Schalke 04: Die Beobachtungen zum Grammozis-Debüt

Dimitrios Grammozis suchte nach dem Spiel direkt seine Spieler auf
Dimitrios Grammozis suchte nach dem Spiel direkt seine Spieler auf / Pool/Getty Images
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Mit dem 0:0 im Kellerduell boten Schalke und Mainz alles andere als einen sauberen und spielerisch guten Kick an. Beim Debüt von Dimitrios Grammozis stand zumindest die Defensive vergleichsweise stabil, die Mannschaft wirkte geschlossener. Die größten Probleme zeigen sich weiterhin im Spiel nach vorne und mit dem Ball.


Mit einer müden Nullnummer eröffneten Schalke 04 und Mainz 05 mit dem Kellerduell am Freitagabend den 24. Spieltag. Es war das erste Spiel von Neu-Coach Dimitrios Grammozis, der mit den Knappen den restlichen Funken Hoffnung auf den Klassenerhalt bestmöglich bewahren und im zu erwartenden Normalfall den Neustart in der 2. Bundesliga begleiten soll.

"Die drei Punkte hätten wir gebraucht" - Schalker Fazit zwischen Enttäuschung und kleinen Lichtblicken

"Das war zu wenig. Die drei Punkte hätten wir gebraucht", zog Suat Serdar nach dem Abpfiff ein erstes Fazit an den DAZN-Mikrofonen (via 90Plus). Dennoch gab es auch kleinere positive Aspekte zu betrachten: "Das Positive ist, dass wir mal wieder zu null gespielt haben. Das müssen wir so mitnehmen. Ich finde es gut, was der Trainer die letzten Tage mit reingebracht hat. Es ist schwer, befreit Fußball zu spielen, wenn man ganz unten steht."

Das Trainerteam um Dimitrios Grammozis zeigte sich sehr engagiert
Das Trainerteam um Dimitrios Grammozis zeigte sich sehr engagiert / Pool/Getty Images

Grammozis selbst betonte die Unruhe des Spiels (via kicker): "Wir haben ein sehr zweikampfintensives Spiel gesehen, vieles hat sich zwischen den beiden Sechzehnern abgespielt, mit vielen hektischen Ballverlusten. Die wenigen Chancen, die wir hatten, waren von guter Qualität." Auch er musste sich mit dem einen Zähler zufrieden geben: "Mit der ersten Halbzeit bin ich nicht unzufrieden, in der zweiten Halbzeit wurde Mainz immer stärker. Die Defensivleistung und die Einstellung haben gestimmt. Wir nehmen den Punkt mit."


Die Beobachtungen zum Spiel - Grammozis stößt mehrere Veränderungen an

1. Eine neue Herangehensweise: Schalke spielte mit Dreierkette auf

Timo Becker war Teil der neuen Schalker Dreierkette
Timo Becker war Teil der neuen Schalker Dreierkette / LEON KUEGELER/Getty Images

Zuletzt aus einer Dreierkette gespielt hat Schalke unter Manuel Baum, Ende November war es. Seine letzten Spiele setzte er wieder auf die Viererkette, bevor Christian Gross während seiner Amtszeit in jedem einzelnen Spiel ebenso agieren ließ.

Grammozis hingegen kam, sah und veränderte: Nicht nur die Dreierkette war nach einigen Monaten eine neue Entscheidung, auch der Aufbau darüber hinaus mit dem Vierermittelfeld, außen eingerahmt von William und Kerim Calhanoglu, davor der Zehner Can Bozdogan, der den verletzten Amine Harit kurzfristig ersetzen musste. Mit den beiden Stürmern vorne ergab sich als Grundformation ein 3-4-1-2.

Dass dies keine Veränderungen waren, die der neue Trainer vorgenommen hatte, nur um irgendetwas anzupassen, war vor allem in den ersten 30 Minuten sichtbar. Mehrmals schaffte es die Mannschaft sich aus dem ersten Drittel zu kombinieren, teils mit guten Eröffnungspässen auf Suat Serdar und Sead Kolasinac.

Dass Letzterer anstelle von Benjamin Stambouli auf der Sechs spielen durfte, war eine Überraschung. Ebenso, dass Bastian Oczipka trotz dieser Umstellung nicht zum Zuge kam.


