Schalke 04: So schlagen sich die Abgänge bei ihren neuen Clubs
Von Henry Einck
Für den FC Schalke 04 stand im vergangenen Sommer der nächste große Umbruch an. Eine ganze Reihe an Leistungsträgern aus der 2. Bundesliga hat den Verein verlassen - zum Teil zu großen Clubs ins Ausland, zum Teil zu anderen Vereinen in Deutschland. Im Winter kamen weitere Abgänge hinzu. Wie schlagen sich die Schalker Abgänge seitdem bei ihren neuen Arbeitgebern? Ein Überblick.
1. Malick Thiaw (AC Mailand)
Für Schalke 04 war Malick Thiaw (21) der größte Transfer des Sommers. Sieben Millionen Euro spielte das Talent in die Kassen. Lange Zeit stellte sich die Frage, ob der Schritt zur AC Mailand nicht zu groß war.
Inzwischen lässt sich das mit einem klaren 'Nein' beantworten. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist Thiaw zum Leistungsträger avanciert und wurde für vereinzelte Auftritte in der Königsklasse medial gefeiert. Für die Leistungen wurde der 21-Jährige sogar mit einer Nominierung für die deutsche A-Nationalmannschaft belohnt.
Transfer-Note: 2+
2. Amine Harit (Olympique Marseille)
Auf den letzten Metern des Transferfensters fanden die S04-Verantwortlichen bei Amine Harit (25) noch eine Lösung. Der Offensivmann wechselte für ein weiteres Jahr zu Olympique Marseille. Ab Sommer spielt Harit dann fest dort - die Ablöse wird etwa fünf Millionen Euro betragen
Dass Marseille den 25-Jährigen fest verpflichtet, ist nachvollziehbar. Im ersten Saisondrittel war Harit Leistungsträger - glänzte unter anderem in der Gruppenphase der Königsklasse. Leider setzt ihn seit Jahresbeginn eine Kreuzbandverletzung außer Gefecht.
Transfer-Note: 2
3. Ozan Kabak (TSG Hoffenheim)
Für Ozan Kabak (23) endete das Kapitel Schalke 04 im Sommer - zuvor war er erfolglos zum FC Liverpool und Norwich City verliehen worden. Trotzdem bezahlte die TSG Hoffenheim sieben Millionen Euro für den Verteidiger - ein guter Deal.
Kabak ist gesetzt und gehört - in einer enttäuschenden Saison - zu den notenstärksten Spielern der Hoffenheimer. Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass der Türke konstant spielt. Einzig der ausbleibende Erfolg der TSG spricht nicht gerade für ihn.
Transfer-Note: 2
4. Victor Pálsson (DC United)
In der Zweitliga-Saison der Knappen spielte Victor Pálsson (31) noch eine durchaus wichtige Rolle. Als der Sechser im Sommer mit dem persönlichen Wunsch an die Vereinsführung herantrat, das Abenteuer MLS zu verwirklichen, sagten die Verantwortlichen trotzdem zu.
Bei DC United fügte sich Pálsson schnell ein. Unter der Leitung von Wayne Rooney (37) hat der Isländer einen Stammplatz in der Innenverteidigung. Sportlich läuft es für den Hauptstadt-Club allerdings noch nicht rund. DC gewann erst eines der ersten sieben Liga-Spiele.
Transfer-Note: 2-
5. Can Bozdogan (FC Utrecht)
Im Sommer ließen die S04-Verantwortlichen eine Reihe an Youngstars auf Leih-Basis ziehen, um sich bei anderen Stationen zu entwickeln. Dazu zählte auch Can Bozdogan (22), den es in die erste niederländische Liga zum FC Utrecht zog.
Für Bozdogan wohl die perfekte Adresse - der Deutsch-Türke spielt beim Eredivisie-Club eine zentrale Rolle, glänzt häufig als Box-to-Box-Spieler. Umso bitterer, dass das S04-Eigengewächs seit Mitte Februar an einer Knieverletzung laboriert. Bis dahin hat sich die Station aber gelohnt.
Transfer-Note: 2+
6. Rabbi Matondo (Rangers)
Rabbi Matondo (22) zählte lange zu den Problemspielern der Königsblauen. Im Sommer konnten beide Seiten endlich einen Schlussstrich ziehen: Für drei Millionen Euro ging es zum schottischen Top-Club Glasgow Rangers.
Matondo gelang es nicht, an die starken Leistungen von seiner letzten Leih-Station in Belgien anzuknüpfen. Der Außenspieler spielt nur selten von Anfang an, weist insgesamt keinen guten Scoring-Output vor. Zudem fehlt er den Rangers seit Jahresbeginn mit einer unbekannten Verletzung.
