Bentaleb, Uth, Meyer und Co. - Schalkes lange Liste der unschönen Abschiede
Von Yannik Möller
Über die letzten Jahre sind viele neue Spieler zu Schalke gekommen, zahlreiche andere gingen. Häufig kam es aber vor, dass die Abschiede alles andere als ruhig und in gegenseitiger Wertschätzung abliefen. Dabei sind die Abgänge von Nabil Bentaleb, Max Meyer oder Leon Goretzka nur ein paar Beispiele.
1. Nabil Bentaleb
Ganze fünf Jahre verbrachte Nabil Bentaleb auf Schalke, stand dabei in über 100 Pflichtspielen auf dem Platz. Was auf den ersten Blick nach einer ziemlich gesunden und vor allem fruchtbaren Beziehung aussieht, fußte regelmäßig auf Ärger, Suspendierungen und Schuldzuweisungen.
Inzwischen hat der 26-Jährige den Klub verlassen. Mal wieder, so muss man es sagen, ein Abschied auf unschöne Weise. Mehrere Suspendierungen hatte Bentaleb bei S04 erlebt, mal mehr und mal weniger plausibel. Zwischen Lustlos-Auftritt und hoffnungsvoller, spielerischer Glanzleistung lag oftmals nur eine einzige Woche.
Nie kam man wirklich miteinander klar. Der mehrmalige Versuch, ihn vorzeitig abzugeben, scheiterte. Die Versuche, sich wieder durchzusetzen, scheiterten ebenso häufig. Ein gesundes Verhältnis war das selbstredend nicht.
Zum Schluss flogen noch ein paar nette Worte. Bentaleb beschuldigte Huub Stevens und Jochen Schneider unsinniger, ungerechtfertigter Strafen. Er habe sich falsch behandelt gefühlt. Stevens konterte, durch diese Anschuldigungen sehe man, was für ein Mensch er wirklich sei.
2. Max Meyer
Eine Zeit lang lag Max Meyer auf Schalke zwischen dem Status des zukünftigen Stars und dem egoistischen jungen Spieler, der seinen Platz nicht findet. Unter Domenico Tedesco tat er das schlussendlich aber, etwas überraschend auf der Sechs.
Währenddessen gab es immer mal wieder Wirbel um die seitens S04 anvisierte Vertragsverlängerung, zu der es nie kam. Meyer fühlte sich zum Ende der Saison nicht mehr wertgeschätzt, später sprach er vom Gefühl des Mobbings, explizit wurde Sportvorstand Christian Heidel in dieser Thematik genannt.
Zuvor saß er bereits mehrmals auf der Bank, nach diesen öffentlichen Aussagen wurde er suspendiert. Zu dem Zeitpunkt war klar: Er wird für die Knappen kein Spiel mehr absolvieren, die Trennung erfolgte in einer Schlammschlacht.
Heidel kontert, er habe stets das Gefühl gehabt, Meyer wolle ohnehin den Verein wechseln. Berater Roger Wittmann sei der Auffassung gewesen, sein Klient wäre ein "Weltklassespieler, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler wäre". Eine Beziehung, die in schweren, gegenseitigen Vorwürfen endete.
3. Julian Draxler
Auch Julian Draxler galt eine Zeit lang als königsblauer Hoffnungsträger. Plakate, die von seiner damaligen Vertragsverlängerung sprechen, werden durch das Ruhrgebiet gefahren. Etwas später verlässt er den Verein, im Sommer 2015 schließt er sich dem VfL Wolfsburg an.
Ein Wechsel, der bei den S04-Fans für sehr viel Frust und Unverständnis sorgt. "Du wirst angepöbelt und bekommst dumme Sprüche ab. Wenn du Pech hast, gerätst du an den Falschen, der was getrunken hat und dir noch an den Kragen will", berichtete er einst gegenüber Spox und DAZN.
Bei jedem Aufeinandertreffen wurde er beleidigt, ausgepfiffen und als Verräter betitelt. Dass Draxler wenig später von zu hohen Erwartungen und zu hohem Druck spricht, macht es nicht unbedingt besser.
Auch in seiner Familie, ebenso mit S04 durchzogen, gab es Kritik. Sein Umfeld ist direkt betroffen: "Da müssen sich dein Vater und Bruder plötzlich für dich rechtfertigen. Da wird gefragt: 'Was hast du eigentlich für einen Sohn'?"
