Erneuter Ausrutscher statt Stabilität: So wird Schalke nicht aufsteigen

FC Schalke 04
FC Schalke 04 / Christof Koepsel/GettyImages
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Kaum wieder richtig ins Aufstiegsrennen eingestiegen, leistete sich Schalke erneut einen Ausrutscher. Die fehlende Stabilität, die eigentlich durch Struktur, Prinzipien und die individuelle Qualität gegeben sein müsste, wird so zum Risiko für den erhofften Aufstieg. Ein Kommentar.


Mit dem in der zweiten Halbzeit hart erkämpften Sieg gegen Regensburg hatte sich Schalke im Aufstiegsrennen zurückgemeldet. Zwischenzeitlich stand Königsblau mit einem Bein mitten im Kampf um die ersten drei Tabellenplätze, mit dem anderen im oberen Mittelfeld mitsamt spürbaren Abstand zur Spitzengruppe.

Doch mit diesem Dreier nach einer ziemlich schwachen ersten Hälfte, war S04 wieder mittendrin. Lediglich einen Punkt Abstand gab es zum Relegationsplatz und einen weiteren zum Tabellenführer Darmstadt. Das Duell gegen den Tabellensechzehnten (!) Fortuna Düsseldorf schien gerade rechtzeitig zu kommen, um den Anspruch zu zementieren und vielleicht den ein oder anderen Ausrutscher der Konkurrenz auszunutzen.

Erneuter Ausrutscher bringt Schalke (mal wieder) in Zugzwang

Long story short: Schalke selbst rutschte aus, verlor völlig zu Recht und sogar noch etwas schmeichelhaft mit 1:2. Ein sehr schlechter Auftritt der Knappen und damit ein weiterer Ausrutscher, den sich das Team eigentlich nicht mehr erlauben wollte. Was schon vor dem 1:1 gegen Kiel gesagt wurde, war im Vorfeld zum Duell mit der Fortuna nochmals betont worden.

Es kam also, wie es kommen musste - und wie es in dieser Saison schon mehrmals passierte. Nun sind es schon wieder drei Zähler bis zum Drittplatzierten und vier bis Platz eins. Ein ganzer Spieltag also, den die Gelsenkirchener - nochmals: völlig zu Recht - verloren haben.

Blendi Idrizi
Das unerwartete 1:0 war der einzige Lichtblick / Frederic Scheidemann/GettyImages

Über das Wieso und das Warum im Bezug auf die Niederlage gegen F95 wurde bereits gesprochen. Viel wichtiger ist es, die Tatsache zu betonen, dass Schalke durch diese Ausrutscher schlussendlich nicht aufsteigen wird. Da kann noch so sehr auf die einzelnen Aspekte der jeweiligen Spiele geschaut werden. Solange die Mannschaft von Dimitrios Grammozis nicht auch nur annähernd mit einer Stabilität auftritt, wie die direkte Konkurrenz es mittlerweile tut, hilft auch das größte Beschwören der Bedeutung der nächsten Spiele nichts.

Nun, in diesen entscheidenden Wochen, zeigt sich eine der großen Schwächen von S04: Durch die fehlenden Strukturen und Prinzipien im Spiel, die auch mal über die tatsächlich sehr große individuelle Qualität des Kaders hinausgehen, wird es bis zum Saisonende noch mehrere solcher Patzer geben. Für einen solchen Ausblick braucht man auch keine magische Kristallkugel.

Die Konkurrenz macht es vor: HSV und Werder werden weniger taumeln als S04

Werder Bremen hat mit Ole Werner einen klaren Stil entwickelt. Sein Team geht mutig und stets offensiv in die Partien. Versagt der grundsätzliche Spielplan, rettet sich auch seine Mannschaft hier und da durch Einzelaktionen und die Qualität einzelner Spieler. Natürlich kommt das auch bei den Bremern vor. Sie sind aber auf die Dauer gesehen viel weniger abhängig davon, als Schalke es ist.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Hamburger SV ab. Vor allem in der Hinrunde wurde seitens mancher Anhänger von Königsblau häufiger auf den Klub geschaut und auf die oftmals rumpeligen Wochen verwiesen - trotz des (auch hier) klar offensiven Spielstils von Tim Walter, der seine Gegner gerne mit Ballbesitz und Kontrolle ersticken möchte. Inzwischen steht aber auch der HSV stabiler, die Wackler sind deutlich seltener. Die Folge: Schalke überholt und der dritte Platz, direkt hinter Werder.

Währenddessen gibt es bei S04 die oftmals noch immer gleichen Problemzonen. Großchancen sind nach wie vor Mangelware, insbesondere aus eigenen Ballbesitz-Phasen heraus. Die spielerisch schwachen Auftritte häufen sich immer mal wieder. Was gegen Regensburg schon für die ein oder andere Schweißperle sorgte, hätte gegen Düsseldorf ganze Handtücher ertränkt.

Malick Thiaw
Regelmäßig muss Schalke Rückschläge verdauen / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages

Selbstverständlich werden auch Hamburg und Bremen wieder Spiele verlieren, St. Pauli und Darmstadt ebenso. Aber zugleich ist es nun einmal alles andere als sicher, dass dann Schalke auch andersherum diese Patzer ausnutzen kann oder dass es dann schon kaum noch etwas bringt, weil zuvor oder wenig später wieder getaumelt wird.

Und so riskieren die Gelsenkirchener den Aufstieg. Was sich zu Saisonbeginn schon abzeichnete und durchaus noch als Findungsphase des Teams bezeichnet werden konnte, zieht sich beinahe wie ein roter Faden durch die bisherige Spielzeit.

Das beste Beispiel sind die letzten Partien: Gab es durch die letzten Auftritte vor der Winterpause noch Grund zur Hoffnung, nun könnten die Zahnräder endlich auch im eigenen Spiel ineinandergreifen, so waren die Spiele im neuen Jahr bisher größtenteils sehr ernüchternd. Lediglich die Partie in Aue wurde noch dazu gewonnen. Gegen den Tabellensiebzehnten, der allem Anschein nach direkt absteigen wird und die Schießbude der gesamten Liga ist. Nichts, um die blau-weiße Flagge zu schwenken.


Grammozis kriegt Schalke keine übergeordnete Stabilität beigebracht

Diese sowohl in einzelnen Aspekten begründeten, aber auch im übergeordneten Saisonverlauf gezeigten Probleme bekommt Grammozis nach wie vor nicht in den Griff. So wie es aktuell aussieht, wird Schalke über die letzten zwölf Spieltage noch eine sehr erfolgreiche Serie brauchen, um die anhaltenden und sicherlich noch nicht aufgebrauchten Ausrutscher auszugleichen.

Doch auch dafür wäre Stabilität und eine grundfeste Basis nötig, die er der Mannschaft schlichtweg noch immer nicht hat geben können. Aller Voraussicht nach wird die Konkurrenz weniger Fehler im Aufstiegsrennen machen als S04. Und das wird schlussendlich zum großen Problem und vermutlich zum Knackpunkt, der über Aufstieg oder den Liga-Verbleib entscheidet.


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