Schneider äußert sich zu Peters & Tönnies - Sportvorstand soll mehr Macht bekommen
Von Yannik Möller

Unruhige Zeiten auf Schalke: Mit dem Aus von Finanzvorstand Peter Peters gibt es Spekulationen über die Führungsetage des Vereins. Sportvorstand Jochen Schneider bezeichnete den Härtefall-Antrag als "kapitales Eigentor" - der 49-Jährige soll in Zukunft noch mehr Macht beim S04 bekommen.
Das überraschende Aus von Peter Peters als Finanzvorstand bei Schalke 04, am Freitag bekanntgegeben, schlägt weiterhin Wellen. Dass der 57-Jährige den Verein nach stolzen 27 Jahren verlässt, ist schließlich kein nebensächlicher Vorgang, sondern ein großer Einschnitt und Umbruch für die Arbeit der nächsten Jahre. Um die Neugestaltung gut auffangen zu können, sollen die Positionen und Rollen im Vorstand verändert werden. Das plant offenbar der S04-Aufsichtsrat.
Schlussendlich war es wohl auch der vereinseigene Skandal um die Härtefall-Anträge, die Peters zum wanken brachten. Allerdings gibt es weiterhin berechtigte Zweifel, dass der Finanz-Chef der Schalker seinen Posten freiwillig zum 30. Juni räumen wird. So hieß es laut Bild über das Wochenende, sein Wille zu gehen, sei schlussendlich zwar ausschlaggebend gewesen, doch ebenso eine Art Vorschlag des kontrollierenden Aufsichtsrats (kurz: AR) unter dem Vorsitz von Clemens Tönnies. Die Vorgehensweise und Kommunikation im Bereich der Finanzen (z. B. Ticket-Rückerstattung) hatten für eine Menge Gegenwind in den Reihen der S04-Anhänger gesorgt.
Auch der kicker berichtet, dass der AR nahezu einstimmig beschlossen habe, dass Peters sein Amt zur neuen Saison zur Verfügung zu stellen hat. So kann wohl davon ausgegangen werden, dass der endgültige Sargnagel aus der Kommunikationskrise der letzten Wochen geboren und am Ende seitens des Kontrollgremiums eingeschlagen wurde.
Schalke-Aufsichtsrat plant Umstrukturierung der Vorstands-Etage - Schneider als der starke Mann der Vereinsführung
Um sich zur neuen Saison und für die Zukunft besser aufzustellen, soll der AR nun Veränderungen in der Vorstands-Etage anschieben - das berichtet die Bild am Montagmorgen. Demnach soll Jochen Schneider, aktuell Sportvorstand, den Posten des Vorstandssprechers übernehmen. Damit wäre er das Gesicht der S04-Führung. Neben dem Sport-Ressort würde ihm somit auch das der Kommunikation unterstehen, über das derzeit Alexander Jobst verfügt.
Dieser hingegen soll neben seinem Kernthema des Marketings noch die Aufgabe der Organisation des Konzerns übernehmen, heißt es weiter. Somit gäbe es für Jobst eine Art Rückkehr zu seinen eigentlichen Haupt-Kompetenzen. Ebenso soll sich der neue Finanzvorstand rein auf den wirtschaftlichen Bereich des Klubs konzentrieren, weshalb dieser das Organisations-Ressort dann abgeben würde.
Somit gäbe es eine neue Aufgaben-Übersicht, die abgewandelt besser zu den jeweiligen Personen und Fähigkeiten passen soll. Denkbar wäre es womöglich auch, dass es über den Sommer erneute Gedankenspiele zu einem potenziellen Sportdirektor gibt. Dieser stünde dann an Stelle von Schneider vor den Kameras, wäre sozusagen der ausführende Arm des Sportvorstands.
Ebenso möglich ist es auch, dass Sascha Riether mehr Aufgaben in der öffentlichen Kommunikation übernimmt. Der Koordinator der Profi-Abteilung auf Schalke könnte ebenso präsent vor den Kameras werden, wie es sein Job-Kollege bei Borussia Dortmund, Sebastian Kehl, ist. Dann fiele dieser Job nicht allein beziehungsweise nicht so fokussiert auf Schneider, der auch laut eigenen Aussagen eher ein stiller Arbeiter ist.
Zur aktuell kritischen Lage hat sich Schneider dennoch geäußert. Im Interview mit Sky erklärte er u.a., dass Peters keinem internen Machtkampf mit Clemens Tönnies erlegen ist: "Nein, den gab es definitiv nicht. Man muss nur schauen, wie lange die beiden zusammengearbeitet haben. Man muss respektieren, dass Peter für sich diese Entscheidung getroffen hat. Er hat jegliches Recht dazu."
Nichtsdestotrotz seien die Härtefall-Anträge, die in Peters' Verantwortung fielen, ein "kapitales Eigentor" und "ein unglaublicher Fehler" gewesen, stellte der Sportvorstand klar: "Das darf kein Bundesliga-Verein machen und schon gar nicht Schalke 04. Wo die Menschen, die Fans, die Mitglieder, die Dauerkarteninhaber dem Verein so viel Liebe entgegen bringen. So ein Fehler darf da nicht passieren." Intern sei der Fall jedoch aufgearbeitet worden.
Unruhen ohne Auswirkungen auf das Schalke-Team
Diese Unruhen seien allerdings "kein Thema in der Mannschaft und für die Mannschaft", so der Schwabe weiter. Schließlich habe diese "derzeit andere Sorgen". So äußerte er sich auch zur sportlichen Situation: "Wir haben eine fantastische Hinrunde gespielt, über Monate hinweg begeisternden Fußball gespielt und tolle Ergebnisse erzielt. Dann haben wir im Januar, Februar einen Bruch bekommen, der viele Gründe hat." Dazu nannte er primär, wie auch Trainer David Wagner, die Verletzungen.
So sei dem Team "eine komplette Achse" weggebrochen, womit er Spieler wie Suat Serdar, Omar Mascarell und Amine Harit im Mittelfeld meinen wird. Nun, so Schneider weiter, fehlen mit Matija Nastasic, Guido Burgstaller oder Jean-Clair Todibo noch mehr Spieler. Dazu kommt auch der Langzeit-Ausfall Benjamin Stambouli. "Das ist dann für jeden schwer zu verkraften", urteilte er.
Dennoch kündigte der Sport-Chef erneut eine Analyse an: "Wir müssen jetzt die Fehler analysieren, die Dinge besser machen und klare Entscheidungen treffen. So kommen wir aus der Sache wieder heraus und wiederholen die Fehler nicht." Diese Analyse wird auch den Trainer-Posten umfassen, auch wenn Schneider bereits angekündigt hatte, mit Wagner auch in die nächste Saison gehen zu wollen. Allerdings hält die Krise weiter an, Besserung ist nicht in Sicht. Es wird ein Sommer mit nicht zu unterschätzenden Ausmaßen bei Königsblau.