Die Gewinner und Verlierer der Schalke-Hinrunde
Von Yannik Möller
Trotz so mancher Hürden und spielerischer Probleme geht Schalke 04 zufrieden in die Winterpause des ersten Zweitliga-Jahres. Die obere Tabellenhälfte ist sehr eng beieinander, für S04 bleiben alle Chancen auf die Rückkehr in die Bundesliga. Auch Dimitrios Grammozis sitzt zur Pause fest im Sattel.
Auch wenn aufgrund des Spielplans bereits ein Rückrunden-Spiel absolviert wurde, ist es Zeit, sich an die Gewinner und Verlierer der S04-Hinrunde zu wagen.
Die Hinrunde auf Schalke: Die Gewinner
1. Martin Fraisl
Mit für einen Neuzugang sehr deutlichen Worten hatte Martin Fraisl zu seinem Wechsel betont, er sei gekommen, um im Tor zu stehen und nicht um auf der Bank zu sitzen.
Das hat er dann auch recht schnell geschafft. Ralf Fährmann wackelte in den Augen des Trainerteams zu sehr. So schaffte es der Österreicher, schnell zur Nummer eins zu werden. Bis auf die ein oder andere Unsicherheit in den letzten Wochen zeigte er sich als guter Rückhalt.
So wird er auch als gesetzter Keeper in die zweite Saisonhälfte gehen. Deshalb ist er ein klarer Gewinner der Hinrunde.
2. Ko Itakura (und die gesamte Dreierkette)
Kaum ein Neuzugang, der nicht schon zum Saisonstart dabei war, konnte sich so schnell und so überzeugend eingliedern wie Ko Itakura. Sein erstes Spiel absolvierte er noch aus einer Einwechslung heraus, seitdem stand er immer ohne Zweifel in der Startelf. Er ist der sichere Pol der Dreierkette, dazu ein wichtiges Bindeglied im Spielaufbau.
Wobei an dieser Stelle die gesamte Dreierkette erwähnt werden muss. Auch Malick Thiaw und Marcin Kaminski haben in der Regel einen sehr guten Job gemacht. Itakura hat dahingehend zwar noch die Nase vorne, doch sollten die beiden an dieser Stelle ebenfalls gelobt werden.
3. Simon Terodde
Natürlich gehört auch Simon Terodde zu den Hinrunden-Gewinnern. Zu Beginn gab es vorsichtige Zweifel, ob er seine Klasse auch beim offensiv sonst eher lahmenden Schalke zeigen könnte. Schon der Saisonstart zeigte: diese Zweifel waren nicht gerechtfertigt.
Dazu konnte er den Torrekord der 2. Liga nicht nur einholen, sondern sich dann auch noch als alleiniger Rekordhalter eintragen. Obwohl er die letzten Spiele verletzt verpasste, war er einer der ganz wichtigen Bausteine des S04.
4. Thomas Ouwejan
Neben Terodde ist und bleibt Thomas Ouwejan der wichtigste Schalker dieser Saison. Gefühlt jeder zweite Vorstoß wird entweder durch ihn initiiert oder er ist maßgeblich dran beteiligt. Die linke Außenbahn gehört ihm ganz alleine.
Dazu sind seine Flanken und Standards eine echte Waffe. Wenngleich sie zuletzt etwas an Gefahr verloren, so sind sie doch ein wichtiger Bestandteil der Offensive von Königsblau. Der Niederländer hat sich schon jetzt in die S04-Herzen gespielt.
5. Die Fitness-Abteilung
Über die letzten Jahre wäre die Fitness-Abteilung immer an der Spitze der Verlierer gewesen. Zahlreiche Verletzte, kaum Ausdauer - das war stets sichtbar und ein großer Nachteil. Nicht so in dieser Saison, wie es scheint. Das Team ist in der Lage, auch in den letzten 20, 30 Minuten noch richtig Dampf zu machen.
Das wurde schon durch das ein oder andere Tor belohnt, und damit auch durch Punkte. Ein wichtiger und keineswegs zu unterschätzender Faktor in Liga zwei. Dazu eine gern gesehene Abwechslung auf Schalke.
Die Hinrunde auf Schalke: Die Verlierer
6. Ralf Fährmann
Vor der Saison als klare Nummer eins ausgerufen, musste Ralf Fährmann mal wieder eine Degradierung auf die Bank verkraften. Auch wenn die insbesondere im Nachhinein berechtigt war, so wird dieser Schritt geschmerzt haben. So absolvierte er lediglich fünf Partien für die Knappen, in denen er zumeist aber viel und gut hielt.
