Schalke mit klarer und verdienter Derby-Niederlage - S04 am Abgrund

Mal wieder ein trostloser Spieltag für Schalke
Mal wieder ein trostloser Spieltag für Schalke / Lars Baron/Getty Images
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Das 0:4 im Revierderby gegen den BVB war für Schalke nicht bloß eine weitere deutliche wie verdiente Niederlage - vor allem für die Fans war dieses Spiel und ganz besonders die Art und Weise eine erneute, aber herbe Enttäuschung. Es gibt keinen Grund mehr für Hoffnung.

Ein an den Pfosten gelenkter Schuss von Suat Serdar war das höchste der Gefühle, was Schalke 04 gegen den BVB an Torgefahr hatte kreieren können. Am Ende steht ein klares und verdientes 0:4, ausgerechnet im Revierderby, das für den ein oder anderen Fan noch eine letzte Chance zum Aufbäumen zu sein schien.

Dortmund reicht ein solider Auftritt, Schalke komplett am Boden - die wichtigsten Punkte zum Revierderby

1. Schalker Torgefahr - Murmeltier(spiel-)tag

Ein Torschuss aus extrem engen Winkel ohne große Torgefahr - einer von zwei S04-Torschüssen
Ein Torschuss aus extrem engen Winkel ohne große Torgefahr - einer von zwei S04-Torschüssen / Lars Baron/Getty Images

Ein Problem, beinahe so alt wie der Fußball selbst: Schalke kann keine Torgefahr kreieren. Seit Jahren spricht man nahezu wöchentlich über dieses Thema. Zum einen, weil es eigentlich ein so wichtiger Aspekt ist und zum anderen, weil immer wieder auffällt, wie schlecht die Knappen (besonders) in dieser Hinsicht sind.

In den letzten drei Liga-Partien hat Königsblau ganze drei Torschüsse abgegeben können, zwei davon gegen den BVB. Zahlen, die man sich auf einem normalen Niveau innerhalb von zehn, vielleicht zwanzig Minuten erspielt. Der Schuss von Serdar, den Marvin Hitz an den Pfosten lenkte war dabei die größte Chance, an den zweiten Torschuss können sich die meisten Zuschauer des Spiels vermutlich nicht einmal mehr erinnern, so belanglos war er.

Es bleibt ein, wenn nicht gar das große und entscheidende Problem: Schalke kann keine Tore schießen. Und das nicht, weil man keine Effizienz an den Tag legen könnte. Es gibt schlichtweg nicht einmal die Möglichkeit, sich die Effizienz anzusehen, weil es keine Schüsse auf das Tor gibt, keine Gefahr im gegnerischen Sechzehner.


2. Derbymodus - Fehlanzeige

Ein sinnbildliches Foul für ein Derby - vergleichbarer Einsatz war aber nicht zu spüren
Ein sinnbildliches Foul für ein Derby - vergleichbarer Einsatz war aber nicht zu spüren / INA FASSBENDER/Getty Images

Ein letztes Aufbäumen, das emotionalste Spiel der Saison als eine Art letzter Hoffnungsschimmer im (realistisch gesehen) hoffnungslosen Kampf gegen den Abstieg. So wurde dieses Derby auf S04-Seite von einigen Fans nochmals angesehen, immerhin gab es in diesem Duell schon häufig große Überraschungen.

Nimmt man die Trikotfarben der Borussia sowie die jeweiligen Spielernamen raus, hätte es ein ganz normales, weiteres Spiel voller Enttäuschungen von Schalke sein können. Von typischen Derby-Tugenden wie dem unbedingten Willen, dem Aufbäumen gegen den Favoriten, dem Kampf und Einsatz, war nichts zu sehen.

Man zeigte sich zu langsam, zu fahrig, zu ausrechenbar. Ein Auftreten wie in den zahlreichen bereits enttäuschenden Wochen zuvor.


3. BVB reicht ein solider bis guter Auftritt

Zum vierfachen Jubeln reichte Dortmund ein solider Auftritt
Zum vierfachen Jubeln reichte Dortmund ein solider Auftritt / Lars Baron/Getty Images

Ein 0:4 spricht eine sehr klare Sprache im Fußball. Eine Mannschaft ohne jede Chance - wahr. Die andere Mannschaft, die einen überragenden Tag hat und keinerlei Zweifel daran lässt, dass es nicht besser hätte gehen können - nein.

Dortmund hat verdient gewonnen, absolut. Auch die Höhe des Ergebnisses geht völlig in Ordnung. Das Problem aus blau-weißer Sicht: Für ein solch klares, ungefährdetes und verdientes 0:4 war nicht einmal eine sehr gute Leistung der Dortmunder vonnöten. Das Team von Edin Terzic zeigte eine solide Leistung, aber nichts, was ansatzweise mit der ersten Halbzeit gegen Sevilla vom Mittwoch vergleichbar wäre.

Klassische Kombinationen zum dritten Tor von Raphael Guerreiro, ein Abwehrverhalten beim 0:2 durch Erling Haaland, für das sich ein 15-jähriger Kreisliga-Spieler schämen würde, ein Ballverlust zum 0:1 der extrem einfach auszunutzen war. Fehler, die der BVB auch an schlechten Tagen ausgenutzt hätte.


4. Schalke versuchte erst gar nicht, Dortmunder Schwächen zu attackieren

Er habe viel Derby-Erfahrung, so Christian Gross vor dem Spiel
Er habe viel Derby-Erfahrung, so Christian Gross vor dem Spiel / LEON KUEGELER/Getty Images

Die Schwäche des BVB, wenngleich sie vergleichsweise klein sein mag, liegt gewiss nicht in der Offensive. Sie liegt in der Defensive, insbesondere, wenn sie unter Druck gesetzt und ständig in Anspruch genommen und attackiert wird. Es war die Achillesferse von Schwarz-Gelb und Schalke hat nicht einmal versucht, sie zu treffen.

Anstatt mutig zu agieren und mitspielen zu wollen, anstatt auch ohne Ballbesitz aggressiv und mit Einsatz zu agieren, zogen sich die Gastgeber auf Geheiß von Trainer Christian Gross in ihre eigene Hälfte zurück. Klar, mag man sagen, von Dortmund überrumpelt und schon vorne ausgespielt zu werden, das wäre sehr riskant gewesen.

Richtig, das wäre es auch. Wer aber hat denn geglaubt, dass man über 90 Minuten eine Kombination aus Sancho, Haaland und Co. verteidigen kann, ohne ein Gegentor zu fangen? Warum nicht also wenigstens mit Mut aufspielen und versuchen, die BVB-Defensive zu fordern. In den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte wurde das nur ein wenig versucht, und schon hatte man die druckstärkste Phase im ganzen Spiel. Aber: Viel zu spät und viel zu wenig.