Was wäre, wenn - Schalke unter Baum nicht das 2:2 gegen den FCA kassiert hätte?

Der späte Ausgleich war für S04 nur schwer zu verdauen
Der späte Ausgleich war für S04 nur schwer zu verdauen / Adam Pretty/GettyImages
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Vor genau einem Jahr musste Schalke den späten Ausgleich gegen Augsburg hinnehmen. Mit einem Sieg hätte der damalige S04-Coach die Sieglos-Serie brechen können - spielerisch war das Team im Aufschwung.

Stellen wir uns also etwas fantasievoll die Frage: Was wäre, wenn S04 den 2:2-Ausgleich nicht kassiert hätte?


Der elfte Spieltag der Saison 2020/21 in der Bundesliga. Es ist der 13. Dezember 2020 und Schalke 04 ist seit unzähligen Monaten in einer Sieglos-Spirale gefangen. Manuel Baum hatte die zerrüttete Mannschaft zum dritten Spieltag von David Wagner übernommen, nach und nach einen spielerischen Aufwärtstrend erreichen können - aber noch immer kein Bundesligaspiel gewonnen.

Ausgerechnet beim FC Augsburg scheint es endlich zu klappen. Durch die Tore von Benito Raman und Nassim Boujellab konnte das Spiel gedreht werden, mit einer 2:1-Führung geht es in die Nachspielzeit.

Und in unserem Szenario gelingt Marco Richter nicht der Ausgleich in der 93. Minute. In diesem "Was wäre, wenn..."-Szenario gewinnt S04 die Partie, fährt drei Punkte ein und bricht den anhaltenden Negativ-Rekord.

Was wäre, wenn... Schalke den 2:2-Ausgleich gegen Augsburg nicht kassiert und stattdessen gewonnen hätte?

Durch den Befreiungsschlag rückt Schalke bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz heran, lässt Mainz 05 als Schlusslicht hinter sich. Dieser Sieg, auf den die Mannschaft und der gesamte Verein so furchtbar lange warten mussten, setzt neue Kräfte frei. Der Aufwärtstrend unter Baum war in den Vorwochen schon zu bemerken, nun trägt er endlich auch Früchte. Das Team merkt bei noch 23 offenen Partien, dass da noch was geht.

Am nächsten Spieltag geht es gegen den SC Freiburg. Auch wenn die Veltins-Arena leer ist, es ist ein Heimspiel. Zahlreiche Banner und Plakate der Fans ermutigen die Spieler, erneut über ihre Grenzen hinaus zu gehen. Wie schon in der Woche zuvor schwört sich die Mannschaft, dieses Spiel erneut für den am Kopf verletzten Mark Uth zu gewinnen. Und so kommt es dann auch, zwar sehr knapp und vielleicht nicht ganz verdient - aber es gibt zum zweiten Mal hintereinander drei Punkte.

Rabbbi Matondo, Manuel Baum
Manuel Baum sorgte für einen spielerischen Aufwärtstrend / Christof Koepsel/GettyImages

Mit dem gebrochenen Fluch spielt S04 sowohl viel befreiter, als auch ehrgeiziger auf. Es ist zu spüren, dass der Abstieg längst nicht besiegelt ist. Da der FCA zeitgleich Arminia Bielefeld geschlagen hat, rückt Königsblau erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit von den letzten beiden Plätzen weg. Mit zwei Punkten Vorsprung besetzt man den Relegationsplatz, während drei weitere Punkte für einen Sprung bis auf Rang 13 reichen würden.

Passenderweise ist der Spielplan dieses Mal auf Seiten der Gelsenkirchener. Am 13. Spieltag der Saison 2020/21 geht es ausgerechnet gegen Bielefeld. Erneut ein Heimspiel, erneut ist ein riesiger Schritt möglich. Da Mainz nochmals Federn lässt und ein Bo Svensson noch immer kein Thema ist, kann Schalke satte fünf Punkte Abstand zum 17. gewinnen.

Und so kommt es dann auch. Die letzten drei Siege in Folge gab es im Vorjahr, im Winter 2019. Nun, nach elend vielen Niederlagen in Rückschlägen, passiert es erneut. Auch gegen die Arminia wird gewonnen, zwar wieder nur knapp - aber es gibt diese unendlich wichtigen drei Punkte. Schalke kann an einem zuletzt stark strauchelnden 1. FC Köln vorbeiziehen, verlässt damit erstmals die unteren drei Ränge.

Klassisch durchwachsener Saisonverlauf: S04 versinkt jedoch nicht im Chaos

Der Rest der Saison verläuft gemischt. Es gibt noch einige Remis, da S04 gegen einige Mannschaften dann doch die qualitativen Mittel fehlen. Noch den ein oder anderen Sieg, dazu auch wieder vermehrt Niederlagen.

Glück im Unglück: die Mannschaften ganz unten in der Tabelle, nun Werder Bremen, die Kölner sowie Aufsteiger Bielefeld, holen so wenig Punkte wie zuvor nur selten vorgekommen. Trainerwechsel um Christian Groß oder später Dimitrios Grammozis sind für die Knappen nicht nötig. Die Vereinsführung wollte Baum das Vertrauen schenken, nachdem er den vorweihnachtlichen Aufwärtstrend starten konnte.

Schalke 04
S04 hätte die Rote Laterne abgeben können / INA FASSBENDER/GettyImages

Der 2:1-Sieg gegen Augsburg bleibt als Initialzündung im Gedächtnis. Es war dieses eine, dringend notwendige Erfolgserlebnis. Ein Sieg, der viel mehr brachte als drei Punkte. Nämlich den Glauben an sich selbst und die Chance, sich mit so vielen Spielen noch aus dem Dreck ziehen zu können.

Wer weiß, was in den Köpfen der Spieler passiert wäre, hätte man kurz vor dem Abpfiff noch einen Ausgleich kassiert. Die Konsequenzen wären wohl verheerend gewesen - die Mannschaft kaputt, resigniert und am Boden.

Schlussendlich sind es zwei Zähler, die S04 vom Relegationsplatz absichern. Es ist sicherlich keine erfolgreiche Spielzeit, das steht fest. Im Rückblick ist es aber das Maximum. Nahezu eine ganze Rückrunde nur verloren, David Wagner trotzdem die ganze Sommer-Vorbereitung zu geben, nur um ihn dann nach dem zweiten (!) Spieltag zu entlassen. Dank des FCA-Sieges war es möglich, sich im allerletzten Moment aufzuraffen.