Schalke offenbart Fitness-Probleme: Wo liegen die Ursachen?

Sead Kolasinac war einer von mehreren Schalkern mit Krämpfen
Sead Kolasinac war einer von mehreren Schalkern mit Krämpfen / LEON KUEGELER/Getty Images
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Was die zahlreichen muskulären Verletzungen schon längst aufgezeigt haben, stellen diverse Krämpfe am Freitagabend erneut unter Beweis: Viele Spieler von Schalke sind nicht fit, und das obwohl nur der Bundesliga-Alltag wartet. Auf der Suche nach den Gründen stößt man auf verschiedene Aspekte.


Man sieht es manchmal bei Mannschaften, die regelmäßig in zwei oder gar drei Wettbewerben spielen müssen und wo es zum Teil in die 30-minütige Verlängerung geht - oder bei Schalke 04 nach rund 70 Minuten in einem gewöhnlichen Spiel der Bundesliga: Spieler liegen mit Krämpfen am Boden.

Was sich am Freitag gegen Mainz 05 zeigte, ist längst kein Geheimnis mehr: Zahlreiche Spieler von Königsblau sind nicht richtig fit. Von muskulären Problemen und Verletzungen bis hin zu kurzen Zwangspausen auf dem Feld oder gar notwendigen Auswechslungen - obwohl S04 nur im Liga-Wettbewerb spielt und über mehrere Monate lediglich drei zusätzliche Pokalspiele (alle ohne Verlängerung) absolvierte, hält der ein oder andere offenbar keine 90 Minuten am Stück durch.

Benito Raman lag mehrmals auf dem Boden, Sead Kolasinac und Shkodran Mustafi ebenfalls. Amine Harit musste kurzfristig durch Can Bozdogan in der Startelf ersetzt werden, weil sich beim Aufwärmen muskuläre Probleme aufgetan hatten. Weitere Spieler wie etwa Klaas-Jan Huntelaar oder Matija Nastasic fallen wegen ähnlicher Beschwerden aus, andere kommen trotz langer Ausfallzeit nur sehr langsam wieder ins Training zurück.

Grammozis muss mit unfitten Schalke-Spielern zurechtkommen - Resultat der letzten Monate

Warum sind die Spieler also so unfit? "Es sieht nicht schön aus, wenn zwei, drei Spieler auf dem Boden liegen und sich dehnen müssen, um das Spiel durchzustehen", hatte Dimitrios Grammozis im Sport1-Interview zu diesen Szenen gesagt. Der neue S04-Coach maßt es sich aber nicht an, über die Trainingssteuerung oder -Methodik seiner Vorgänger zu reden: "Jeder Trainer hat seine eigene Spielidee und lässt auch entsprechend trainieren."

Dass vorrangig Raman, Kolasinac und Mustafi durch das Verweilen auf dem Grün auffielen, ist dabei gar nicht so schwer zu erklären. Aber der Reihe nach: Über die letzten Wochen gab es mehrere Berichte über Beschwerden von Spielern bezüglich des Trainings von Ex-Athletikchef Werner Leuthard und auch Christian Gross. Der ein oder andere Spieler soll eine direkte Verbindung zwischen eigenen Problemen oder gar Ausfällen und ihren Methoden gesehen haben.

Werner Leuthard (mit verschränkten Armen) musste Schalke nun auch verlassen
Werner Leuthard (mit verschränkten Armen) musste Schalke nun auch verlassen / Christof Koepsel/Getty Images

Leuhard ist und war als harter Hund bekannt und auch aus diesen Grund von Ex-Sportvorstand Jochen Schneider geholt worden. Er erhoffte sich mit dieser Verpflichtung die Verletztenmisere, der er wiederum eine maßgebliche Schuld am Absturz unter David Wagner gab, minimieren zu können. Auffällig war jedoch, dass es statt besser noch schlimmer wurde. Streckenweise fehlten und fehlen Schalke über zehn Spieler.

Zurück zu den drei genannten Spielern: Wenn man es schonungslos formuliert, so waren Kolasinac und Mustafi über den gesamten bisherigen Saisonverlauf nie an ihrem Limit, im Gegenteil. Bis zu ihrem Wechsel zum S04 hatten sie beim FC Arsenal so gut wie keine Einsatzzeit bekommen, beide saßen zur überwältigenden Mehrheit nur auf der Bank oder zu Hause auf der Couch, während ihre Teamkollegen die wöchentlichen Auftritte meisterten. Sie sind es derzeit schlichtweg nicht gewohnt an jedem Wochenende aufzuspielen.

Auch Benito Raman musste sich mehrmals setzen
Auch Benito Raman musste sich mehrmals setzen / LEON KUEGELER/Getty Images

Was sich nun bemerkbar macht ist gar kein direkter Vorwurf an die beiden Abwehrspieler. Selbst das beste persönliche Fitnesstraining kann die wöchentlichen Spiele nicht simulieren und den Körper dementsprechend auf diesem Level halten. Auch Raman ist nicht im möglichen Rhythmus, seit Jahresbeginn wurde er oftmals nur für die letzten 20, 30 Minuten eingewechselt - in Spielen, in denen oftmals schon alles verloren war.

Die zweite Halbzeit gegen Mainz als Brennglas: Verschiedene Faktoren spielen zusammen

Ein weiterer Faktor, der in diesen Eindruck hineinspielt: Die zweite Halbzeit gegen Mainz war geprägt vom Verteidigen. Schalke hatte nur noch knapp über 40 Prozent Ballbesitz, sodass man viel mehr reagieren als agieren musste. Das Team musste dem Ball und den Gegnern hinterherlaufen, während diese eher den Ball laufen ließen.

Auch wenn die gelaufenen 117,7 Kilometer ein Durchschnittswert sind und die Nullfünfer sogar noch etwas mehr Meter gerissen haben, so sind die Umstände dieses intensiven Spiels in Kombination mit einem sicherlich fehlerhaften Training der letzten Monate, gepaart mit der generell fehlenden Matchfitness mancher Spieler einfach zu viel gewesen. Das Resultat: Mehrere Krämpfe, und das nicht erst in den allerletzten Minuten vor dem Ende der Partie.

Es sind aber Umstände, die die Knappen und insbesondere Neu-Coach Grammozis mindestens bis zum Ende der Saison begleiten werden. Durch wenige Wochen Training ist ein solcher Negativ-Effekt so gut wie gar nicht einzuholen.

Der Trainer gibt dahingehend den notwendigen Fahrplan aus (via Bild): "Verletzte haben wir genug, und die Jungs, die uns zur Verfügung stehen, die müssen wir jetzt hegen und pflegen. Aber trotzdem müssen wir eine gewisse Intensität haben. Das wird der Spagat sein, den wir im Moment fahren müssen."