Schalke: Mannschaft ohne Einheit? Ein (weiteres) Problem für den Klassenerhalt

Auch Manuel Baum schien gegenüber der Mannschaft auf große Probleme gestoßen zu sein
Auch Manuel Baum schien gegenüber der Mannschaft auf große Probleme gestoßen zu sein / Christof Koepsel/Getty Images
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Seit Jahren ist die Mannschaft und das darin fehlende Zusammengehörigkeitsgefühl ein Thema auf Schalke. Oftmals ist es aber nur ein Randthema, da man sich über individuelle Klasse oder (zu) starke Leistungen in der Hin- oder Rückrunde ein Polster erspielen konnte. Nun, da das Team im Abstiegskampf steckt und im Team mehrere kleine Probleme liegen, wird die fehlende Einheit zum großen Ärgernis.

Die Realität ist offenbar ebenso bitter wie problematisch: Egoisten hier, zu wenig Zusammenhalt dort - Schalke 04 lässt einen Aspekt fast gänzlich vermissen, der im Kampf um den Klassenerhalt so bedeutsam und für das Bestehen im Profifußball generell unerlässlich ist. Die Mannschaft ist keine Einheit. Wie Ex-Coach Manuel Baum es laut Bild intern ausgedrückt haben soll: Es sei eine "wertelose" Mannschaft.

Will man im Fußball Erfolg haben, so geht das nur zusammen. In seinen letzten Wochen beim S04 hatte Baum immer wieder betont, dass er vor den fußballerischen Basics an die völlig grundlegenden und eigentlich selbstverständlichen Faktoren ran musste: Zusammenhalt, Kampfgeist, Einsatz, Wille, Leidenschaft. Punkte, die er in seinem Team nur sehr wenig bis gar nicht vorgefunden zu haben scheint. So würden auch die besten Trainingseinheiten, die beste Taktik, oder die beste Ansprache nicht helfen, schon gar nicht im Abstiegskampf, wo sich Klubs oftmals ganz speziell über diese Werte noch zusammenreißen und retten können.

Auch Führungsspieler wie Ralf Fährmann scheinen sich nicht mehr in der Mannschaft zu engagieren
Auch Führungsspieler wie Ralf Fährmann scheinen sich nicht mehr in der Mannschaft zu engagieren / Christof Koepsel/Getty Images

Einige Beispiele verdeutlichen, wie problematisch die Lage intern zu sein scheint. Während es früher noch gemeinsame Mannschaftsabende gab, bei denen Führungsspieler wie Ralf Fährmann oder Bastian Oczipka noch Currywurst bestellt oder Kinoabende organisiert haben (via Bild), sei davon heutzutage nichts mehr zu spüren. Weder die Initiative der Führungsspieler, insofern es diese überhaupt noch gibt, noch aus der ganzen Mannschaft heraus.

Baum ohne Co-Trainer, Mannschaft gespalten: Schalke ohne Gemeinschaft im Team

Angehen wollte Baum das offenbar, indem er seinen ehemaligen Co-Trainer vom DFB, René Rydlewicz, mitbringen wollte. Er sollte für mehr Emotionen sorgen, durch Ansprachen Feuer entfachen, neben ihm vor dem Team auftreten und sie für die Einsätze heiß machen, während sich Baum primär um die taktischen und spielerischen Aspekte kümmern wollte. Dazu kam es nach den Gesprächen mit Jochen Schneider jedoch nicht. Der Sportvorstand, so die Bild weiter, habe sich für Naldo eingesetzt. Eine Entscheidung, die intern wiederum für Spannung gesorgt haben soll.

Jochen Schneider soll Naldo als Baum-Co vorgezogen haben
Jochen Schneider soll Naldo als Baum-Co vorgezogen haben / INA FASSBENDER/Getty Images

Spieler, die bereits in der zweiten Saison unter Domenico Tedesco beim S04 waren, haben mitbekommen, wie sich Naldo nach seiner Degradierung verhalten haben soll: Wie ein Stinkstiefel habe er damals in der Kabine gewirkt. Weniger später verließ er den Verein in Richtung Monaco, was zum Bild passt. Nun sollte er seinen ehemaligen Teamkollegen also Optimismus und Zuversicht vermitteln. Dass ein neuer Trainer seinen Co-Trainer nicht mitbringen darf, was an sich schon fehlende Professionalität bei Schneider andeutet, ist schon schlimm genug. Eine Benennung zum Co-Trainer mit Naldo, nur um den Fans ein bekanntes und beliebtes Gesicht zu präsentieren, um künstlich für Ablenkung zu sorgen, ist derweil fahrlässig.

Wenig verwunderlich also, dass sich das ohnehin nicht geeinte Team eher noch weiter entfernte. Zusätzliche Belastung kam durch den Streit zwischen Naldo und Vedad Ibisevic auf. Laut des Berichts des Boulevardblatts sei die Auseinandersetzung entstanden, weil der Stürmer noch Freistöße trainieren wollte - offenbar zu unrecht, da der Co-Trainer die aufgelegten Bälle einfach weg schoss. Wenig später musste die Einheit abgebrochen werden.

Ein ungleiches Duo: Manuel Baum musste auf Schalke ohne seinen Co-Trainer Rydlewicz auskommen
Ein ungleiches Duo: Manuel Baum musste auf Schalke ohne seinen Co-Trainer Rydlewicz auskommen / Christof Koepsel/Getty Images

Auch ein falscher Fokus seitens mancher Spieler schien Probleme zu bereiten. Während Baum häufig ermahnen und betonen musste, dass jeder einzelne Akteur auf dem Platz seine Aufgaben erfüllen muss, um ein Spiel zu gewinnen, sei es beim ein oder anderen Profi nicht gut angekommen, dass der Trainer keinen offiziellen Einstand gegeben hatte. Gut möglich und zu verstehen, dass das mit der kurzfristigen Einstellung zwei Tage vor dem nächsten Pflichtspiel gegen RB Leipzig zu tun hatte. Schon zum damaligen Zeitpunkt, es war Anfang Oktober, hätte eine offizielle Begrüßung mit Speisen und Getränken (freundlich formuliert) eher eine untergeordnete Rolle spielen sollen.

Trainersuche hier, fehlende Transfermittel da - auch die Mannschaft gehört kritisiert

So zeigt sich an Tagen, an denen die Suche nach dem vierten Trainer der laufenden Saison noch nicht abgeschlossen ist, auch wenn sehr vieles für Christian Gross spricht: Dass die Mannschaft intern nicht einmal halbwegs geschlossen agiert, dass eigentliche Kleinigkeiten zu großen Problemen werden und dass rundherum nicht professionell gearbeitet wird, ist ein riesiges Hindernis.

Ein Team, das um den Klassenerhalt bangen muss, darf nur an eine weiterhin potenziell mögliche Rettung glauben, wenn sie das zusammen und geeint tut. Auf Schalke ist das nicht der Fall, schon seit Jahren nicht, wo immer wieder von Grüppchen-Bildung und einem schlecht zusammengestellten Kader die Rede war. Nach dem 3:1-Sieg im Pokal betonte Suat Serdar, einer der wenigen Lichtblicke der letzten Wochen, dass es nur zusammen geht. Das ist ebenso richtig, wie es bei Königsblau nahezu kaum zu erreichen ist.