Mustervorlage als Grund für möglichen Abstieg: Erkenntnisse zum Schalke-Spiel

Thomas Reis
Thomas Reis / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages
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Erneut konnte Schalke 04 keinen Sieg und damit etwas Entlastung im Abstiegskampf einfahren. Das torlose Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach könnte zur Mustervorlage als Grund für den möglichen Abstieg werden. Die Erkenntnisse zum 0:0 aus Sicht des S04.


Es war das zweite Zu-Null-Spiel von Schalke. Und das gleich in doppelter Hinsicht: Erneut musste kein Gegentor hingenommen werden, was ein größerer Erfolg ist, als es sich zunächst anhören mag. Allerdings wurde auch wieder kein eigener Treffer erzielt. So wurden von zuletzt sechs tatsächlich realistischen Zählern lediglich zwei geholt, was Königsblau im Abstiegskampf so gut wie gar nicht hilft.

Gegen ein schwaches Gladbach konnten sich die Gelsenkirchener am Samstagabend nicht durchsetzen - viel leichtere Aufgaben wird es in der Rückrunde aber nicht mehr geben. Einige Beobachtungen konnten aber trotzdem gemacht werden.

Zwischen fehlenden Toren und dem notwendigen Risiko-Bewusstsein: Die Erkenntnisse zum Schalke-Remis

1. Ohne Tore keine Punkte: Defensive Stabilität nur die halbe Wahrheit

Moritz Jenz
Moritz Jenz / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages

Wer keine Tore schießt, der wird auch keine Spiele gewinnen. Während die drei Euro ins Phrasenschwein gehen, muss sich Schalke dieser bitteren Wahrheit ein weiteres Mal stellen.

Es war wichtig, die Defensive etwas zu stabilisieren. In dieser Saison war es viel zu häufig viel zu einfach, gegen S04 ein Tor zu erzielen. Dafür reichten oft recht durchschnittliche Kombinationen - und schon zappelte es im Netz. Umso wichtiger ist es, dass es nun zwei Partien ohne Gegentreffer gab.

Aber während dieser Schein auch trügt, weil sich Köln und Gladbach gewiss nicht so offensiv-gefährlich gezeigt haben, wie sie eigentlich sein können, liegt der Fokus nach wie vor auf der Null, die auf Seiten der Schalker steht.

Gegen ein derart fehlerbehaftetes Gladbach muss man in der aktuellen Lage schlichtweg gewinnen. Alles andere ist dann zu wenig. Der Grund: Erneut kein eigenes Tor. Entscheidungsfindung, Chancenerarbeitung und die Chancenverwertung - allesamt deutlich verbesserungswürdig. Das hat auch das Spiel gegen die Borussia wieder aufgezeigt.

2. Spiele wie gegen Gladbach werden der Grund für den potenziellen Abstieg sein

Michael Frey
Michael Frey / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages

Sollte Schalke schlussendlich tatsächlich absteigen, dann nicht wegen der zwei 1:6-Niederlagen gegen Union Berlin und RB Leipzig, oder wegen des 0:4 gegen ein zum damaligen Zeitpunkt aufstrebendes Bayer Leverkusen. Diese hohen Niederlagen, bei denen man ein teils grausiges Gesicht zeigte, sind nicht der Grund, weshalb S04 dort steht, wo man steht.

Es werden Spiele wie das 0:0 gegen Gladbach sein, weshalb man am Ende abgestiegen ist - insofern dieser wahrscheinliche Fall auch eintritt. Spiele, in denen man gute Chancen auf einen Sieg und somit drei Punkte hat, die dann wiederum nicht genutzt werden.

Die letzten zwei Partien bieten dahingehend das perfekte Beispiel: Zwei torlose Unentschieden gegen schwache Kölner und schwache Gladbacher. Es hätten durchaus sechs Punkte sein dürfen, vielleicht sogar sein müssen. Mit diesen vier Punkten mehr gäbe es nur noch einen einzelnen Zähler Abstand zum Relegationsplatz.

Dass diese Gelegenheiten nicht genutzt werden, ist mehr als nur frustrierend.

3. Der Torwart-Wechsel erweist sich als die richtige Entscheidung

Ralf Fahrmann
Ralf Fährmann / Francesco Pecoraro/GettyImages

Der Wechsel von Alexander Schwolow zu Ralf Fährmann als Nummer eins war ebenso überraschend, wie er bislang als richtig eingestuft werden kann.

Zwar musste Fährmann sich noch nicht allzu häufig beweisen, doch scheint er der Mannschaft ein ganz anderes Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Während er in der Luft ohnehin besser als Schwolow ist, der regelmäßig an hohen Bällen vorbeiflog, hat er sich auch mit dem Ball am Fuß verbessert. Zusätzlich ist er als lautstarker Motivator aktiv.

Eine mutige Entscheidung von Thomas Reis, die sich bisher bezahlt macht.

4. Nicht-Einwechslung von Zalazar: Ein falsches Risiko-Bewusstsein?

Jan Thielmann, Rodrigo Zalazar
Rodrigo Zalazar beim Spiel gegen Köln / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages

Nahezu jeder S04-Fan dürfte im Laufe der zweiten Halbzeit gegen Gladbach mit der Einwechslung von Rodrigo Zalazar gerechnet haben. Immerhin hatte er in der Vorwoche sein Comeback gegeben, während Reis ihn in den Tagen vor dem Spiel noch deutlich gelobt hatte.

Stattdessen schmorte er über die vollen 90 Minuten auf der Bank. Der Trainer erklärte anschließend, er habe die zufriedenstellende Statik im Mittelfeld nicht verändern wollen. "Ohne Rodri zu nahe treten zu wollen, aber: Das kann er noch nicht", so Reis zum wichtigen Aspekt des Aufrechterhaltens der Stabilität (via WAZ).

Der Coach weiter: "Natürlich hätte er spielerisch vielleicht einen Akzent setzen können, aber auch ohne ihn hätten wir diese Akzente setzen können. Nur ist es uns leider nicht gelungen."

Die Frage, die nicht nur erlaubt sein, sondern auch offen gestellt werden muss: Ist das allerdings das Risiko-Bewusstsein? Schalke braucht dringend Siege und hätte diesen mit Zalazar womöglich erringen können. Immerhin gab es Balleroberungen und Umschaltaktionen im Minutentakt - eine Paradedisziplin des 23-Jährigen.

War es also richtig, tendenziell eher auf den einen einzelnen Punkt durch das Remis zu setzen, als aktiv auf die drei Punkte gehen zu wollen?


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