Transfer-Note: 4+
7. Levent Mercan (Karagümrük)
Aus der Reihe der Eigengewächse sticht Levent Mercan (22) heraus. Im Gegensatz zu anderen Talenten verließ der Außenverteidiger das Ruhrgebiet im Sommer fest. Mercan schloss sich seiner vorherigen Leih-Station Karamgümrük in der Türkei an.
Beim türkischen Erstligisten agierte Mercan zu Beginn noch als Rotationsspieler. Mittlerweile ist der Deutsch-Türke auf der linken Abwehrseite gesetzt. In den Leistungen ist der 22-Jährige zwar noch inkonstant, doch rein sportlich hat sich der Wechsel gelohnt.
Transfer-Note: 2
8. Marvin Pieringer (SC Paderborn)
Die S04-Verantwortlichen entschieden sich im Sommer, Freiburg-Leihgabe Marvin Pieringer (23) für 500.000 Euro fest zu verpflichten. Um sich weiter zu entwickeln, ging es aber vorerst auf Leih-Basis zurück in die 2. Bundesliga zum SC Paderborn.
Ein sinnvoller Schritt - Pieringer gehört in der zweiten Liga zu den Stürmern mit der besten Scoring-Quote. In 16 Startelfeinsätzen für die Ostwestfalen gelangen acht Tore und sechs Vorlagen. Ab Sommer ist der 23-Jährige bei Schalke 04 fest eingeplant.
Transfer-Note: 1
9. Hamza Mendyl (OH Leuven)
Ein weiterer Vertreter der Kategorie 'Sorgenkind' war Hamza Mendyl (25). Der Linksverteidiger verließ Schalke nach vier unglücklichen Jahre wieder und wechselte ablösefrei zum belgischen Erstligisten OH Leuven.
In Belgien ist Mendyl Leistungsträger. Bei OH Leuven ist die linke Abwehrseite fest für den Marokkaner vorgesehen. Die Leistungen sind meistens solide, allerdings noch zu schwankend. Trotzdem scheint es der richtige Schritt gewesen zu sein.
Transfer-Note: 2-
10. Marius Lode (FK Bodø/Glimt)
Es war das große Transfer-Missverständnis der vergangenen Saison: Marius Lode (30) von FK Bodø/Glimt. Im Winter war Lode nach Gelsenkirchen gekommen, im Sommer schon wieder weg. Der Norweger kehrte zurück zu seinem Heimatverein.
Seither ist es für Lode in Norwegen, als wäre er nie weggewesen. Der Innenverteidiger fügte sich auf Anhieb wieder ins Team ein, spielte mit Bodø/Glimt sogar in der UEFA Europa League gegen den FC Arsenal. Das halbe Jahr auf Schalke konnte Lode schnell vergessen.
Transfer-Note: 2+
11. Timo Becker (Holstein Kiel)
Aus dem Kreis der Eigengewächse verließ auch Timo Becker (26) die Königsblauen im Sommer. 250.000 Euro spielte der Verteidiger in die Kassen. Für Becker ging es in die 2. Bundesliga zu Holstein Kiel.
Bei seinem neuen Club spielt der 26-Jährige eine starke Debütsaison. Becker kam schon in der Innenverteidigung sowie auf der rechten Abwehrseite und Außenbahn zum Einsatz - immer mit soliden Leistungen.
Transfer-Note: 2+
12. Blendi Idrizi (Jahn Regensburg)
Ein anderer Fall ist wiederum Blendi Idrizi (24). Das kosovarische Offensiv-Talent spielt zwar auch leihweise in der 2. Bundesliga bei Jahn Regensburg, soll im Sommer aber wieder zurückkehren.
Beim Jahn konnte Idrizi die Erwartungen nicht erfüllen. Der Kosovare ist inzwischen zwar wieder häufiger Teil der Startelf, zahlt das Vertrauen aber nur selten zurück. In Anbetracht seiner Leistungen ist es also durchaus unwahrscheinlich, dass Idrizi eine Zukunft auf Schalke hat.
Transfer-Note: 4+
13. Martin Fraisl (Arminia Bielefeld)
Den Schritt in die 2. Bundesliga ist auch Torwart Martin Fraisl (29) gegangen. Der Österreicher verließ Schalke nach einem Jahr schon wieder ablösefrei und schloss sich Absteiger Arminia Bielefeld an.
