Schalke in der Krise: Was jetzt trotzdem Mut machen kann
Von Yannik Möller

Nach der dritten Niederlage im dritten Spiel und der vorigen Rückrunde im Gepäck wird eine extrem große Herausforderung für Manuel Baum sein, Schalke wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Es gibt aber noch immer kleine Lichtblicke, die Mut spenden können. In der Länderspielpause kann durchaus gearbeitet und gelernt werden, zudem scheint endlich ein Rechtsverteidiger zu kommen.
Wieder eine Niederlage, eine ganze Menge an Gegentoren: Aus der Partie gegen RB Leipzig ist Schalke 04 keineswegs gestärkt hervorgegangen. Erneut musste sich eingestanden werden, dass man mit solchen Klubs aktuell keineswegs mithalten kann, wobei derzeit schon die vergleichsweise kleinsten Konkurrenten große Probleme verursachen werden. Manuel Baum, der nun in seine erste richtige Woche als neuer S04-Coach geht, hat sehr viel Arbeit und seine bisher größte Herausforderung vor sich.
"Das war keine gute Leistung. Dieses Spiel müssen wir schnell hinten ablegen und nach vorne blicken", hatte er nach der 0:4-Niederlage bei Sky gesagt. Das ist natürlich richtig, es gilt diese erneute Pleite zu vergessen und sich auf die nächsten Spiele zu fokussieren. Wie so häufig ist das jedoch deutlich einfacher gesagt, als getan - vor allem, da die gesamte Mannschaft noch die blamable Rückrunde der Vorsaison auf den Schultern trägt, sobald es im Spiel selbst zu Rückschlägen kommt.
Was auf der einen Seite zweifelsfrei eine so komplizierte Aufgabe werden wird, dass die Angst vor dem bitteren Abstiegskampf im Umfeld des Vereins immer weiter zunimmt, hat auf der anderen Seite jedoch auch Lichtblicke. Die sind zwar (noch?) sehr klein und kaum zu erkennen, dennoch gibt es sie. Ein wenig Hoffnung und somit Motivation und Gelegenheiten zum Verbessern könnten sie bieten.
Länderspielpause auf Schalke: Acht Spieler weg, trotzdem Möglichkeiten zur guten Arbeit
Zum einen erwartet Schalke nun die Länderspielpause. Auf dem Papier ein klarer Nachteil, immerhin muss der stark angeschlagene Klub ganze acht Spieler abstellen: Can Bozdogan reist (zum ersten Mal) mit dem U20-Team des DFB in die Schweiz, Rabbi Matondo wird sich die Tage wieder das Wales-Wappen überstreifen, Alessandro Schöpf wurde vom österreichischen Verband nominiert. Derweil stehen Hamza Mendyl und Nassim Boujellab im Kader von Marokko, Ahmed Kutucu und Ozan Kabak in dem der Türkei und Salif Sané wird den kurzweiligen Dienst für Senegal antreten. Suat Serdar fällt verletzt aus und reist nicht zum DFB.
Wenn man rund ein Drittel des gesamten Kaders nicht zur Verfügung hat, weil diese mit ihren Nationalteams verreisen, ist das keine gute Voraussetzung für eine Phase, in der nun mit einem neuen Coach viel und gut erarbeitet werden kann. Andererseits gilt es derzeit, sich auf die positiven Aspekte zu fokussieren: Von den acht Spielern, die vorübergehend nicht auf Schalke sein werden, ist nur Sané ein gesetzter Stammspieler. Kabak ist noch länger gesperrt, wird erst Ende November wieder zur Verfügung stehen und Schöpf hat gegen Leipzig erst eine Partie absolviert. Vom ganzen Rest wurde nur Bozdogan noch zwangsweise eingewechselt, die übrigen Spieler standen entweder erst gar nicht im Kader, oder sie spielten schlicht keine Rolle.
