Wie sollte Schalke mit dem Thiaw-Interesse umgehen?
Von Yannik Möller
Dass sich mehrere namhafte Klubs mit einer Verpflichtung von Malick Thiaw beschäftigen, ist keineswegs überraschend. Allerdings war ein möglicher Wechsel erst im Sommer angedacht. Wie sollte Schalke mit den konkreten Angeboten inmitten der Saison umgehen? Ein Kommentar.
Sind wir ehrlich: es ist alles andere als überraschend, dass sich durchaus auch namhafte Vereine mit einer potenziellen Verpflichtung von Malick Thiaw beschäftigen. Ein solches Szenario dürfte jeder Schalke-Anhänger als realistisch und als lediglich eine Frage der Zeit eingestuft haben. Immerhin zählt der junge Abwehrspieler zu den Talenten bei Königsblau, die am ehesten einen größeren Durchbruch schaffen können.
Dementsprechend galt Thiaw auch als vermeintlicher Verkaufskandidat für den Sommer. Auch bei diesem Aspekt braucht sich kein Schalker etwas vormachen. Zwar läuft sein Vertrag noch bis 2024, doch muss S04 in der aktuellen finanziellen Lage ein für ihn zu erwartendes Angebot annehmen, sobald es zu gewissen Summen kommt. Egal ob der Aufstieg erreicht wird, oder auch nicht.
Jetzt ist ein potenzieller Abschied aber schon im Winter-Transferfenster ein ernsthaftes Thema. So ernsthaft, dass auf der Gelsenkirchener Geschäftsstelle sogar ein konkretes Angebot des AC Milan einging. 6,5 Millionen Euro wären überwiesen worden. Zu wenig, stellte Sportdirektor Rouven Schröder nach Bild-Informationen klar. Grundsätzlich würde er Thiaw gerne halten wollen.
Thiaw-Verkauf noch nicht vom Tisch - S04-Innenverteidigung könnte den Abschied verkraften
Allerdings deutet sich an, dass es Milan nicht bei diesem einen Nein seitens der Knappen belassen wird. Zumal laut Sport1 auch Neapel sowie West Ham United und der FC Everton ein gewisses Interesse zeigen sollen. So ist ein weiteres, dann besseres Angebot alles andere als unrealistisch. Es ist abzusehen, dass sich Schalke weiterhin mit diesem Thema befassen muss.
Einige Fans würden sicherlich den Verbleib des U21-Nationalspielers bevorzugen. Unter Dimitrios Grammozis ist er gesetzt. Und auch wenn er hin und wieder mit riskanten Pässen für das ein oder andere Herzrasen sorgt, so überzeugt er doch regelmäßig mit beeindruckenden Zweikampfquoten und einem für seine 20 Jahre sehr abgeklärten Spiel.
Somit ist er für das Ziel des Aufstiegs ein wichtiger Spieler. Ist er aber so wichtig, dass selbst bei einem etwaigen Angebot von um die zehn Millionen Euro (oder etwas mehr, je nach Boni) weggesehen werden kann? Auf diese Frage muss wohl ein Nein folgen - geschuldet der finanziellen Lage.
Die Innenverteidigung ist inzwischen sowohl quantitativ als auch qualitativ zu gut besetzt, als dass ein derartiges Angebot ignoriert werden kann. Ko Itakura überzeugt Woche für Woche, dazu ist mit Salif Sané ein sehr starker Innenverteidiger zurückgekehrt. Marcin Kaminski ist ebenfalls gesetzt und von seiner Covid-Infektion genesen. Dazu wurde Marius Lode schon im Hinblick auf die nächste Saison verpflichtet, während Florian Flick ebenfalls eine Notfall-Option wäre.
Schalke braucht das etwaige Geld - auf Einnahmen verzichten kann sich der Klub nicht leisten
Vor diesem Hintergrund wären um die zehn Millionen Euro schlichtweg zu viel Geld. Schalke muss sich nach wie vor vom Abstieg erholen, auch finanziell. Zuletzt konnten betriebsbedingte Kündigungen von Mitarbeitern nur vermieden werden, weil einige von ihnen zu Gehalts-Einsparungen bereit waren. Das hat nochmal vor Augen geführt, wie leer der Geldbeutel bei S04 noch immer ist.
Außerdem steht hinter dem Aufstieg ein zu großes Fragezeichen. Klappt es nicht, werden auch die Sponsoreneinnahmen weiter sinken. Um nicht in ganz große Gefahr zu geraten, wären die Millionen nötig. Und sollte die Rückkehr in die Bundesliga gelingen, wären Kaufoptionen wie von Itakura, Thomas Ouwejan oder Andreas Vindheim deutlich einfacher zu stemmen.
Alles in allem kann sich Königsblau einem potenziellen Thiaw-Verkauf also nicht per se entziehen. Sollte ein verbessertes Angebot kommen, ob aus Italien oder auch England, muss sich Schröder damit auseinandersetzen. Das wird er aber wissen. Immerhin: beim Interesse mehrerer Vereine könnte es tatsächlich noch auf ein kleines Wettbieten hinauslaufen. Viel Zeit bliebe jedoch nicht mehr.