Für Fraisl zahlte sich der Wechsel vollkommen aus. Bei der Arminia ist der 29-Jährige seit dem sechsten Spieltag Stammtorwart. Die vorherige Nummer eins Stefanos Kapino (29) verließ den Zweitligisten auf den letzten Drücker noch. In einer schwachen Saison gehört der Österreicher noch zu den besten Spielern.
Transfer-Note: 2
14. Reinhold Ranftl (Austria Wien)
Auf Schalke spielte Reinhold Ranftl (31) zum Ende der Zweitliga-Saison eine zunehmend kleinere Rolle. Nachvollziehbar, dass die S04-Verantwortlichen den Außenverteidiger auf Leih-Basis zurück nach Österreich schickten.
Bei Austria Wien lief es für den Routinier sofort besser. Von Tag eins an war Ranftl der gesetzte Rechtsverteidiger im Team. Mit der Austria durfte er sogar in der UEFA Conference League ran. Nicht unwahrscheinlich, dass Ranftl im Sommer fest nach Wien wechselt.
Transfer-Note: 1-
15. Marc Rzatkowski (Arminia Bielefeld)
Genau den gleichen Weg wie Fraisl nahm auch Marc Rzatkowski (33). Die Knappen verpflichteten den Zentrumspieler im Vorfeld der Zweitliga-Saison, nach einem Jahr war aber schon wieder Schluss. Für den 33-Jährigen ging es zurück in die 2. Bundesliga zu Arminia Bielefeld.
Und auch Rzatkowski wurde bei der Arminia glücklicher als auf Schalke. Beim Bundesliga-Absteiger war Rzatkowski über weite Teile der Saison ein Kandidat für die Startelf. Inzwischen ist der Routinier zwar wieder etwas außen vor, doch ein Schritt in die richtige Richtung war es definitiv.
Transfer-Note: 3+
16. Jordan Larsson (FC Kopenhagen)
Ein spezieller Fall ist Jordan Larsson (25). Der Rechtsaußen kam im Sommer mit großen Vorschusslorbeeren ablösefrei von Spartak Moskau. Nachdem beide Parteien mit der ersten Saisonhälfte unzufrieden waren, ging Larsson im Winter auf Leih-Basis zum FC Kopenhagen.
Beim dänischen Top-Club erwischte der Schwede sofort einen besseren Start. Der 25-Jährige belohnte sich schon bei seinen ersten Kurzeinsätzen mit einem Treffer - zuletzt brachte ihn eine Verletzung wieder raus. Ein endgültiges Urteil ist hier noch nicht möglich.
Transfer-Note: (noch zu früh)
17. Florent Mollet (FC Nantes)
Genauso erging es auch Florent Mollet (31). Der Franzose wurde im Sommer als großer Top-Transfer gefeiert, stellte sich aber als keine große Verstärkung heraus. Auf eigenen Wunsch ging der Routinier schon im Winter zurück nach Frankreich - immerhin ein Transferplus für Schalke.
In seiner Heimat scheint sich Mollet einfach wohler zu fühlen. Beim FC Nantes avancierte der 31-Jährige sofort zum Leistungsträger, verpasste seit dem Wechsel kein Spiel. Auch beim Europa-League-Aus gegen Juventus war der Franzose präsent.
Transfer-Note: 2
18. Kerim Calhanoglu (FC Sandhausen)
Als die S04-Verantwortlichen im Winter feststellten, dass Top-Talent Kerim Calhanoglu (20) auf zu wenig Spielzeit kommt, entschieden sie sich für einen Leih-Deal mit dem SV Sandhausen.
In der zweiten Liga wurde Calhanoglu direkt gebraucht. In allen Spielen, in denen der Deutsch-Türke zur Verfügung stand, spielte er von Beginn an. Die Leistungen in den bisherigen fünf Spielen waren beachtlich. Ein endgültiges Fazit ist aber auch hier noch nicht möglich.
Transfer-Note: (noch zu früh)
19. Florian Flick (1. FC Nürnberg)
Der letzte Spieler in der Liste der vielen Zweitliga-Leihen ist Florian Flick (22). Der Zentrumspieler kam in der Bundesliga zu wenig zum Zug, sodass Schalke auch hier die Idee einer Leihe kam. Für den 22-Jährigen ging es zum Freundschaftsclub 1. FC Nürnberg.
Nach knapp zweieinhalb Monaten ist der Einfluss von Flick in Nürnberg durchaus beeindruckend. Das S04-Eigengewächs absolvierte alle zehn möglichen Spiele, davon neun von Beginn an. Für den Zentrumsspieler scheint sich die Station zu lohnen.
Transfer-Note: 2