Der beachtliche Großteil der gewöhnlichen Stammspieler bleibt somit in Gelsenkirchen. Natürlich könnte auch der ein oder andere Akteur, der nun vorerst nicht unter Baum trainieren kann, noch regelmäßig in die erste Elf rücken - bei denen entfällt zwar dann die kurze Pause beim S04, dafür können sie einen Tapetenwechsel ausnutzen.
Es bleibt somit größtenteils die Zeit und das Personal, um die ersten Weichen für ein besseres - und schlussendlich hoffentlich auch erfolgreicheres - Auftreten zu legen. Erst in 13 Tagen wird das Heimspiel gegen Union Berlin anstehen, eine echte Bewährungsprobe. Bis dahin wird es aber eine Vielzahl an Einheiten geben, die der Mannschaft Strukturen und Ideen mit an die Hand geben können. Vergleicht man das mit den drei Trainingseinheiten vor der Leipzig-Partie, wirkt diese Zeit schon fast wie eine ganze Vorbereitung - mit Abstrichen, was das Personal betrifft.
Rechtsverteidiger kann noch kommen - wichtige Grundlagen schaffen
Apropos Personal: Noch kann sich Königsblau Hoffnung machen, dass man einen gelernten Rechtsverteidiger holt. Weder Sebastian Rudy, noch Alessandro Schöpf sollten für diese Aufgabe dauerhafte Kandidaten sein. Zuletzt wurde es sehr ruhig um Danny da Costa unzufriedenen Verteidiger, vor allem wegen der akuten Geldsorgen beim S04. Der kicker berichtet nun am Montag, dass die Leihe aber weiterhin anvisiert und bis zum Ende des Transferfensters am heutigen Tag (um 18 Uhr) finalisiert werden soll. Als Alternative wird auch der Name Silvan Widmer vom FC Basel gehandelt. Zudem soll auch Kilian Ludewig - deutscher U20-Nationalspieler - ein Kandidat sein. Wie Sky berichtet, führe eine "heiße Spur" zum Youngster, der derzeit von RB Salzburg an den englischen Zweitligisten FC Barnsley verliehen ist.
Schalke's deal to loan Danny da Costa with an option to buy is still being worked on. Schalke, Frankfurt, and da Costa are looking to finalise the deal before the 18:00 deadline tomorrow. [Kicker,?] #S04 pic.twitter.com/V97vOgdgC2
— Schalke Daily (@S04Daily) October 4, 2020
Weiterhin wird also an dieser Personalie gearbeitet, die nicht nur eine wichtige Option an sich für den gesamten Kader ist, sondern auch ein weiterer Hoffnungsschimmer. Selbstverständlich sollten keine Wunder vom Neuen erwartet werden, insofern er denn tatsächlich kommt. Dennoch könnte er grundsätzlich schon eine ganz andere Herangehensweise ins Spiel einbringen, als die Not-Alternativen Schöpf und Rudy. Zuvor wird wohl noch mindestens ein Abgang erwartet werden können. Matondo ist dafür ein Kandidat, ein Verkauf von Ozan Kabak eher unwahrscheinlich - zumal Mailand nun mit Antonio Rüdiger in Verbindung gebracht wird. Rudy steht derweil vor der Rückkehr zur TSG.
Auch unabhängig von den für Länderspiele abgereisten Spielern und der etwaigen Leihe eines Rechtsverteidigers gilt es nun, auf positiven Kleinigkeiten aufzubauen. Die verbesserte Struktur in der Defensive am Samstagabend war ein Faktor, auch wenn es das Endergebnis nicht vermuten lässt. Das schon wieder mehr sicht- und spürbare Einstehen füreinander ist ebenso ein Aspekt. Im Grunde geht es nur über kleine Erfolgserlebnisse, dass sich Schalke wieder fängt. Diese zu erreichen und sie dann auch zu festigen, wird eine enorm schwere Aufgabe. Aber es gibt sie noch, die kleinen Lichtblicke, die zumindest etwas Mut spenden.