Schalke: Neustart mit neuem Führungspersonal - alle Kandidaten im Check
Von Yannik Möller
Auf Schalke wird sich im Sommer sehr viel verändern. Die ganze Führungsriege mitsamt Trainer muss neu besetzt und der Verein sportlich neu ausgerichtet werden. Schon jetzt gibt es mehrere Kandidaten für die jeweiligen Posten.
Am Ende der Saison wird Jochen Schneider nicht mehr im Amt sein, Christian Gross ebenso wenig. Auf Schalke 04 wartet ein Umbruch, wie es ihn seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gegeben hat - auch wenn diese Worte in Gelsenkirchen über die letzten Jahren sehr inflationär gebraucht wurden.
Schon jetzt ist klar: Es wird definitiv einen neuen Sportvorstand brauchen, dazu einen Trainer - optimalerweise sucht Ersterer diesen aus, passend zum anvisierten Fußball und einem ausgearbeiteten Plan. Auch die Stelle eines Sportdirektors, der dann neben beziehungsweise unter dem Sportvorstand arbeitet, ist nach wie vor angedacht.
Die Schneider-Nachfolge: Wer wird neuer Sportvorstand auf Schalke?
Schon jetzt ist der Aufsichtsrat, der sich bei und durch die geplante Mitgliederversammlung Mitte Juni voraussichtlich auch personell noch verändern wird, auf der Suche nach einem neuen Sportvorstand, der Jochen Schneider auch schon vor dem Ende der Saison ablösen könnte. Die Bild bringt drei Kandidaten (erneut) ins Gespräch. Die WAZ berichtete die Tage, dass es einen Favoriten gebe, der aber noch bei einem anderen Klub unter Vertrag stehe - dazu gibt es noch keinen Namen.
1. Peter Knäbel
Seit April 2018 ist Peter Knäbel nun schon beim S04 als Technischer Direktor und somit Quasi-Leiter der Knappenschmiede im Amt. Schon früh zählte er laut Bild und Sport Bild zu den Favoriten auf die Schneider-Nachfolge.
Da er seit fast drei Jahren im Verein ist und beim Hamburger SV bereits eine dem Sportvorstand sehr ähnliche Aufgabe inne hatte, liegt es nahe, dass der Aufsichtsrat auch über eine Beförderung für den 54-Jährigen nachdenkt - zumal es eine vergleichsweise günstige Lösung wäre.
Sollte es keinen anderen Kandidaten geben, bei dem das Kontrollgremium der Auffassung ist, dass derjenige die allermeisten der (vermeintlich) wichtigsten Punkte abhaken kann, dürfte Knäbel schnell zu den realistischsten und favorisierten Kandidaten gehören.
2. Erik Stoffelshaus
Ein Name, der seit einigen Wochen ebenfalls häufig fällt: Erik Stoffelshaus. Er kennt Schalke sehr gut, war zur Jahrhundertwende in der Jugendabteilung tätig, später auch als Teammanager und damit Assistent von Ex-Manager Andreas Müller. Vom Frühjahr 2017 bis Ende 2018 war er Sportdirektor bei Lok Moskau.
Diese Position würde er aber nicht einnehmen, so die Bild: Er sieht sich demnach eher als Sportvorstand. Dass er beispielsweise unter Knäbel arbeiten würde, gilt als sehr unrealistisch. Wenn er kommt, dann als Vorstand.
Dass er den Klub kennt und selbst schon in der gesuchten Tätigkeit aktiv war, könnte ein wichtiger Pluspunkt für ihn sein. Viele Fans gehen davon aus, dass er zudem auch wüsste, wie sich die Knappen in der Außendarstellung präsentieren müssen. Aber: Bislang gibt es keine Anhaltspunkte, dass die Personalie Stoffelshaus konkret(er) werden könnte.
