Schalke denkt an Kolasinac-Verbleib: Ein (finanziell) unvernünftiger Wunsch
Von Yannik Möller
Nachdem Sead Kolasinac die ehrenhafte Entscheidung traf, Schalke in der Rückrunde unbedingt helfen zu wollen, ist ein Verbleib des Linksverteidigers über den Sommer hinaus weiterhin ein Thema. Auf dem Weg zur Stabilität, insbesondere im finanziellen Bereich, wäre dies jedoch unvernünftig.
Von Sead Kolasinac wie auch von Klaas-Jan Huntelaar war es eine absolute Herzensentscheidung: Sie wollten Schalke 04 in der abgelaufenen Rückrunde unbedingt helfen, der Abstieg sollte vermieden werden. Beide verließen ihr gemütliches und deutlich besser dotiertes Plätzchen, um S04 unter die Arme zu greifen. Dafür gebührt ihnen Respekt und Dank.
Nun ist bei beiden ein Verbleib über den Sommer hinaus ein Thema. Besonders bei Kolasinac wird über dieses Vorhaben des Vereins diskutiert. Denn: Im Gegensatz zum Hunter, der nun offiziell vereinslos ist und somit frei verhandeln kann, ist der Linksverteidiger noch immer an den FC Arsenal gebunden. Und das noch ein ganzes Jahr.
Kolasinac-Verbleib wäre große Hürde - und in der aktuellen Lage von Schalke weder vernünftig noch zielgerichtet
Sollte Schalke den Bosnier wirklich halten wollen, müsste ein Weg gefunden werden, dieses Paket finanziell zu stemmen. Arsenal kann und wird eine Ablösesumme fordern, das ist ihr gutes Recht. Im besten Fall verzichten sie auf einige Millionen, vielleicht bliebe nur noch eine Art Entschädigung zu zahlen. Dazu käme das Gehalt des Spielers. Er müsste einerseits auf extrem viel Geld verzichten und andererseits für S04 so realisierbar sein, dass es keinerlei weiteren Probleme gibt.
Beides zusammen ist äußerst unwahrscheinlich und unrealistisch. Um es auch an dieser Stelle noch einmal ganz klar zu sagen: Die Gelsenkirchener haben kein Transferbudget zur Verfügung. Es sind minimale Möglichkeiten, die sich nur dann etwas erweitern lassen, wenn Spieler verkauft werden. Durch eigene Ablösen und Gehaltseinsparung wird ein kleiner (!) Handlungsspielraum frei.
Und dieser ist so klein, dass es unvernünftig und nicht zielgerichtet wäre, das große Kolasinac-Paket zu stemmen. Die Verantwortlichen müssen extrem vorsichtig sein, für wen sie ihr weniges Geld ausgeben. Eine potenzielle Ablösesumme oder Entschädigung mitsamt hohem Gehalt für den 27-Jährigen ist, bei aller Verbundenheit, keine gute Idee.
Zudem hat der Klub bereits vorgesorgt. Mit Thomas Ouwejan wurde ein Linksverteidiger verpflichtet, der theoretisch als Stammspieler auflaufen kann. Der 24-jährige Niederländer hat zwar in der letzten Saison nur 15 Einsätze in der Serie A (für Udinese Calcio) zu verzeichnen gehabt, doch Spieler, die regelmäßig in einer Topliga spielen und eine gute Lobby haben, wechseln nun einmal nicht in die 2. Bundesliga zu einem finanziell klammen Klub.
Hinter Ouwejan wird Kerim Calhanoglu stehen, der im Verlauf der Rückrunde den Sprung zu den Profis geschafft hat. Eine Alternative als Stammkraft wird er noch nicht sein. Erst gilt es, ihn nach und nach heranzuführen. Doch die beiden zusammen bilden schon einmal eine solide Basis. Es kann durchaus noch einen weiteren Außenverteidiger für die linke Seite geben - der darf dann aber längst nicht so viel kosten, wie Kolasinac es täte.
Normalerweise würden auch die Aussagen von Rouven Schröder gegen ein Umsetzen dieses Wunsches sprechen. Er erklärte bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz, wie wichtig es ihm sei, dass das Gehaltsgefüge gesund und eng beisammen sei. Heißt: Größere Ausreißer nach oben, also Spieler, die spürbar mehr verdienen als der Schnitt der Mannschaft, solle es nicht geben. Das wäre bei Kola aber nahezu zwangsläufig der Fall.
Somit zeichnet sich ein zwar romantisches, aber finanziell unvernünftiges Bild. In Zeiten, in denen der Verein sehr instabil ist und eine unbekannte Zukunft vor sich hat, muss wohl überlegt gehandelt werden - ganz besonders im finanziellen Bereich. Ein Kolasinac-Verbleib bleibt also, bei allem Respekt, ein theoretischer Wunsch mancher Verantwortlichen.