Schalke besiegt Paderborn mit 5:1 - Die Erkenntnisse zum Testspiel

Torjubel auf Schalke: Mark Uth konnte sogar dreifach treffen
Torjubel auf Schalke: Mark Uth konnte sogar dreifach treffen / DeFodi Images/Getty Images
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Schalke und Paderborn haben die aktuelle Länderspielpause am Donnerstag ausgenutzt, um untereinander ein Testspiel zu bestreiten. Ein in einigen Aspekten anders auftretender S04 gewinnt souverän mit 5:1, Mark Uth brilliert mit einem Dreierpack und einer Vorlage. Die Erkenntnisse zum Spiel.

Es war ein für Schalke 04 positiver Nachmittag im Parkstadion. Beim Test gegen die Gäste des SC Paderborn setzt sich der aktuelle Krisenklub mit einem souveränen und auch in der Höhe verdienten 5:1-Sieg durch. Auch wenn es nur ein Test war, so ist dieser Sieg - viel mehr aber auch der Auftritt als solcher - ein kleines Erfolgserlebnis. Auf diesem muss weiter aufgebaut werden.

Die Partie begann mit ein, zwei guten Chancen für den S04, der deutlich mehr vorzuhaben schien, als über zahlreiche Spieltage in der Bundesliga gezeigt wurde. Nabil Bentaleb verschoss frühzeitig einen Handelfmeter, Königsblau war nah am ersten Tor. In Führung ging dennoch der Zweitligist. Einen Abpraller nach einer Ecke verwandelte Kai Pröger zum 1:0 (13. Minute). Acht Minuten später glich Mark Uth nach einer guten Vorlage von Bentaleb aus. In Minute 31. sowie 45. konnte Schalke durch einen weiteren Treffer Uths sowie dem ersten S04-Tor von Vedad Ibisevic das Halbzeit-Ergebnis von 3:1 erzielen.

Die zweite Hälfte blieb zwar dominiert von den Gastgebern, insgesamt verlief die Partie aber ruhiger. Ausgerechnet Benito Raman erzielte mit seinen 1,72 Metern ein schönes Kopfballtor nach Flanke von Uth. Der wiederum war es auch, der nach ein wenig Durcheinander im Sechzehner der Paderborner zum 5:1-Endstand traf. Ein verdienter Sieg für Schalke, den es zu konservieren und zu nutzen gilt. Natürlich wurden auch ein paar (bekannte) Probleme sichtbar, an denen es zu arbeiten gilt. Grundsätzlich bleibt jedoch ein Auftritt, der vor allem den Umständen entsprechend etwas Zuversicht spenden kann.


Schalke gewinnt gegen Paderborn - Die Erkenntnisse zum Spiel aus S04-Sicht

1. Vorgaben von Manuel Baum: Mehr Mut und mehr Offensive

S04-Coach Manuel Baum gab erneut viel Input von der Seitenlinie
S04-Coach Manuel Baum gab erneut viel Input von der Seitenlinie / DeFodi Images/Getty Images

Im Gegensatz zu seiner ersten Partie gegen RB Leipzig setzte Manuel Baum gegen den SCP erstmals mehr auf seinen eigenen Plan, der deutlich mehr Offensivspiel beinhaltete, als es am letzten Samstag - nicht überraschend - der Fall war.

Erste Änderungen waren sofort zu erkennen: Mit Uth, Ibisevic, Skrzybski und Raman setzte er vier Stürmer in die Startelf, die im Spiel stark nach einem bei Königsblau noch unbekannten 4-1-4-1 System aussahen. Raman und Skrzybski auf den Außen, Ibisevic als Sturmspitze, die kreativen Uth und Bentaleb als eine Art Mischung aus Achter und Zehner als Zuspieler.

Kein engstirniges Spiel rein durchs Zentrum mehr, das einfach zu durchschauen und auszuhebeln ist. Über das Außenspiel bekam S04 spürbar mehr Flexibilität ins Spiel, was zu mehr und besserer Struktur führte. Ein Faktor, der wiederum ermöglichte, mehr und klarere Torchancen zu kreieren. Das nutzen die Angreifer auch gerne aus.

Auch wenn es nur ein Testspiel war, gegen "nur" einen Zweitligisten - so war die Handschrift Baums bereits in einigen Szenen zu erkennen. Auch, dass er während des Spiels etwas umstellen und etwas bewirken konnte (z.B. beim Agieren gegen den Ball) war wichtig zu sehen.


2. Gegnerische Standards als Horror-Szenario - Defensive noch verunsichert

Der Schuss zur Paderborner Führung: Kai Pröger schließt ab
Der Schuss zur Paderborner Führung: Kai Pröger schließt ab / DeFodi Images/Getty Images

Im Spiel war erneut zu merken, dass es Schalke äußerst schwer fällt, gegnerische Standards souverän zu verteidigen. Egal ob Freistöße oder Ecken, nur die aller wenigsten Hereingaben aus einem ruhenden Ball können problemlos geklärt werden - immer wieder entstehen gefährliche Szenen.