3. Rouven Schröder
Rouven Schröder hat Bundesliga-Erfahrung, wäre zu haben und kennt den Aufgabenbereich eines Sportvorstands sehr gut. Jochen Schneider soll ihn bereits als Sportdirektor und später -vorstand vorgeschlagen haben. Der Vorschlag stoß demnach auf Ablehnung.
Ohnehin dürfte zu erwarten sein, dass von Schneider angeblich als "Eins-Plus" gehandelte Kandidaten nicht mehr wirklich überzeugen dürften.
Mehr Kompetenz wagen: Ein Sportdirektor soll kommen
Schon seit Längerem ist Schalke auch auf der Suche nach einem Sportdirektor. Seit dem Aus von Christian Heidel ist es ein Thema des Klubs, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Nach zwei Jahren Jochen Schneider steht dieser Aspekt wieder auf dem Tagesplan. Während sich Stoffelshaus eher in Vorstands-Position wahrnehmen soll, bringt die Bild drei Kandidaten ins Gespräch, die ausschließlich als Direktoren ein Thema sein sollen.
4. Rachid Azzouzi
Seit vielen Jahren schon ist Rachid Azzouzi im deutschen Profifußball tätig. Bei Greuther Fürth arbeitete er bereits von 2005 bis 2012 als Teammanager und später Sportlicher Leiter, wodurch er dem Sportdirektor ähnliche Kompetenzen vorweisen kann. Diese Rolle selbst übernahm er für zwei Jahre beim FC St. Pauli, ein Jahr bei Fortuna Düsseldorf und dann erneut in Fürth, wo er seit dem Sommer 2018 als Sport-Geschäftsführer aktiv ist.
Sein Vertrag beim aktuell Tabellenvierten läuft noch bis 2022, sodass eine fließende Übernahme im Sommer zumindest theoretisch nicht möglich wäre. Ohnehin fraglich, ob er Schalke überhaupt als reizvolle Aufgabe ansehen würde, wenn er womöglich mit Fürth in die Bundesliga aufsteigt.
Mit dem Klub hat er auch eine Vergangenheit als Spieler, sodass es voraussichtlich nicht einfach werden würde, ihn für diese große Herausforderung zu begeistern.
5. Benjamin Schmedes
In der Saison 2018/19 erreichte der VfL Osnabrück den 1. Tabellenplatz in der 3. Liga, sodass man nun die zweite Saison in Folge in der 2. Bundesliga aufspielen darf. Eng mit diesem Erfolg verknüpft: Benjamin Schmedes, der Ende 2017 als Sportdirektor übernahm und seit dem letzten Jahreswechsel als Sport-Geschäftsführer tätig ist.
Somit hat sich der 35-Jährige einen Namen im deutschen Profifußball machen können. Mittel- und langfristig gute und bedachte Arbeit wäre ein für Schalke sehr wichtiges Feld.
Allerdings verlängerte der frühere Chefscout des HSV erst vor etwas mehr als zwei Monaten seinen Vertrag, wodurch er bis 2023 an den VfL gebunden ist. "Meine Entscheidung habe ich grundsätzlich an ein klares Bekenntnis zur weiteren Entwicklung des VfL Osnabrück geknüpft", erklärte er dazu. Somit dürfte Schmedes gar nicht erst zu haben sein.
6. Steffen Korell
Im kommenden Sommer wird Steffen Korell ganze 14 Jahre für Borussia Mönchengladbach im Dienst gewesen sein, dazu kommen weitere fünf Jahre als Spieler (von 2000 bis 2005). Zunächst zehn Jahre als Teamkoordinator, dazu als Chefscout der U19 und seit 2018 Leiter der Scouting-Abteilung.
Durch die Vergangenheit der Gladbach-Transfers dürfte seine fachliche Kompetenz kaum angezweifelt werden, auch, da eine solche Position immer mit einer kontinuierlichen Arbeit verknüpft ist. Beim S04 gilt auch er als Sportdirektor-Kandidat.