In die zweite Saisonhälfte muss er ohne große Hoffnung gehen. Es scheint auf ein weiteres, sportlich nahezu gänzlich verlorenes Jahr hinauszulaufen.
7. Timo Becker
Über die letzten zwei Jahre gehörte Timo Becker mit zu den Stammspielern. Vor allem seit der Rückrunde der Saison 2019/20 war er fast immer gesetzt. In dieser Hinrunde jedoch kam es zum großen Schritt rückwärts. Er verlor nicht nur seine Position auf dem Feld, sondern auch auf der Bank. Oftmals fand er sich entweder auf der Tribüne oder bei der U23 wieder.
Dahin wurde er schlussendlich auch versetzt. Grammozis betonte die sportlichen Gründe. Nun spricht vieles für eine vorzeige Trennung im Winter vom S04-Fan.
8. Dominick Drexler
Mit der Hoffnung, die Offensive zu beleben und ihr Kreativität zu verleihen, wurde Dominick Drexler verpflichtet. Ein Plan, der bislang so gut wie gar nicht aufgegangen ist. Auch seine Verbindung zu Terodde fand auf Schalke kaum statt.
Stattdessen schien das Mittelfeld ohne ihn sogar besser zu funktionieren. Rodrigo Zalazar machte insbesondere in den letzten Partien einen besseren Eindruck als Drexler in seinen Partien. Auch Blendi Idrizi spielte gut auf. Der 31-Jährige könnte seinen Stammplatz zumindest vorerst verloren haben.
9. Dries Wouters
So gut und gerne man Rouven Schröder für den Kader-Umbruch im Sommer loben kann, so muss Dries Wouters als großes Missverständnis bezeichnet werden. Mit großen Hoffnungen für die Innenverteidigung sowie für das defensive Mittelfeld wurde er geholt.
Auf dem Platz stand der Belgier jedoch nur weniger als anderthalb Partien. Dabei konnte er dann auch keinen guten Eindruck hinterlassen. Auch bei ihm könnte es zu einer vorzeitigen Trennung kommen, so wenig wurde er gebraucht.
10. Die S04-Fans
Nicht ohne Grund gilt das Fanlager von Schalke als eines der größten und emotionalsten in Fußball-Deutschland. Während sämtliche Anhänger aller Klubs auch in dieser Hinrunde unter den Corona-Einschränkungen litten, traf es die Knappen dahingehend wieder einmal mehr. Die letzte Saison hatte gezeigt, welch einen großen Einfluss ein volles Stadion in Gelsenkirchen haben kann - oder eben auch ein gänzlich leeres.
Bei der Mission Wiederaufstieg konnten die Fans nur bedingt helfen. Zwischendurch mal etwas mehr, dann wieder weniger.
Gemischte Gefühle: Die Chancen für den Wiederaufstieg
Auch wenn es noch nicht ganz so deutlich ausgesprochen wurde, das Ziel für Schalke ist und bleibt die Rückkehr in die Bundesliga - entsprechend ein Platz in der Top drei. Zwischenzeitlich sah es eher so aus, als würde der Klub im oberen Mittelfeld der Liga feststecken. Vorher hatte eine Siegesserie gegen die Drittliga-Aufsteiger für Euphorie gesorgt und so manche Probleme vergessen lassen, nachher sorgten ernüchternde Wochen für Frust.
In die Rückrunde und nun auch in die Winterpause ging es aber mit einem abschließend positivem Gefühl. Dafür haben die letzten Auftritte gesorgt, in denen sich die Fans wieder abgeholt sahen. Verdoppelt man die 29 Punkte nach 17 Spielen, wird es bei einer ebenso erfolgreichen Rückrunde wohl nicht für den Aufstieg reichen. Das heißt: die zweite Hälfte der Spielzeit muss besser werden.
Dafür gibt es berechtigte Hoffnungen, aber auch Zweifel. Und die bestehen nach wie vor aus der laschen Bilanz gegen die Topteams. Nur zwei Siege gegen die Teams aus der Top 10, das ist zu wenig um sich oben festzukrallen. Deshalb ging es bislang primär darum, den Abstand klein zu halten. Das wird für die Rückrunde aber nicht reichen als Zielsetzung.