Schalke lebt: Die Erkenntnisse nach dem Sieg gegen Düsseldorf
Von Yannik Möller
Am Samstagabend konnte Schalke im dritten Anlauf den ersten Heimsieg dieser Saison feiern. Beim 3:1-Erfolg stand vor allem Matchwinner Simon Terodde im Fokus. Es war ein aus S04-Sicht fast gänzlich gelungener Abend - der zwischendurch aber auf der Kippe stand.
Schalke 04 besiegt Fortuna Düsseldorf im Samstag-Abendspiel mit 3:1. Durch den ersten Heimsieg dieser Saison klettern die Knappen vorerst auf den achten Tabellenplatz. In der 12. Minute mussten die Gastgeber mit dem 0:1 einen Schlag verdauen und glichen nur drei Minuten später durch Marius Bülter nach einer Vorlage von Simon Terodde aus.
Die beiden weiteren Treffer erzielte Terodde selbst (46. und 90. Minute). Nach dem Peinlich-Auftritt gegen Regensburg hat S04 eine wichtige Reaktion gezeigt. Durch einen fast gänzlich gelungenen Auftritt kann die Mannschaft beruhigt in die Länderspielpause gehen.
Beobachtungen zum Spiel: Lebensversicherung Terodde, starkes Itakura-Debüt und unterschätzte Gefahren
Mit "nur" 25.000 Fans: Schalke kann Stimmung
Bedingt durch die aktuellen Vorschriften war die Veltins-Arena nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Mit den 25.000 anwesenden Fans waren jedoch nochmals ein paar Tausend mehr vor Ort, als in den ersten beiden Heimspielen. Trotz dieser weiterhin geringen Auslastung, hat Schalke eines wieder bewiesen: Tolle Stimmung gehört nach wie vor zu den ganz großen Stärken des Klubs.
Dass durch den bislang sehr durchwachsenen Saisonstart etwas Katerstimmung vorherrschte, war schon Minuten vor dem Anpfiff nicht mehr zu merken. Fan-Gesänge, Unterstützung und ganz viel blau-weiß: Sowohl in den heißen Phasen als auch in den zähen Momenten des Spiels war es immer laut. Das kann man von manch anderen Stadien dieser Tage nicht behaupten. Ein großes Plus für das Team auf dem Feld.
Terodde als Lebensversicherung
Wenn sonst nichts geht, hat Schalke immer noch Terodde. So unstrukturiert und behäbig das eigene Spiel mit dem Ball größtenteils noch immer wirken mag - aus zwei, drei soliden Zuspielen macht der Stürmer mindestens ein Tor. An allen drei Treffern war er direkt und maßgeblich beteiligt.
Die bisher gesamte Liga-Bilanz des S04: fünf Spiele, neun erzielte Tore. Sechs davon erzielte der Neuzugang selbst, zwei bereitete er vor. Es geht kaum ohne ihn. Umso wichtiger für Mannschaft und auch Dimitrios Grammozis als Trainer, dass man sich ohne die geringsten Sorgen auf ihn verlassen kann. Selbst auf Schalke - so mag man zynisch sagen - ist der 33-Jährige ein begnadeter Torjäger.
Sein Einsatz drumherum darf aber nicht vergessen werden. Er ist eine Bank, wenn er angespielt wird. Es gibt kaum einen Pass, den er nicht festmachen und sichern kann. Hohe Zuspiele, kurze Pässe - alles kein Problem für ihn. So bringt er Königsblau nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes nach vorne. Dadurch kann er seine Mitspieler auch regelmäßig in Szene setzen.
Itakura gibt souveränes Startelf-Debüt
Gegen Regensburg bereits eine Halbzeit gespielt, gegen Düsseldorf direkt in der Startelf: Ko Itakura startet auf Schalke durch. Dem Japaner eilte bereits rund um die Bekanntgabe der Leihe ein guter Ruf voraus. Nach dem ersten Auftritt über 90 Minuten hat sich dieser zumindest vorerst bestätigt.
Er war die zentrale Figur der Dreierkette. Im Aufbauspiel wurde er immer wieder gesucht, oft konnte er die gegnerische erste Linie überspielen. Dazu hatte er mit Rouwen Hennings einen der besten Zweitliga-Angreifer so gut wie dauerhaft unter Kontrolle. Zwar gewann er "nur" 56 Prozent seiner Zweikämpfe - allerdings sollten seine zahlreichen Kopfball-Aktionen nicht unter den Tisch fallen.
"Er hat gar keine Anlaufzeit gebraucht, um sich an irgendwas zu gewöhnen", sagte Grammozis über Itakura nach dem Spiel (via Reviersport). "Er hat enorme Ruhe ausgestrahlt und eine sehr, sehr solide Leistung gezeigt. Körperlich ist er aber noch nicht bei 100 Prozent."
3:1 statt ärgerliches 2:2 - und doch war die Gefahr vorhanden
Schalke gerät in Rückstand und gewinnt anschließend durch drei eigene Treffer. Was sich äußerst souverän anhört, war zwischendurch gefährdet. So hatten die Gelsenkirchener schon in der ersten Hälfte so manche Phasen, in denen man die Fortuna wieder einzuladen schien.
Über die letzten 20, 30 Minuten schien sich ein mittlerweile bekanntes Muster zu wiederholen: S04 mit der Aussicht auf einen knappen Sieg. Statt auf das entscheidende nächste Tor zu gehen, wird man zu passiv. So kam Düsseldorf in dieser Zeit zu mehreren guten Torchancen. Ralf Fährmann war es, der die Führung festhielt und somit die Bedingungen für den dritten Treffer schaffte.
Rouven Schröder lebt Schalke
Seit seinem Amtsantritt hat Rouven Schröder bei den allermeisten Fans einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Sein Auftreten ist selbstbewusst und vermittelt den Eindruck, man habe es mit einem wahren Fachmann zu tun. Einen Eindruck, den er beim Zusammenstellen des Kaders auch direkt umgesetzt hat. Dazu wirkt er stets energisch, fordernd und motiviert.
Das gefällt auf Schalke. So sehr er sich bei den bisherigen Punktverlusten geärgert hat, so sehr ist ihm beim 3:1-Treffer ein Stein vom Herzen gefallen. Mit hoch gerissenen Armen lief er im Sprint zum bereits an der Eckfahne jubelnden Team - ehe er sich mit auf die Meute warf. Der Sportdirektor scheint schon jetzt für den emotionalen Klub zu brennen.
S04-Team kommt über individuelle Qualität - und zeigt auch wichtige Leidenschaft
Schon im Pokalspiel gegen Fünftligist Villingen war der Team-Spirit ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Nach der Blamage gegen Regensburg musste das Team auch eine emotionale Reaktion zeigen. Das wurde definitiv erreicht. Zwar wurde nicht über die vollen 90 Minuten gut, kontrolliert und aktiv gespielt. Aber die Leidenschaft war bei jedem Spieler die Partie über zu spüren.
Das alleine gewinnt natürlich noch keine Spiele. Doch es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Mannschaft ein solch negatives Erlebnis auch zeitnah abschütteln und sich erneut motivieren kann. Dass dieser Kader viel über die individuelle Qualität der einzelnen Spieler kommt, ist längst klar. In der Mischung mit einem so motivierten Auftreten kann aber noch sehr viel gehen.