Damit er die Borussia und seine leitende Position verlässt, müsste Schalke schon ein sehr ordentliches wie handlungsmächtiges Profil bieten können. Auch wenn er in eine direkt ausführende Position vorstoßen könnte, so wäre dieser Schritt von einem in den letzten Jahren aufstrebenden Bundesligisten hin zu einem Absteiger schon eine größere Überraschung.
Der Mann an der Seitenlinie: Wer übernimmt als Trainer?
Die wichtigste Personalie in einem Verein, wie man so oft sagt: der Trainer. Schalke zu trainieren war schon immer ein großes Markenzeichen, ist der Klub doch so bekannt, groß und in der Vergangenheit auch erfolgreich gewesen. In den letzten Jahren galt diese Aufgabe eher als kaum zu schaffende Herausforderung, das soll sich ändern. Wichtig: Bis es (zumindest intern) keinen klaren Favoriten als Sportvorstand gibt, mit dem man schon im Hintergrund ein wenig planen kann, sind sämtliche Trainergerüchte mit viel Vorsicht zu genießen.
7. Domenico Tedesco
Seit dem ersten Tag nach seiner Freistellung ist eine Rückkehr von Domenico Tedesco immer mal wieder ein Thema, nun, zwei Jahre später ganz besonders. Er wird Spartak Moskau, mit denen er auf dem dritten Tabellenplatz steht, am Saisonende verlassen.
Er ist S04 immer noch verbunden, laut sämtlichen Medien rund um Schalke ein potenzieller Kandidat. Zwei große Pluspunkte: Tedesco hat sich als Trainer weiterentwickeln und lernen können, zudem würden sich wohl viele Fans über ein Comeback das beliebten Coaches freuen.
Laut Bild wäre diese etwaige Rückkehr aber längst kein Selbstgänger. Sportliche Kompetenz würde der 35-Jährige zweifelsfrei mitbringen, in einem Neuaufbau mit mehreren Leuten (Vorstand plus Direktor) womöglich gut funktionieren. Aber: Er selbst müsste sich wohl sehr genau überlegen, ob eine Rückkehr (zu diesem Zeitpunkt) Sinn ergeben würde. Er wird weitere Angebote bekommen, das ist sicher.
8. Steffen Baumgart
Über die letzten Wochen scheint sich auch Steffen Baumgart als Kandidat herauszukristallisieren - die Bild bezeichnet ihn sogar als aktuellen Geheimfavoriten.
Seit 2017 ist er beim SC Paderborn, wo er bereits bewiesen hat, dass er Aufstiege (auch in die Bundesliga) kann. Das wird das große erste Ziel der Knappen sein. Dazu bringt er die Emotionalität mit, die es beim S04 wohl braucht. Auch sein mutiger Fußballstil könnte zu den Gelsenkirchenern passen.
Ein Vorteil wäre, dass sein Vertrag im Sommer ausläuft und er somit frei zu haben wäre. Der gleichzeitige Nachteil: Baumgart wird wohl frühzeitig Planungssicherheit haben wollen, die Königsblau aufgrund der personellen Umstrukturierung und Sportvorstand-Suche womöglich nicht rechtzeitig bieten kann.
9. Dimitrios Grammozis
Da Dimitrios Grammozis bei den letzten zwei Trainersuchen bereits im engeren Kandidatenkreis war (vor Manuel Baum und Christian Gross), bringt ihn die Bild für den Sommer erneut ins Spiel.
Allerdings dürfte diese Überlegung primär aus der Feder Jochen Schneiders gestammt haben, sodass der gebürtige Wuppertaler, der anderthalb Jahre bei Darmstadt 98 war, wahrscheinlich kein ernstes Thema mehr ist. Als Name wird er den Verantwortlichen aber noch ein Begriff und somit einen Gedankengang wert sein - mehr vermutlich aber auch nicht.