Schalke weiter sieglos: Erkenntnisse zum dritten 0:0-Remis
Von Yannik Möller
Am Freitagabend musste sich Schalke 04 zum dritten Mal in Folge mit einem 0:0-Remis begnügen. Begnügen deshalb, weil ein Sieg nicht nur zweifelsohne möglich, sondern sogar verdient gewesen wäre. Insbesondere im Abstiegskampf ist das eine sehr bittere Pille.
Umso ärgerlicher wirkt das dritte Torlos-Unentschieden dann, wenn man bedenkt, dass die direkte Konkurrenz in diesen Wochen vermehrt verloren hat. Große Schritte waren möglich, wurden schlussendlich aber nicht gemacht. So bleiben sowohl positive, aber auch weiterhin negative Erkenntnisse aus dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg.
Stabile Defensive, fehlende Dribblings und ein beachtlicher Fan-Support: Schalke-Erkenntnisse aus dem Wolfsburg-Spiel
1. Die Defensive hält
Das dritte torlose Remis bedeutet zugleich auch das dritte Spiel in Serie ohne Gegentor. In der Defensive hat es in den letzten Wochen große Verbesserungen gegeben. Insbesondere als Abstiegskandidat ist es geboten, möglichst wenig Gegentore hinnehmen zu müssen, um möglichst große Chancen auf einen Sieg zu haben. Immerhin sind die Teams aus dem Tabellenkeller eher für 1:0-Siege bekannt, wenn sie überhaupt gewinnen, als für 5:4-Erfolge.
Dabei stehen vor allem Ralf Fährmann und Moritz Jenz im Fokus. Der Keeper sammelte die dritte weiße Weste in Folge. Zwar bekam er vergleichsweise wenig zu tun, doch hielt er die Mannschaft hier und da im Spiel.
Dass er eher wenig zu tun bekommt, liegt auch an der zuletzt stabilen Abwehr. Jenz, der bis dato wichtigste und beste Winter-Neuzugang, kann überzeugen. Er führt die Zweikämpfe sehr souverän, hat ein gutes Timing und zeigt sich auch im Spielaufbau sicher. Verbesserungen, auf denen S04 aufbauen kann.
2. Alex Kral als Denker und Lenker
Auch gegen Wolfsburg hat sich gezeigt, weshalb die Rückkehr von Kral so unfassbar wichtig ist. Nicht nur, dass er in der Defensive mithilft, viele Aktionen entschärft und zahlreiche Bälle erobern kann. Auch in Ballbesitz sorgt er für Struktur und Ideen. Er ist nahezu immer anspielbar, verliert nur selten den Ball und kann zugleich dirigieren.
Schon jetzt ist er nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Obwohl Tom Krauß und Rodrigo Zalazar auch gewiss nicht als Schwachstellen bekannt sind, so ist Kral derjenige unter den Dreien, der am wichtigsten in der ersten Elf ist.
3. Die Flügel bleiben ein Problem - kaum Dribblings bei S04
Schon einige Wochen vor der Winterpause hatte Thomas Reis betont, dass die Außenbahnen nicht nur schneller, sondern grundsätzlich besser ausgestattet sein müssen. Mit Soichiro Kozuki aus der eigenen U23 und der Leihe von Tim Skarke kamen zwei neue Spieler ins Team.
Wirklich verbessert haben sich die Flügel aber nicht - obwohl die beiden keine schlechten Leistungen zeigen. Noch immer entsteht zu wenig Gefahr über die Außen. Während Kozuki zuletzt kaum noch Duelle gewinnen und in den Strafraum ziehen konnte, gibt es nur sehr wenige Situationen, in denen Skarke sein Tempo ausnutzen könnte.
Zudem haben beide ihre Schwierigkeiten bei Eins-gegen-eins-Duellen. Generell gibt es im Schalke-Kader kaum einen Spieler, der mal ein oder zwei Gegenspieler ausdribbeln kann. Das wird vor allem auf den Flügeln deutlich. Vielleicht wäre es eine Idee, Mehmet Aydin für Kozuki aufspielen zu lassen.
4. Michael Frey muss in der Startelf bleiben
Spätestens mit dem Wolfsburg-Spiel ist klar geworden, dass Michael Frey in der Startelf stehen muss. Für das aktuell von Thomas Reis angedachte Spiel eignet sich der Leih-Stürmer viel eher, als Simon Terodde.
Frey ist dynamischer und schneller, kann die Zuspiele mindestens ebenso gut festmachen wie sein Teamkollege, strahlt ebenfalls Torgefahr aus und kann dazu deutlich eher auch spielerische Elemente einfließen lassen. Daran hakt es bei Terodde zumeist, der eher als letzter Abnehmer im Strafraum zu finden ist.
Dazu reibt sich Frey genauso sehr auf, wie in der Aktion wenige Minuten vor dem Abpfiff zu sehen, als er noch einen Eckball herausholen kann, ehe er kurz auf die Knie sackt - nur um dann die Fans noch weiter anzupeitschen.
5. Trotz verpasster Punkte: Der Relegationsplatz nähert sich
Viele Schalke-Fans würden wohl unterschreiben, dass die drei Remis eher sechs verlorenen, als drei erreichen Punkten entsprechen. Zumindest im Nachhinein, wenn man sich die Spielverläufe erneut vor Augen führt.
Nichtsdestotrotz hat sich Königsblau ein wenig an den Relegationsplatz heranrobben können. So sind es inzwischen nur noch vier Zähler. Zwar kann Hertha BSC am Sonntag noch gewinnen und diesen Abstand wieder auf fünf Zähler ausweiten, doch zeigt sich: Die Saison ist noch nicht gelaufen.
Natürlich bleibt es eine große Herausforderung, immerhin wird S04 nicht jeden Gegner auf ein schlagbares Niveau bringen können. Zugleich wird es noch schlechte Spiele geben, die recht deutlich verloren werden. Allerdings bleibt der Klassenerhalt im Bereich des Möglichen.
6. Weil Schalke will: Der Fan-Support ist mehr als nur intakt
Obwohl eigene Tore absolute Mangelware sind und die Erinnerungen an die letzten Siege bereits verblassen, kann sich die Mannschaft auf die Unterstützung der Fans verlassen. Das war auch gegen Wolfsburg wieder der Fall.
Ob vor dem Spiel, währenddessen oder danach: Das Team wird unterstützt und gefeiert. Nicht, weil die Sterne vom Himmel gespielt und zahlreiche Tore gefeiert werden können. Aber weil das Team alles in die Waagschale wirft, sich für den Erfolg aufreibt und weil man der Mannschaft kaum etwas vorwerfen kann.
Auf die nächsten und letzten 14 Spiele betrachtet, kann das noch ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber manch anderem Abstiegskandidaten werden.