4. Leon Goretzka
Im Sommer 2018 verließ Leon Goretzka Schalke. An sich schon ein Grund für Frust. Dass er das in Richtung FC Bayern tat, sorgte für Ärger. Dass es zuvor auf eine Vertragsverlängerung hinauslief, ehe er ablösefrei wechselte, für viel Wut.
Im Mai 2017 ging Christian Heidel davon aus, Goretzka würde bei S04 verlängern. Es wäre eine sehr wichtige und finanziell bedeutsame Unterschrift gewesen. Der Confed-Cup folgte, der Nationalspieler überzeugte und machte von seiner vorigen Zusage einen Rückzieher.
Das sorgte für viel Ärger bei den Fans, nicht per se der Schritt nach München. "Wir waren uns einig", erklärte Heidel damals (via Reviersport). Dieser Rückzug zerstört das gesamte Verhältnis.
Ein halbes Jahr später wurde der Abschied offiziell. Schon beim Training sah sich der Youngster wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. "Du Bayern-Sau! Zieh das Trikot aus, du ehrenloser Hund" ist ein Satz, der festgehalten und mehrmals geteilt wurde. "Sei froh, dass so viele Kinder hier sind" ebenso.
5. Manuel Neuer
Denkt man an den Wechsel von Manuel Neuer zum FCB zurück, hat man direkt die zahlreichen "Koan Neuer"-Poster und Rufe der Münchener Fans vor Augen. Rückblickend eine herrlich bescheuerte Agenda.
Doch natürlich gab es für den damals jungen Keeper, der zuvor noch fröhlich das "Ich würde nie zum FC Bayern München gehen" der Toten Hosen mitgegrölt hatte, auch viel Feuer aus dem Fanlager der Knappen.
Jahrelang wurde er ausgepfiffen, sobald er bei Auswärtsspielen den Platz in der Veltins-Arena betrat. Heftig beleidigt und beispielsweise als Judas betitelt, war er auf Schalke kein gern gesehener Gast mehr. Zu schmerzhaft die Entscheidung, den S04 zu verlassen - und das ausgerechnet nach München.
Ebenso schmerzhaft dürfte die Backpfeife gewesen sein, die Neuer von einem S04-Fan kassierte, als der zum Abschluss gewonnene DFB-Pokal (2011) durch Gelsenkirchen gefahren wurde.
6. Mark Uth
Obwohl Mark Uth Königsblau noch gar nicht richtig verlassen hat, passt sein Wechsel schon jetzt in diese Kategorie. Dass er nie wirklich Leistung hat bringen können, ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich sorgte das allein schon für viel Frust, doch an diesem Aspekt hat auch der Verein einen nicht allzu kleinen Anteil.
Über die letzten Wochen jedoch drehte sich das Blatt. Lustlos-Auftritte zum Saisonende, ehe der verweigerte Auftritt gegen den 1. FC Köln das Fass zum Überlaufen brachte. Ein unprofessionelles Gehabe, nicht gegen den erhofften nächsten Verein antreten zu wollen.
Aktuell wird davon berichtet, er wolle zu seinem vorzeitigen Wechsel noch eine zusätzliche Abfindung für seinen bis 2022 laufenden Vertrag vom S04 haben. Das sorgt selbstredend für böses Blut: Keine Leistungen, ein verweigertes Spiel und dann noch derartige Forderungen stellen.
7. Sebastian Rudy
Ein sehr ähnlicher Fall ist Sebastian Rudy. Auch er ist noch nicht weg, aber auf dem Sprung. Das erhoffen sich beide Parteien. Grob gesagt durfte er die letzten zwei Jahre auf S04-Kosten für seinen Lieblingsverein TSG Hoffenheim aufspielen. Die Kosten trugen immer die Gelsenkirchener, alleine schon aufgrund des sehr hohen Gehalts.
Intern soll er erklärt haben, sich den Gang in Liga zwei theoretisch vorstellen zu können. Anders formuliert: Er setzt Schalke angesichts des nicht zu zahlenden Gehalts unter Druck, man muss ihn abgeben. Auch hier steht eine Abfindung im Raum.
Erschwerend kam hinzu, dass er - nicht freigestellt - einfach nicht zur obligatorischen Corona-Testung am Montag erschien. Dass er sich so etwas angesichts der letzten sehr teuren Jahre, in denen er für den Klub keine 90 Minuten am Stück vernünftig aufspielte, erlaubt, ist für die Fans wenig überraschend nicht nachzuvollziehen.