Kabinenregeln unter Grammozis: S04-Coach wählt deutliche Ansprache
Von Yannik Möller
Um auf Schalke erfolgreich zu sein, scheint Dimitrios Grammozis intern ordentlich durchzugreifen. Gegenüber der Mannschaft spricht der Trainer sehr deutlich und laut, fordert von ihnen Professionalität und Dankbarkeit ein.
Über die letzten Jahre war mehrmals zu hören, wie es intern bei Schalke 04 zugeht. Auf gut Deutsch: die Verhältnisse sollen zerrüttet und das Innenleben der Mannschaft ein Saustall gewesen sein. Fehlende Professionalität und Harmonie sorgten neben dem spielerischen Aspekt für einen großen Absturz.
Dimitrios Grammozis soll diesen Absturz der letzten Jahre in einen Aufwärtstrend verwandeln. Damit das funktioniert, braucht er aber gegenüber dem Team einen klaren Führungsstil. Laut Sport Bild soll sich dieser vor allem durch notwendige Härte und Deutlichkeit auszeichnen.
So sollen seine internen Ansprachen sehr laut und deutlich sein. Motivations-Sätze wie "die klatschen wir weg!" oder "die fressen wir auf!" sollen regelmäßig für alle gut zu hören durch die Reihen hallen. Dabei die geballten Fäuste, das Reden aus Überzeugung und mit Emotionen. Das soll etwa im Vergleich zu Vorgänger Christian Gross ein klarer Unterschied sein.
Diesen kämpferischen Stil, den er als Trainer vorlebt, sollen seine Spieler dann auch bewusst auf den Platz übertragen. Innerhalb der ersten 15 Minuten hat das gegen den HSV sehr gut funktioniert: jeder einzelne Schalker warf sich gierig in die Zweikämpfe, kämpfte bis zur Balleroberung oder Spielunterbrechung um die Kugel.
Um sich auf die unterschiedlichen Spieler aber richtig einzustellen, soll er in Einzelgesprächen auch variieren. So spreche er dann mit vielen im eher ruhigen Ton, beispielsweise mit Führungsspielern wie Victor Palsson oder Simon Terodde.
Grammozis bringt klare Regeln rund um den Trainingsbetrieb und zum Umgang untereinander ein
Doch nicht nur die Ansprachen und die Wortwahl haben sich geändert. Auch bei den Regeln rund ums tägliche Training wird unter Grammozis deutlich strenger durchgegriffen. So hat jeder seiner Spieler mindestens anderthalb Stunden vor dem Start der Einheit in der Kabine zu sein. Alleine schon aufgrund der notwendigen Corona-Testungen, aber auch, um eine professionelle Vorbereitung gewährleisten zu können.
Eine halbe Stunde vor Beginn sind alle Handys auszuschalten, der Fokus soll einzig und allein dem Training gelten. Top-Leistungen unter der Woche, um am Wochenende performen zu können. Ein Zeitpunkt, zu dem laut Sport Bild häufiger nicht einmal alle Teile des Trainerstabs unter Gross in der Kabine waren.
Generell ist Professionalität wichtig. Das bezieht sich aber nicht nur auf die Vorbereitung und das Abliefern beim Training und im Spiel - sondern auch auf den richtigen Umgang mit- und untereinander. Der Coach sei bei seiner Ankunft über das Verhalten der Spieler gegenüber Klub-Personal erschrocken gewesen, so der Bericht.
Anscheinend fand er kein bisschen Demut und Hilfsbereitschaft vor. Auch das ist ein Aspekt, den Grammozis unbedingt angehen will. Unter seiner Regie werden nun auch alle Betreuer vernünftig begrüßt und verabschiedet. Außerdem werde ein Fokus darauf gelegt, dass sich die Profis bei ihnen bedanken, wenn sie ihre Hilfe in Anspruch genommen haben. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit - doch bei den Gelsenkirchenern zuletzt offenbar nicht mehr.
Ein gutes Beispiel: noch im Laufe der vergangenen Saison soll die Kabine von zahlreicher getragener Kleidung überflutet worden sein. Trikots, die Hosen und alles, was dazugehört, wurden nach den Trainings und Spielen achtlos liegen gelassen. Der Zeugwart musste anschließend alles selbst einsammeln und sortieren. Jetzt sollen die Spieler ihre Klamotten selbst zusammenlegen und abgeben.
Was natürlich nicht heißt, dass die so gut wie gänzlich neue S04-Mannschaft einen solchen Umgang nicht ohnehin für normal gehalten hat. Doch war das offenbar auch ein Befund, den der Trainer nicht weiter dulden und mit ansehen wollte. So gibt es sowohl in der Vorbereitung, als auch im Umgang untereinander und mit den Angestellten klare Regeln.