Schalke muss Serdar und Harit ersetzen - Wagner kann mit Personal und Umstellungen reagieren
Von Yannik Möller

Mit dem nun bestätigten langfristigen Ausfall von Suat Serdar ist Schalke-Coach David Wagner gezwungen, passende Alternativen zu finden. Mit Amine Harit steht Wagner ein weiterer Mittelfeldspieler (und Leistungsträger) in dieser Woche noch nicht zur Verfügung. Neben der personellen Ebene könnte Königsblau auch etwas an der Formation schrauben.
Dass Suat Serdar für den Rest der Saison ausfällt, ist ein bitteres Los für Schalke 04. Der 23-Jährige hat sich am Sonntag einen knöchernen Teilabriss des Außenbandes am linken Knie zugezogen, wie der Verein am Dienstag offiziell bestätigte. Diese Vermutung hat bereits am Montag die Runde gemacht, sodass die schlechte Nachricht kaum noch jemanden überraschte. Dennoch ist der Wegbruch Serdars personell nur sehr schwer zu verkraften.
Nicht zuletzt, weil auch Amine Harit noch ausfallen wird. Weder für den Mittwoch, noch für das darauf folgende Spiel am nächsten Samstag wird er zur Verfügung stehen. David Wagner ist also gezwungen, passende Alternativen zu finden, um das Mittelfeld nicht nur zu stabilisieren, sondern um aus diesen beiden Partien gegen die beiden Abstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen möglichst viele Punkte mitzunehmen - ansonsten droht die Lage auf Schalke zu eskalieren.
Wagner mit personellen und taktischen Alternativen: Boujellab, Mercan und Co. - Oder eine andere Herangehensweise?
Innerhalb der letzten Wochen und Monate war die erste Alternative für Wagner stets Alessandro Schöpf. Allerdings läuft der Österreicher seiner guten Form schon seit Längerem hinterher, sodass auch ihn viel Kritik aus dem Fan-Lager trifft. Wir blicken auf weitere Möglichkeiten, die beiden Ausfälle - neben dem weiterhin fehlenden Omar Mascarell - aufzufangen.
Personell könnte Wagner vor allem auf die jüngere Generation zurückgreifen. Spieler wie Nassim Boujellab oder Levent Mercan konnten sich zwar noch nicht allzu häufig auszeichnen, doch dürften sie ungeachtet der aktuellen Misere auf Einsätze brennen. Beide sind gelernte Mittelfeldspieler, speziell Mercan ist eher in der Offensive zu finden. Auf der Zehn könnte er Harit positionsgetreu ersetzen. Allerdings braucht es dafür ein System, das diese Rolle überhaupt hergibt und zum anderen ist der 19-Jährige keineswegs eingespielt: mit seiner Einwechslung am Sonntag schnupperte er die zweiten Bundesliga-Minuten in dieser Saison, nachdem er zum Saisonstart nur sechs Minuten auf dem Konto hatte.
Boujellab wäre eher eine Option als Serdar-Ersatz. Obwohl auch er seine Stärken eher in der Offensive hat, könnte er auch als Achter aufspielen. Dabei müsste der gebürtige Hagener jedoch effizienter und abgeklärter in der Defensive agieren, als er es bislang getan hat.
Gleichzeitig wären aber auch taktische Umstellungen ein Mittel, Harit und Serdar bestmöglich zu ersetzen. In einem 3-4-3 beispielsweise gäbe es, im Gegensatz zum 4-4-2 in der Raute, nicht nur einen Sechser. Weston McKennie schien zuletzt mit dieser Rolle überfordert zu sein. Durch das Vierer-Mittelfeld hätte er einen Partner neben sich. Dieser könnte Jean-Clair Todibo heißen - der Leihspieler kehrt nach kurzer Verletzungspause zurück, ebenso Ozan Kabak, und wäre mit seinen Qualitäten im Aufbauspiel ebenfalls eine mögliche Alternative für das zentrale (defensive) Mittelfeld.
Umstellung könnte Schalke helfen: Vom Fokus im Zentrum auf die Außenbahnen
Zeitgleich würde auch die Position des klassischen Zehners wegfallen, zwei Außenspieler wären stattdessen nötig. Juan Miranda könnte (gerade in den englischen Wochen) die linke Seite übernehmen, da er in der Offensive deutlich souveräner wirkte, als Bastian Oczipka, der seine Stärken eindeutig in der Defensive hat. Rechts könnte Daniel Caligiuri auflaufen. Auch Benito Raman könnte auf links spielen, sollte er - in diesem Szenario - nicht für die Dreier-Offensive (Flügel plus Mittelstürmer) eingeplant sein. Boujellab wäre ebenfalls ein möglicher Flügelspieler im Mittelfeld, da er sowohl die Aufgaben nach vorne, als auch nach hinten bereits kennt.
Sollte das System nicht umgestellt werden, kann auch Ahmed Kutucu als Zehner auflaufen. Gegen den FC Augsburg zeigte er sich nach seiner Einwechslung als Aktivposten in einer ansonsten behäbigen S04-Mannschaft. So könnte er endlich seine Startelf-Chance in der Liga bekommen und hinter den Stürmern aufspielen. Mit einem weiteren Offensiv-Spieler, gerade mit Kutucu, könnte zudem zusätzlicher Zug zum Tor entstehen - das wäre zurzeit dringend notwendig.
So kann resümiert werden: Die zusätzlichen Ausfälle von Harit und Serdar sind zwar schmerzhaft, speziell in der aktuellen Lage. Allerdings sind sie kein Grund, sie einzig und allein als Ausreden zu nehmen, sollte auch in den nächsten beiden Partien versagt werden. Ein guter Trainer arbeitet an den Aspekten, die er verändern kann. Serdar und Harit sind zurzeit keine, also gilt es durch personelle und/oder taktische Umstellungen zu reagieren. Auch wenn es keine optimalen Voraussetzungen sind, so sollten Auf- und Einstellung gut genug sein, um gegen Fortuna und Werder bestehen zu können.