. Es wäre sehr wichtig, wenn es neben Terodde noch einen effizienten Torjäger gibt. Immerhin wird es weiterhin so sein, dass aus eher wenigen Chancen möglichst viele Tore erzielt werden müssen.
4. Matriciani in der Startelf: Aydin unter Kramer weiter außen vor
Schalke wird wohl vorerst auf Cedric Brunner verzichten müssen. Die gestrigen Meldungen zum Ausfall des Rechtsverteidigers reichten von muskulären Problemen bis hin zum Muskelfaserriss. Das ein oder andere Spiel wird er voraussichtlich verpassen.
Frank Kramer entschied sich dafür, ihn durch Henning Matriciani zu ersetzen. Damit stand zugleich fest, dass Mehmet Aydin erneut nicht zum Einsatz kommt. Der Trainer hat nicht das nötige Vertrauen in ihn, als dass er ihn derzeit über längere Distanz einsetzen würde.
Das war mit der Aufstellung deutlich zu sehen. Kramer sieht Aydin in der Defensive noch zu anfällig, als dass er ihn als Rechtsverteidiger einsetzen möchte. Zwar könnte er einen wichtigen Offensivdrang bieten, doch steht für den Coach in dieser Rolle zunächst die defensive Absicherung im Fokus.
Matriciani absolvierte keine schlechte Partie, er gewann mehrere Bälle und die Mehrzahl seiner Zweikämpfe. Und doch ist es erneut eher ein Zeichen für das noch vorherrschende Misstrauen gegenüber Aydin gewesen. Erneut wurde klar: Für seine Position ist er derzeit nur die dritte Wahl.
5. Schalke ist stimmungstechnisch bereit für das Revierderby
Wenn es am nächsten Wochenende gegen den BVB geht, ist Schalke eindeutig der Underdog. Für diese Einordnung hilft es auch nicht zu betonen, dass im großen Derby doch alles möglich ist. Natürlich ist ein Sieg von Blau-Weiß nicht ausgeschlossen.
Aber: Dortmund muss das Spiel gewinnen, S04 kann das Spiel gewinnen. Das ist ein großer Unterschied. Immerhin geht es für einen potenziellen Titelanwärter gegen einen Aufsteiger, der es schwer genug haben wird, die Klasse zu halten.
Was die Stimmung angeht, ist Königsblau aber definitiv bereit für das Revierderby. Das haben die Torjubel und vor allem die ausgelassene Stimmung nach dem Abpfiff gezeigt.
Dass das Team direkt für den nächsten Spieltag eingeschworen wurde, zeigt jedoch zugleich, wie sehr die Fans nach einem derby-losen Jahr wieder auf das Spiel hinfiebern.