Grammozis-Aus auf Schalke: Too little, too late!
Von Yannik Möller
Am Sonntagmorgen wurde Dimitrios Grammozis bei Schalke 04 freigestellt. Eine Entscheidung, die angesichts der hohen Ziele überfällig war - und nun zu spät getroffen wurde. Ein Kommentar.
Dass es ausgerechnet die 3:4-Niederlage gegen den Aufsteiger aus der dritten Liga war, die Dimitrios Grammozis schlussendlich das Cheftrainer-Amt auf Schalke kostet, passt schlussendlich ziemlich genau zu seiner Zweitliga-Zeit bei den Knappen.
Dreimal traf Simon Terodde nach einer Flanke von links - und trotzdem reichte es nicht. Ein Sinnbild der bisherigen Saison. Was im letzten Sommer angekündigt wurde, dass S04 unter Grammozis mehrere Systeme flexibel spielen können soll und werde, war seitdem nie zusehen. Über mehrere Länderspielpausen sowie die Winterpause wurden die Fans vertröstet. Stets mit der Ansage, man werde spielerisch gestärkt zurückkehren.
Grammozis: Mehrmals angekündigte Entwicklung kam nie an
Das hat jedoch nicht funktioniert. Die Gelsenkirchener blieben unter Grammozis berechenbar, was selbstverständlich von Spieltag zu Spieltag noch zunahm. Einige Siege wurden aufgrund der hohen Klasse im Kader geholt, aber zugleich zu wenige Punktverluste vermieden, weil die Einzelaktionen und das oftmals linkslastige Flanken-Spiel keinen strukturellen Plan ersetzen.
Das war seit einigen Monaten die häufig geäußerte Kritik am 43-Jährigen, der nun seine Sachen packen muss.
Rouven Schröder erklärte in der Mitteilung, man sei nicht mehr der Meinung gewesen, "unser anvisiertes Ziel, der Aufstieg in die Bundesliga", mit einer noch "ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit" in dieser Konstellation angehen zu können. Eine zwar richtige, aber auch sehr späte Erkenntnis.
Bei noch neun offenen Spielen hat Schalke mindestens vier, vermutlich sogar sechs Punkte Abstand auf den Relegationsplatz - je nachdem, wie sich Werder Bremen am Sonntag noch schlägt. Um einen solchen Abstand auf formstarke Mannschaften noch aufzuholen, bräuchte es inzwischen eine beeindruckende Serie.
Und die müsste in den neun Spielen vermutlich mindestens sechs Siege umfassen, wenn nicht gar mehr. Eine Aufgabe, die angesichts des Rest-Programms kaum noch zu realisieren ist. So geht es unter anderem noch gegen Heidenheim und die komplette Top vier der Liga.
Freistellung als richtiger Schritt - der aber zu spät kommen wird
So muss das Fazit gezogen werden: Die Freistellung von Grammozis ist der richtige Schritt - aber auch ein überfälliger. Dass vor mehreren Monaten noch nicht gehandelt wurde, weil die Aufstiegs-Plätze immer mal wieder in greifbarer Nähe waren und das nun einmal das oberste Ziel ist, kann aus Sportdirektor-Sicht noch nachvollzogen werden.
Mit dem späten Grammozis-Aus hat sich Schröder aber keinen Gefallen getan. Völlig egal, ob nun eine Übergangslösung kommt oder womöglich schon frühzeitig ein neuer Trainer, der auch über den Sommer hinaus bleiben soll: Eine realistische Chance für den Aufstieg wurde zum Jahresanfang verspielt.
Dem Coach selbst kann in menschlicher Hinsicht nichts vorgeworfen werden. Aber was die fehlende Entwicklung, die Berechenbarkeit des Spiels und die ausbleibende, großflächigere Ausbeute an Punkten betrifft, ist im Vergleich zum wirklich guten Kader schlichtweg zu wenig gewesen.
Dieses späte Eingreifen kann Schalke den möglichen Aufstieg gekostet haben. In Zeiten, in denen Teams wie Werder kontinuierlich gepunktet und andere wie der FC St. Pauli teilweise geschwächelt haben, musste S04 regelmäßig Ausrutscher hinnehmen.