Dass ein solches Problem innerhalb einer Trainingswoche (seit Amtsantritt Baums) nicht aus der Welt geschafft ist, ist selbstverständlich. Manche Mannschaften plagt eine solche Schwäche eine ganze Saison. Wichtig wird es sein, eine passende Zuordnung sowie eine treffsichere Kommunikation zu entwickeln. Das Spielermaterial, um derartige Aktionen des Gegners möglichst einfach zu entschärfen, ist vorhanden.

Generell war es noch zu sehen, dass die Schalker Defensive derzeit instabil und unsicher agiert. Vor allem die schnellen Umschalt-Aktionen des Sportclubs zeigten so manches Problem auf - auch wenn mit Ozan Kabak und Salif Sané zwei wichtige Stammspieler fehlten. Die Abwehr ist und bleibt eine große Baustelle für den neuen Trainer.


3. Aufbauspiel wird spielerisch angegangen - Ludewig mit gutem Debüt

Baum (mit Steffen Baumgart) setzt auch beim Spielaufbau auf Mut
Baum (mit Steffen Baumgart) setzt auch beim Spielaufbau auf Mut / DeFodi Images/Getty Images

In den letzten Monaten hatte der Spielaufbau bei den Gelsenkirchenern regelmäßig das gleiche Muster. Zentral sollte herausgespielt werden, während Omar Mascarell (oder der jeweilige defensive Mittelfeldspieler) sich zwischen die beiden Innenverteidiger fallen ließ. Die Außenverteidiger gerieten somit, falls sie durch fehlende Optionen angespielt wurden, schnell unter Gegnerdruck. Der dann fehlende Sechser im Mittelfeld war derweil auch keine Anspielstation. Lange Bälle und Ballverluste waren das Resultat.

Baum scheint ein anderes Mittel zu suchen: Mehr Mut, mehr Breite und mehr Optionen im Mittelfeld. Gegen Leipzig hatte er noch bemängelt, dass sich die Spieler im Aufbau zu wenig zutrauen würden. Ein Faktor, den es zu ändern galt. Die beiden Innenverteidiger waren die beiden Ausgangs-Spieler. Mascarell blieb dem Mittelfeld erhalten und das Ziel war es, auch über die Außenverteidiger spielerisch nach vorne zu kommen. Zumindest im Testspiel funktionierte dieser Ansatz so gut wie immer.

Dabei auch im Fokus: Kilian Ludewig, der erst am Montag zu den Knappen gestoßen war. Der 20-jährige Rechtsverteidiger hat direkt sein Debüt gegeben, spielte die vollen 90 Minuten durch. Er zeigte sich sehr engagiert, schaltete sich häufig in die Offensivaktionen ein, war beim Spielaufbau eine verlässliche Option und gewann einige Zweikämpfe.

Kein atemberaubendes Spiel, aber ein sehr solider Einstand in Blau-Weiß. Der frühere U-Nationalspieler, das kann man schon jetzt erwarten, wird eine wichtige Stammspieler-Rolle einnehmen. Einige der Fans, die sich die letzten Tage noch über die Leihe wunderten, zeigten sich positiv überrascht.


4. Uth als Spieler des Spiels - auch Bentaleb liefert ab

Mark Uth mit Benito Raman - der Rückkehrer wusste zu überzeugen
Mark Uth mit Benito Raman - der Rückkehrer wusste zu überzeugen / DeFodi Images/Getty Images

Drei Tore und eine weitere Vorlage. Der Einfluss, den Mark Uth bei der Test-Partie hatte, zeigt sich schnell und deutlich. Seine Flanke auf Benito Raman war punktgenau und gut vorhergesehen, seine Tore kaltschnäuzig erzielt. Als eine Art Spielmacher hinter der Sturmspitze wusste er zu überzeugen. Viele Bälle eroberte er sich selbst, wusste genau, die Bälle an oder direkt in den gegnerischen Strafraum zu spielen - gleichzeitig blieb er selbst torgefährlich.

Eine Rolle, die ihn auch beim 1. FC Köln ausgezeichnet hatte. Bringt er diesen Einfluss und diese Leistungen nun wieder regelmäßig auf den Platz, ist er nicht aus der Startelf zu denken. Schalke braucht diese Kreativität und Übersicht in der Offensive dringend, ebenso sehr wie ein passendes Konzept drumherum.

In diesem Konzept funktionierte auch Nabil Bentaleb sehr gut. Er übte eine ähnliche Rolle wie Uth aus, war häufig in den Halbräumen und als Anspielstation zwischen den Linien zu finden. Auch er wusste sich in Szene zu setzen, bewies ebenfalls, dass er ein echt guter Kicker sein kann. Nachdem eine Trennung seit mittlerweile anderthalb Jahren unumgänglich schien, kann er in der laufenden Saison zum sehr wichtigen Bestandteil des S04-Mittelfelds werden.