2. Blau-Weiße Defensive behält weiße Weste - auch bei Standards

Die gegnerischen Standards verursachten dieses Mal keinerlei Kopfschmerzen
Die gegnerischen Standards verursachten dieses Mal keinerlei Kopfschmerzen / LEON KUEGELER/Getty Images

Aus dem Spiel an sich war es nahezu der einzige Lichtblick: Die Defensive von Königsblau blieb ohne Gegentor. Nach dem 4:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim und dem 0:0-Remis gegen Union Berlin war es erst das dritte gegentorlose Spiel in dieser Saison.

Zwar funktionierte es nicht ganz, die Mainzer Offensive komplett auszuschalten und überhaupt nichts zuzulassen (19 Schüsse, davon zwei auf das S04-Tor), doch schon die ganz klaren Großchancen blieben aus. Nun sind die Nullfünfer als (jetzt) Tabellensechzehnter auch nicht das torhungrigste Team, doch war dies - wie Serdar erklärte - ein kleiner Erfolg.

Zudem wichtig: Bei gegnerischen Standards, bei denen auch die S04-Fans erhöhten Puls bekommen, blieb die Gefahr völlig aus. Trotz ganzer sechs Ecken für die Gäste entstand aus diesen keinerlei Torgefahr, alle ruhenden Hereingaben wurden solide wegverteidigt. Ein kleiner Pluspunkt.


3. Die Offensive lahmt weiterhin - was zu erwarten war

Suat Serdars Torschuss war einer von insgesamt zwei der Schalker
Suat Serdars Torschuss war einer von insgesamt zwei der Schalker / Pool/Getty Images

Lediglich zwei Torschüsse konnte Schalke in diesem Spiel verbuchen, zumindest war aber die Qualität der Chancen gut. Der Kopfball von Shkodran Mustafi, der im gesamten Spiel erneut eine gute Figur machte, nach einer Ecke von Bozdogan, hätte gut und gerne die 1:0-Führung sein können. Den Torschuss von Suat Serdar, abgegeben am Strafraum, wusste Mainz' Keeper Robin Zentner zu entschärfen.

Dabei blieb es über die 90 Minuten aber auch. Zwei Schüsse insgesamt, beide auf das Tor. Ansonsten jedoch strahlten die Gastgeber keinerlei Torgefahr aus. Das lag nicht nur am Spiel im letzten Drittel, wie bei den Mainzern, sondern schon im Aufbau auf dem Weg dahin.

Zu viele Ballverluste, oftmals zu wenig Anspielstationen, ungefährliche Vorstöße beispielsweise über einen Benito Raman, der erneut einen unglücklichen Eindruck hinterließ - was bei fehlender Offensivarbeit aber auch nicht unbedingt überrascht.

Ebenso wenig überrascht es, dass es im ersten Spiel von Grammozis dahingehend noch keine spürbaren Veränderungen gab. In lediglich zwei, drei Tagen an Training können keine großen Herangehensweisen, Abläufe, Spielzüge einstudiert werden. Eine ungefährliche Offensive ist und bleibt das große Problem beim S04.


4. Jugend forscht: Grammozis setzt auf die Schalker Jugend

Kerim Calhanoglu feierte am Freitagabend sein Bundesliga-Debüt
Kerim Calhanoglu feierte am Freitagabend sein Bundesliga-Debüt / LEON KUEGELER/Getty Images

Ganze sechs der elf Spieler in der Startaufstellung, die Grammozis für sein Debüt wählte, waren Spieler aus der Knappenschmiede, also aus der eigenen Jugend. Nur einer von ihnen, nämlich Sead Kolasinac, ist der Ausbildungsabteilung längst entwachsen.

Timo Becker, Malick Thiaw, Can Bozdogan, Matthew Hoppe und Bundesliga-Debütant Kerim Calhanoglu waren die weiteren Akteure aus der S04-Jugend. Dass der Coach ihnen dieses wichtige Spiel anvertraute und als gutes Beispiel einen 18-jährigen Debütanten einem Routinier wie Bastian Oczipka vorzog, war ein klares Zeichen.

Vor allem Becker und Thiaw haben sich über die letzten Wochen immer besser reingespielt, insbesondere der junge Finne konnte zuletzt - trotz teils hoher Niederlagen - regelmäßig überzeugen. So ist es zu erwarten, dass der selbst erst 42-jährige Grammozis diesen Weg zumindest in Teilen weitergehen dürfte.