Schalke zeigt Bundesliga-Reife: Die Erkenntnisse zum Remis gegen Gladbach
Von Yannik Möller
Mit dem 2:2-Remis beim ersten Heimspiel der neuen Saison konnte sich Schalke den ersten Punkt sichern. So ärgerlich die abgegebene Führung auch wegen der Art und Weise der Gegentore war, so lautstark wurde schlussendlich der kurz vor Abpfiff verwandelte Elfmeter von Marius Bülter bejubelt.
Auch aus diesem zweiten Spieltag von Königsblau sind einige Aspekte und Erkenntnisse mitzunehmen. Sowohl im positiven, wie auch im negativen Sinn.
Bülter drängt in die Startelf, Schwolow irrt durch den Strafraum - Erkenntnisse zum S04-Spiel
1. Bülter muss (vorerst) wieder in die Startelf rücken
Sowohl im DFB-Pokal, als auch im ersten Liga-Spiel saß Marius Bülter zunächst auf der Bank. Das wurmte ihn, wie er vorige Woche gegenüber der WAZ erklärt hatte. Am Samstagabend schaffte er es erstmals wieder in die erste Elf.
Dabei konnte er direkt zeigen, wieso er sich diesen Platz auch verdient hat. Zwar steht selbstverständlich sein Elfmeter zum wichtigen Ausgleich im Fokus, doch hat er Schalke im Spielverlauf so viel gegeben.
Er ist ein offensiver Aktivposten, den das Team benötigt. So gut die Anlaufwege von Simon Terodde auch sind, so wichtig ist einer, der das Tempo mitbringt und auch auf die letzte Linie zudribbeln kann. Bülter hat sich - wie schon im Vorjahr - in jeden Ball und jeden Zweikampf geworfen.
Es würde doch ziemlich überraschen, sollte er am kommenden Wochenende erstmal wieder auf die Bank rotieren.
2. Gladbach kam nicht ins Spiel: Kramer bereitete S04 gut vor
Dass Gladbach das Heft des Handelns in die Hand nehmen wollte, war abzusehen. Immerhin ging es gegen einen Aufsteiger, während der eigene Stil unter Daniel Farke durch Ballbesitz geprägt sein soll. Es wird zu einer Stärke der Fohlenelf werden.
Doch gegen Schalke kamen die Gäste in der ersten Halbzeit kaum in gefährliche Aktionen. Sehr häufig musste erneut in die Abwehr gespielt werden, oder es folgten Ballverluste durch gezielten Schalker Druck im Mittelfeld.
Frank Kramer hatte sein Team bestens an das Aufbauspiel der Borussia angepasst. Das war auch ein Grund dafür, wieso die Knappen eine gute erste Hälfte zeigen und selbst auch Nadelstiche setzen konnten. Immerhin wurde zugleich auf die durch die Ballverluste oftmals ungeordnete Gladbacher Verteidigung zugespielt.
Trotz der schwächeren zweiten Hälfte war es insgesamt ein Auftritt, mit dessen Leistung es möglich ist, die Klasse zu halten. Insofern derartige Leistungen regelmäßig abgeliefert werden können.
3. Schwolow muss im Strafraum sicherer werden
Sowohl gegen Köln, als auch gegen Gladbach konnte Alexander Schwolow so manche Torchance der Gegner auf der Linie vereiteln. Bei derartigen Situationen hat er inzwischen mehrfach bewiesen, wie gut seine Reflexe und seine Aktionen auf der Linie sind.
Allerdings schwächelt er deutlich in der Strafraumbeherrschung. Ecken, Freistöße oder sonstige hohe Bälle, die durch den Sechzehner und insbesondere durch den Fünfer segeln, muss er deutlich konsequenter pflücken können.
Mehrfach verpasste er den Ball, erwischte ihn nicht ganz oder konnte sich nicht durchsetzen. Dass in beiden Liga-Partien ein Gegentor fiel, nachdem er über einen (Mit-)Spieler fliegt und den Ball verliert, ist eine Bestätigung dieses Aspekts - wenngleich beide Aktionen recht unglücklich waren und sie nicht ausnahmslos nur an ihm lagen.
Für einen Aufsteiger, der um jeden einzelnen Punkt für den Klassenerhalt kämpfen muss, wäre eine gute Strafraumbeherrschung von großem Wert.
4. Unterschied zwischen Terodde und Polter wurde deutlich
Gegen Gladbach kehrte Terodde in die erste Elf zurück. Dabei zeigte er direkt, wieso er für das Schalker Spiel bislang so viel wertvoller ist als Neuzugang Sebastian Polter.
Auch wenn er selbst nicht traf und kaum zu richtigen Torchancen kam: Er ist eine sehr wichtige Anspielstation, die sowohl Bälle fest- als auch Räume freimachen kann. Das hat ein ums andere Mal geholfen, im Umschaltspiel gefährlich zu werden.
Natürlich war das Spiel in der Schlussphase ein anderes, doch war nach der Einwechslung Polters deutlich zu merken, dass er diesen Aspekt des Spiels zumindest noch nicht so gut beherrscht, wie der Aufstiegsheld.
Bis dato wirkt Polter in seinen Aktionen recht unglücklich und teilweise sogar unbeholfen. Er muss sich deutlich steigern, wenn er nicht von Bülter und Terodde abgehängt werden möchte. Zumal mit Jordan Larsson noch ein weiterer Offensivspieler als Sturm-Alternative gekommen ist.
5. Einheit zwischen Fans und Team funktioniert
Trotz der herben Enttäuschung innerhalb weniger Minuten, stimmte der Fan-Support beim ersten Bundesliga-Heimspiel mit voller Auslastung seit langer Zeit. Sowohl die Choreografie zu Beginn, wie auch die anhaltende Unterstützung und der gemeinsame Jubel nach dem 2:2-Treffer zeigen eine neue Verbundenheit.
Es ist wichtig, dass sich Schalke auf diesen Support verlassen kann. Immerhin wird es in dieser Saison noch einige Punktverluste geben.
Ist die Einheit aber weiterhin so stark, wie sie sich am Samstagabend zeigte, wird sich das Team auch nach mehreren Rückschlägen auf die Anhänger verlassen können. Das ist insbesondere für die Heimspiele ein wichtiger Faktor.
Übrigens: Auch Gladbachs Christoph Kramer lobte die S04-Fans: "Schon beim Einlaufen mit der Choreografie war es sehr imposant. Das war Schalke, wie es leibt und lebt."