Schalke holt einen Punkt gegen Union: 04 Erkenntnisse zum S04-Remis

Keine Sieger zwischen Union und Schalke nach dem Abpfiff
Keine Sieger zwischen Union und Schalke nach dem Abpfiff / Maja Hitij/Getty Images
facebooktwitterreddit

Mit dem torlosen Remis gegen Union Berlin konnte Schalke schlussendlich gut leben, auch wenn der gewonnene Punkt im Gesamtkontext zu wenig ist. Im Spiel selbst waren neue Erkenntnisse zu entdecken und alte zu bestätigen.

Wie der abgeschlagene Tabellenletzter, der man ist, hat Schalke 04 am Samstagabend nicht gespielt. Über die erste Halbzeit kontrollierte man die Partie, spielte sich phasenweise auch ansehnlich und mit einem soliden Tempo in die gegnerische Hälfte - wo das blau-weiße Spiel dann mal wieder ins große Stocken geriet. In der zweiten Halbzeit verloren die Knappen den Faden, gaben die Kontrolle weitestgehend ab. Am Ende steht ein 0:0 mitsamt Punkt für den S04, der zwar zu wenig für den Klassenerhalt sein wird, doch mit dem man aufgrund des (Groß-)Chancen-Plus von Union Berlin aber gut leben kann.


Die Erkenntnisse zum Duell zwischen Schalke und Union aus S04-Sicht

1. Nabil Bentaleb gibt ein gutes Comeback - vor allem in der ersten Hälfte

Nabil Bentaleb zeigte sich engagiert
Nabil Bentaleb zeigte sich engagiert / Maja Hitij/Getty Images

Nach zweieinhalb Monaten Suspendierung innerhalb von wenigen Tagen nicht nur zur Mannschaft, sondern auch wieder in die Startelf zurückgekehrt: Die erneute Wandlung des Status von Nabil Bentaleb sorgte vor dem Spiel für viel Diskussionsstoff.

Mit dem Aufspielen gegen Union richtete sich der Fokus auf ihn jedoch auf seinen sportlichen Auftritt. Und dieser war gut, grundsolide. In Halbzeit eins agierte er als Fixpunkt im Mittelfeld, war häufig anspielbar und wusste den Ball zu behaupten - ein wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, auch in Ballbesitz souverän und selbstbewusst zu agieren.

In der Regel war er im linken Halbraum (in Spielrichtung) zu finden, wo er ein ums andere Mal mit Sead Kolasinac und Amine Harit kombinieren konnte. Während er sich so in den ersten 45 Minuten als wichtiges Verbindungsstück ohne benötigte Eingewöhnungszeit zeigte, verschwand er danach bis zu seiner Auswechslung in der 64. Minute etwas. Gut möglich, dass die Kraft etwas nachließ. Allerdings ist er damit eine gute Option für die nächsten Partien.


2. Schalker Spiel mit Ball endet grundsätzlich am gegnerischen Strafraum

Schalke kriegt zu wenig Torchancen herausgespielt
Schalke kriegt zu wenig Torchancen herausgespielt / ANNEGRET HILSE/Getty Images

Immer zeigt es sich: Das ganz große Problem von Schalke ist die Offensive. Auch wenn 52 Gegentreffer nach nun 21 Partien schlimmer wirken mögen, als lediglich 15 eigens erzielte Tore, so ist Königsblau schon an mehreren möglichen Siegen vorbeigerutscht, weil die Offensive zu wenig Durchschlagskraft hat.

Sei es im Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg (0:1) oder beim 1:1-Unentschieden gegen Werder Bremen zuvor, um zwei der aktuellsten Beispiele zu nennen. Auch gegen den 1. FC Köln (1:2) hätte man definitiv siegen können. Nun auch gegen Union: Der S04 spielt sich ganz ordentlich in die gegnerische Hälfte, kann sogar ab und zu Überzahlsituationen herstellen - doch zu richtigen Torchancen findet man kaum.

Spielkontrolle und hier und ansehnliche Spielzüge da; wenn es am Ende keine Torschüsse bringt, kann man sich von so kleinen Lichtblicken nichts kaufen. Gegen Berlin gab es nicht einen einzigen Schuss auf (!) das Tor von Loris Karius, mit viel Wohlwollen zählt man die verunglückte Hereingabe von Sead Kolasinac als einen Torschuss.

