Schalke-Chaos nach Rangnick-Absage: Neuer Sportvorstand startet mit Makel

Die Absage von Ralf Rangnick an Schalke am Samstagmittag hat viele Dinge in Bewegung gesetzt. Zum einen eine Art Schlammschlacht, in der es darum geht, wer denn nun die Wahrheit sagt. Zum anderen natürlich die Suche nach einem neuen Sportvorstand-Kandidaten, auch wenn intern die letzten Hoffnungen noch auf Rangnick zu ruhen scheinen.

Wenn ein Spiel wie Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach fast zur Nebensache wird, die höchstens im Hintergrund Beachtung findet, dann ist über den Tag einmal mehr Unruhe entfacht worden - natürlich bei den Gelsenkirchenern.

Die Absage von Ralf Rangnick, er könne sich "derzeit" und aufgrund "zahlreicher Unwägbarkeiten" leider und trotz seiner Verbindung zum Verein nicht einbringen, hat für eine ganz neue Entwicklung bei diesem Thema gesorgt. Schließlich war es auch eins, bei dem zahlreiche Fans sehr involviert schienen. Auch die Gruppe "Tradition und Zukunft" stand sehr wohlwollend hinter der Personalie.

Schalke droht Schlammschlacht nach Rangnick-Absage - der Verlierer ist das Vertrauen

Seit dieser Absage scheint es auf eine Schlammschlacht hinauszulaufen, und das zwischen allen Parteien: Der Vereinsführung, also dem Aufsichtsrat (kurz: AR). Den Fans, die sich für Rangnick und (seit einem Jahr) gegen das Agieren des Gremiums positioniert hatten, und dieser Gruppe.

Letztere ist offenbar der Ansicht, dass der AR-Vorsitzende Dr. Jens Buchta und sein Stellvertreter Peter Lange sich für ein Engagement Rangnicks nicht genug eingesetzt hätten. Verschiedenen Medienberichten zufolge sei auch der ungewisse und tatsächlich sehr schwierig vorherzusehende Kader-Etat für nächste Saison ein Problem für den 62-Jährigen gewesen.

"Ich würde zu Fuß bis zum Nordpol laufen, wenn Ralf Rangnick kommen würde."

- S04-AR Peter Lange, via SID

Laut kicker zeichnete Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers, die bei dem Gespräch mit Rangnick-Berater Marc Kosicke ebenfalls dabei war, eine "vorsichtige bis pessimistische Planung". Das entspräche einem Etat von mindestens 20 Millionen Euro. Etwaige Lücken wollte "Tradition und Zukunft" angehen, um das Engagement möglich zu machen - was von der Vereinssatzung her nicht unbedingt leicht gewesen wäre. Der Vorwurf (via Bild): Buchta und Lange wollten erst gar nicht.

Andersherum gibt es ebenso Vorwürfe. Demnach seien die angebotenen Hilfen zu "vage" und zu "wenig transparent", als dass man auf sie setzen könne, so die beiden Chefs des Gremiums. Die Rangnick-Seite hingegen befürchtet, man könnte in diesen Kleinkrieg hineingezogen werden, wirft beiden Seiten demnach Indiskretion und Eitelkeiten vor.

Einige Fans, die sich erneut gezwungen sahen, eine Petition zu starten, in der es um den Rücktritt des AR geht, äußern sich teilweise auch vage zu dem Thema. Man höre, so der Tenor, dass einige Sachen unter den Teppich gekehrt werden. Dass Rangnick vor allem wegen der aktuellen Personalkonstellation (Stichwort "derzeit" in seiner Absage) hadert und dass diese Personalie noch nicht gänzlich abgeschlossen ist.

Natürlich ohne belastbare Quellen, so wie alle Parteien in dieser auszuartenden Schlammschlacht agieren - was allerdings nicht unbedingt ungewöhnlich ist. Wenn man hier und da etwas hört, möchte man sich diese Verbindungen - sollte es sie geben - selbstredend nicht zerstören.

Sportvorstand wird - trotz letzter Rangnick-Hoffnungen - gesucht: "Wir verlieren keine Zeit"

Was allerdings keineswegs vergessen werden darf: Schalke braucht weiterhin einen Sportvorstand und auch einen Sportdirektor. Möglichst schnell sollten diese Positionen besetzt werden, will die nächste Saison in der 2. Bundesliga doch so gut wie möglich geplant werden. Einen unsanften Aufprall möchte schlussendlich doch niemand.

Da sich jedoch alles auf Rangnick fokussiert hatte, startet der neue Sportvorstand mit einem Makel. Er wird wissen, die Fans werden wissen und der AR wird wissen (insofern die Bemühungen um Rangnick echt waren): Er ist nicht die erste Wahl. Vermutlich auch nicht die zweite Wahl, schien das Kontrollgremium doch auch an Markus Krösche interessiert.

Als mögliche Optionen werden derzeit immer Rouven Schröder (vorher Mainz 05) und der aktuelle Interims-Sportchef Peter Knäbel gehandelt. Letzterer habe, so Buchta (via kicker), "einen sehr guten Eindruck" hinterlassen. Zugleich betonte er: "Wir verlieren keine Zeit."

Noch gibt es dem Magazin nach sowohl im AR selbst, als auch in der Gruppe die letzten Hoffnungen, Rangnick umzustimmen. Ein Telefonat, das eigentlich dazu gedacht ist, "das Ganze respektvoll zu beenden" (Kosicke), dürfte der letzte Strohhalm sein. Denn auch der kicker berichtet nach eigenen Infos, wie auch schon Sport1: Die Absage Rangnicks ist von ihm aus "so gut wie endgültig".