Schalke 04: Warum ein Hoppe-Wechsel im Sommer möglich ist

Matthew Hoppe war Schalkes bester Torschütze in der Saison
Matthew Hoppe war Schalkes bester Torschütze in der Saison / INA FASSBENDER/Getty Images
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In der abgelaufenen Saison war Matthew Hoppe mit seinen sechs Toren der erfolgreichste Torschütze auf Schalke. Schon vor einigen Wochen wurde das potenzielle Interesse anderer Klubs am 20-Jährigen thematisiert. Es ist unklar, ob Hoppe auch über den Sommer hinaus bleiben wird.


Mit seinen sechs Treffern war Matthew Hoppe der beste Torschütze von Schalke 04 in dieser Saison. Der junge US-Amerikaner, der erst im späten Herbst von Manuel Baum aus der U23 zu den Profis geholt wurde, konnte trotz der insgesamt desolaten Spielzeit für einen persönlich guten Eindruck sorgen. Aber es ist längst nicht klar, ob er auch über den Sommer hinaus noch für die Knappen auflaufen wird.

Schalkes Youngster-Historie, Spielpraxis, Verkaufsschild - deshalb könnte Hoppe wechseln

1. Schalke als Talenteschreck - vor allem im Sturm lauert Gefahr

Matthew Hoppe
Matthew Hoppe könnte der traditionell lahmenden S04-Offensive zum Opfer fallen / Pool/Getty Images

Schalke ist für die Knappenschmiede und die erfolgreiche Jugendausbildung bekannt. Zahlreiche große Spieler, darunter Weltmeister, durchliefen die Jugendmannschaften Schalkes. Trotzdem gab es immer häufiger das Problem, dass sich junge Spieler bei S04 nicht vernünftig entwickeln konnten.

Das war über die letzten drei, vier Jahre auch auf dem Weg von der Knappenschmiede zu den Profis der Fall. Nassim Boujellab und Levent Mercan sind zwei Beispiele, die einem direkt einfallen. Aber auch Youngster von außerhalb, wie Rabbi Matondo, haben alles andere als eine ruhige, gesicherte Entwicklung nehmen können.

Das liegt vor allem an den zahlreichen Krisen, sportlich wie allgemein. Regelmäßig wird ein schlechter Fußball geboten, in dem Klasse und Spielwitz untergehen. Die Unruhe und die vielen Trainerwechsel helfen da nicht weiter. Keine Gegebenheiten, mit denen man junge Spieler lockt.

Hoppe ist gerade als Stürmer dahingehend auch ein Fall, der einen ähnlichen Weg einschlagen könnte. Viel zu häufig verhungern die Torjäger auf Schalke, sie kriegen keine Bälle und müssen sich vor allem durch ihren Einsatz ohne Ball auszeichnen.

2. Die 2. Liga bringt weniger Interesse - und der Aufstieg ist ungewiss

Matthew Hoppe
Der sportliche Absturz birgt eine ungewisse Zukunft - auch für den jungen Stürmer / LEON KUEGELER/Getty Images

Dass deutlich mehr Vereine auf Spieler aufmerksam werden, wenn sie in der ersten und nicht in der zweiten Liga spielen, ist logisch. Das wird früher oder später auch das Ziel Hoppes sein: Schalke (möglichst erfolgreich) zu verlassen, um einen größeren Schritt zu nehmen.

Dabei ist die 2. Bundesliga aber ein mögliches Hindernis. Nicht nur aufgrund des Erfolgsdrucks, ohne Wenn und Aber aufsteigen zu müssen - was auch immer das für personelle Konsequenzen mitbringen kann. Sondern auch, weil zweite Ligen insgesamt viel weniger Aufmerksamkeit erfahren.

Im Gegensatz zu anderen Ländern, speziell in Frankreich, ist die zweite deutsche Liga auch nicht unbedingt für den großen Pool an jungen, spielfreudigen Talenten bekannt. Eine geringere Aufmerksamkeit vonseiten der Scouts ist die Folge. Als Youngster will und muss man sich allerdings beweisen.

3. Es gibt keine zugesicherte Spielpraxis

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis wird Hoppe viel Spielpraxis nicht versprechen können / FEDERICO GAMBARINI/Getty Images

Ein junger Spieler muss alles dafür tun, um an möglichst viel Spielpraxis zu gelangen. Mit seinen 22 Liga-Einsätzen hat Hoppe zwar deutlich mehr gespielt, als er es sich noch in der Woche vor seinem Debüt Ende Oktober hätte träumen lassen können. Doch nun muss ein solch stetiges Level gefunden und dann gehalten werden. Dass das auf Schalke funktioniert, ist nicht gesichert. Simon Terodde wird nämlich so viel wie möglich spielen, da er den Klub zum Aufstieg schießen soll. Klaas-Jan Huntelaar wäre im Falle eines Verbleibs die zweite Option direkt danach. Auch ein Ahmed Kutucu kehrt (in eine ungewisse Zukunft) zurück.

Dazu ist auch nicht ausgeschlossen, dass vielleicht noch ein Offensivspieler kommt, der auch (und nicht zwingend ausnahmslos) im Sturm einsetzbar wäre. Und selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte: Es könnte durchaus sein, dass Trainer Dimitrios Grammozis über die Wucht zum Erfolg kommen will. Dann stünde der US-Amerikaner eher hinten an und wäre dadurch zum Zuschauen verdammt, bis eine Einwechslung fällig wird.

4. Schröder stellt klar: "Kein Spieler ist unverkäuflich"

Rouven Schröder
Rouven Schröder erklärte alle Schalke-Spieler für theoretisch verkäuflich / RONNY HARTMANN/Getty Images

Bei seiner Vorstellungsrunde am Freitag erklärte Sportdirektor Rouven Schröder mit klaren Worten: "Ich sehe keinen Spieler, der unverkäuflich ist." Dazu zählt somit auch Hoppe, und das völlig zu Recht.

Schalke muss zwangsweise über einen Verkauf nachdenken, wenn es ein Angebot für einen Spieler gibt. Die dringende Notwendigkeit, Ablösen zu erzielen und Gehaltskosten einzusparen, überwiegt derzeit noch jeden theoretischen Plan im sportlichen Bereich.

Für Hoppe dürfte es auch auf jeden Fall Interessenten und somit Angebote geben. Schon im März wurde er beispielsweise mit Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven in Verbindung gebracht. Zum damaligen Zeitpunkt kommentierte seine Mutter bei Twitter: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn einige Klubs verfolgen." Wenig später war der Tweet gelöscht.

90min hatte schon Mitte Februar erfahren, dass ihn auch Klubs aus der Premier League beobachten. Ein konkretes Angebot gab es damals noch nicht aus England. Sein Potenzial soll aber für einige Vereine interessant sein.

Sein Satz "Ich bleibe auf Schalke - unabhängig von der Liga" ist dabei viel eher als eine Art Danksagung für den Vertrag (bis 2023) vom frühen Februar zu verstehen gewesen als eine feste Zusage. Gerade im Tagesgeschäft Fußball und aufgrund der aktuellen Lage beim S04 sind derartige Zusagen kaum etwas wert.