Das Spiel im letzten Drittel ist immer wieder das, was Schalke am Ende das Genick bricht. Darauf wird man auch am Saisonende hinweisen müssen, wenn der Abstieg dann besiegelt sein dürfte. Zu wenig Abstimmung, zu wenig Durchschlagskraft, zu wenig Kreativität oder Spielglück - und das übrigens seit Jahren. Auf die Gefahr hin, drei Euro zahlen zu müssen: Wer nicht auf das Tor schießt, kann auch nicht gewinnen.


3. Schalker Standards bleiben viel zu ungefährlich

Eigene wie gegnerische Standards bleiben ein großes Thema beim S04
Eigene wie gegnerische Standards bleiben ein großes Thema beim S04 / ANNEGRET HILSE/Getty Images

Während bei jeder gegnerischen Ecke gezittert werden muss, versiegen die Schalker Eckbälle schneller als jeder Tropfen Wasser in der trockensten Wüste. Es ist längst kein Phänomen, das nur gegen die kopfballstarken Berliner auftrat, was im Samstagabendspiel aber mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde.

Ganze sechs Eckstöße konnte der Tabellenletzte für sich verzeichnen (Union mit einem) und nicht einer ist auch nur ansatzweise im Gedächtnis geblieben. Egal wer sie schießt, ob Amine Harit, ansonsten mal Mark Uth oder vor einigen Wochen noch Bastian Oczipka - sie finden einfach keinen Abnehmer.

Dabei wäre es gerade angesichts der fehlenden Durchschlagskraft im letzten Drittel so bedeutsam, wenn wenigstens Torgefahr durch Standardsituationen entstehen würde. Mit Spielern wie Malick Thiaw (1,91 Meter), Timo Becker (1,86 Meter) oder Matthew Hoppe (1,91 Meter) müsste hin und wieder ein Kopfball auf das Tor fliegen, doch das war schon mit dem weiterhin verletzten Salif Sané (1,96 Meter) nur äußerst selten der Fall. Auch ein Aspekt, der sich dringend ändern muss.


4. Auch das Spielglück versagt beim S04

Amine Harit nach dem Check Robert Andrichs auf dem Boden
Amine Harit nach dem Check Robert Andrichs auf dem Boden / Maja Hitij/Getty Images

Wenn Schalke am Saisonende absteigen sollte, wird dieser Abstieg zweifelsohne verdient gewesen sein. So deutlich kann dieser Satz schon jetzt gesagt werden, und das aufgrund viel zu vieler verschenkter oder einfach sehr schlecht gespielter Spiele. Nichtsdestotrotz ist es ebenso erwähnenswert, dass das Team in dieser Spielzeit auch nicht von Fortuna geküsst ist.

Im eigenen Strafraum landet gefühlt jeder unkontrollierbare Abpraller im Fuße des Gegners, was auf der anderen Seite wiederum im S04-Sinne kaum der Fall ist. In Szenen, in denen es einen Elfmeter gegen die Gelsenkirchener geben kann, gibt es ihn. Entweder als Kann-Entscheidung des Schiedsrichters, oder als Korrektur durch den Video-Assistenten.

Bei Szenen, die der jeweilige Schiedsrichter im gegnerischen Sechzehner als Kann-Entscheidung für Schalke pfeifen könnte (und damit nicht zu korrigieren seitens des VAR), passiert das nicht und wenn Situationen im Kölner Keller überprüft werden, so bleiben eigentlich recht klare Elfmeter auf der Strecke.

So wie beim klaren Check von Robert Andrich gegen Amine Harit, als dieser gerade in den Unioner Strafraum dribbelte. Andrich stellte sich schräg und bewegte sich mit seiner Seite absichtlich in den Schalker rein, drückte ihm den Arm im Aufprall ins Gesicht. Was beim etwaigen Pfiff definitiv als Elfer bestehen geblieben wäre, wird aber nicht korrigiert. Wirklich Spielglück hat der S04 sicherlich nicht.

Die Szene im Video: