Schubert vor Aus auf Schalke - eine (mal wieder) vertane Chance
Von Yannik Möller
Die Entscheidung scheint gefallen, Ralf Fährmann wird auch in der kommenden Saison die Nummer eins auf Schalke bleiben. Für Markus Schubert bedeutet das über kurz oder lang nichts Geringeres als sein S04-Aus - immerhin unterliegt er bei dieser Wahl schon wieder, muss dazu offenbar erneut gehen.
In jedem einzelnen Sommer der letzten Jahre musste sich Schalke 04 erneut mit der Torwartfrage beschäftigen. Spätestens mit der Entscheidung von Domenico Tedesco, Ralf Fährmann aufgrund zahlreicher Unsicherheiten im Frühjahr 2019 aus dem Kasten zu nehmen, gibt es auf dieser Position keine Sicherheit.
Auch nicht in diesem Sommer. Fährmann ist noch da, die eigentliche Nummer drei Michael Langer ebenso. Markus Schubert, im Sommer 2019 ablösefrei von Dynamo Dresden verpflichtet, kehrte von seiner einjährigen Leihe von Eintracht Frankfurt zurück. Eine Saison ohne Einsatz liegt hinter ihm - gegenüber Kevin Trapp hatte er bei der SGE natürlich das Nachsehen.
Nun berichtete die Bild , dass die Torwartfrage für die anstehende Saison geklärt sei. Wenig überraschend bleibt Dimitrios Grammozis Fährmann treu, heißt es. Bereits im Saisonendspurt hatte er ihn gegenüber Leih-Keeper Frederik Rönnow bevorzugt. Offenbar ist man auch trotz des neuen Torwarttrainers zu dieser Entscheidung gekommen.
Im Optimalfall würde man jetzt sagen: Okay, die Entscheidung steht. Jetzt startet der Konkurrenzkampf. Bei S04 herrscht aber natürlich nicht der Optimalfall vor. Eher das Gegenteil. Königsblau kann sich nur einen der beiden Keeper im Kader leisten, entweder Fährmann oder eben Schubert. Während der 32-Jährige etwa 2,5 Millionen Euro verdienen soll, ist der 23-Jährige trotz seines noch ersten S04-Vertrags bereits bei rund 1,8 Millionen Euro.
Abgesehen davon, dass man schon alleine wegen dieser so hohen Summe für den gebürtigen Freiberger eigentlich ein Fass aufmachen müsste, steht das Problem: da Schubert nur auf der Bank sitzen und sogar um den Posten als Nummer zwei kämpfen müsste, muss er gehen. Entweder erneut per Leihe, oder ganz. Einen Verbleib kann sich der Absteiger nicht leisten.
Schubert als Ersatz für Schalke zu teuer - richtig beweisen konnte er sich nie
Selbst wenn es nun auf die erneute Leihe hinausläuft - man kann getrost vom Schalke-Aus für Schubert sprechen. Nichts deutet daraufhin, dass er sich von dieser wiederholten Niederlage erholen und sich später noch durchsetzen wird. Sein Wechsel von Dynamo zu den Knappen entpuppt sich spätestens jetzt als Reinfall für ihn.
Dazu hätte es aber - mal wieder - nicht kommen müssen. Zunächst einmal galt der Wechsel damals als guter Griff aus Sicht der Gelsenkirchener. Immerhin hatte man den damaligen U21-Nachfolger von einem gewissen Alexander Nübel ablösefrei holen können. Zwei talentierte Keeper, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen pushen sollten. Fährmann ging vorerst nach England, zu Norwich City.
Direkt folgte die erste Hürde für ihn. Da die Verantwortlichen um David Wagner und Jochen Schneider alles dafür taten, dass Nübel nicht wechselt, wurde ihm die Welt zu Füßen gelegt. Neben dem Kapitänsamt natürlich auch der Stammplatz im Tor.
Als Schubert dann aufgrund der Nübel-Sperre erstmals aufspielen durfte, zeigte er sich grundsolide. Nicht außergewöhnlich gut, aber auch sicher nicht schlecht. Dann fiel er durch eine Verletzung aus, konnte seine Chance nicht nutzen. Als er ins Tor zurückkehrte, war S04 bereits in die Katastrophen-Rückrunde gerutscht. Die Unsicherheit des ganzen Klubs wirkte sich wenig überraschend auch auf einen nicht eingespielten Torwart-Youngster aus. Die nächste Schlappe: Nübel kehrte ins Tor zurück.
Im letzten Sommer verlor er unter Wagner erneut das Duell um die Nummer eins - Fährmann stand nach seiner Rückkehr wieder im Tor. Eine schon damals umstrittene Entscheidung. Der Weg führte, wie anfangs bereits erwähnt, nach Frankfurt. Der Tauschdeal mit den Hessen bescherte ihm die sichere Bank. Ein weiteres Jahr, in dem er sich den Hintern platt saß, folgte.
Zurück in die Gegenwart. Schubert kehrte motiviert zurück, wollte sich dem neuen Torwarttrainer beweisen und an Grammozis' Vertrauen in Fährmann rütteln. Anscheinend ohne Erfolg. Nun wird er den Klub verlassen müssen.
Der ehemalige U21-Keeper, dem nicht wenige eine gute Chance auf eine zwar nicht großartige, aber doch sehr solide Karriere vorausgesagt haben, hat es auf Schalke nicht geschafft. An dieser Stelle hat Schalke mal wieder einen Spieler geschafft, von dem man sich etwas erhofft hatte. Und zwar nicht weniger als eine mindestens mittelfristige Lösung für das Tor. Etwas, das es seit Jahren nicht gab.
Der ein oder andere mag mit schlechten, unsicheren Auftritten des noch ziemlich jungen Torhüters argumentieren. Doch sollte man sich fragen, wie aussagekräftig und bedeutungsvoll sie angesichts der Position und des damaligen Krisen-Modus waren.
S04 weiterhin ohne mittelfristige Torwart-Lösung - Fährmann muss nun der sichere Rückhalt sein
Unabhängig davon, wie man nun zur Entscheidung für Fährmann und gegen Schubert steht, eines ist klar: Schalke verliert die angedachte, längerfristige Lösung für das Tor. Und das sollte dementsprechend auch ein Thema sein - alleine schon aus dem Grund, weil spätestens im nächsten Jahr die gleiche Debatte erneut aufgelegt wird.
Fährmann wird zur dann nächsten Saison 34 Jahre alt sein und vor seinem letzten Vertragsjahr stehen. Langer - dann 37 Jahre alt und Stand jetzt ohne Vertrag - wäre maximal der klare Ersatzmann. Und der dritte, dann bald neue Torwart könnte nur ausgeliehen sein oder eine unklare Stellung innerhalb der Keeper haben.
Darauf wird es mal wieder hinauslaufen. Auch wenn die neue alte Nummer eins nun eine tolle Saison spielen wird. Das ist einfach schade, hatte der Klub eine gute Gelegenheit vor sich. Diese ist nun aus verschiedenen Gründen keine Option mehr. Schubert steht vor seinem S04-Aus.