Schafft Deutschland den Einzug ins Olympia-Finale? Die 90min-Prognose

Deutschland hat die Gruppenphase und das Viertelfinale überstanden und steht nun im Halbfinale. Der Gegner heißt USA - wie schon in der Gruppenphase - und es verspricht ein spannendes Spiel zu werden. Aber kann die deutsche Mannschaft die Amerikanerinnen diesmal schlagen? Die Tipps der 90min-Redaktion
Ann-Katrin Berger wurde zur Heldin des Spiels gegen Kanada.
Ann-Katrin Berger wurde zur Heldin des Spiels gegen Kanada. / SYLVAIN THOMAS/GettyImages
facebooktwitterreddit

Jetzt ist das Finale zum Greifen nah und die deutsche Mannschaft will sich den Traum vom Finale erfüllen. Wieder treffen sie auf die USA - schaffen sie es diesmal, die Amerikanerinnen zu besiegen, oder müssen sie sich erneut geschlagen geben? Die Tipps der 90min-Redaktion.

Carmen Stadelmann: DFB-Frauen schaffen Revanche in der Verlängerung

Deutschland unter den letzten Vier der Olympischen Spiele? Hätte mir das jemand vor dem Turnier gesagt, hätte ich dem wahrscheinlich kaum Glauben geschenkt. Doch jetzt ist es so weit und die DFB-Frauen können nach einer Medaille greifen. Zuvor muss allerdings mit den USA ein riesigen Brocken aus dem Weg geräumt werden. 

Aus Zuschauer-Sicht war das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams, bei dem es eine Niederlage für Deutschland gab, eine herbe Enttäuschung: Sowohl athletisch als auch spielerisch hatten die DFB-Frauen dem USWNT nichts entgegenzusetzen. Doch ist es nicht auch positiv, wenn es Raum für Verbesserungen gibt? Deutschland hat weniger zu verlieren als die USA, erwarten sowieso die meisten einen weiteren Sieg der US-Amerikanerinnen. Das Team Deutschland ist allerdings alles andere als chancenlos.

Trotz all der Dominanz ist das USWNT nicht unverwundbar. Dafür müssen die DFB-Frauen aber an einigen Stellschrauben drehen. Die schnellen und überhasteten Ballverluste sollten in jedem Fall abgestellt werden. Lässt man den Ball geduldig durch die eigenen Reihen laufen, ergeben sich auch gegen die USA Räume, die genutzt werden können. Defensiv heißt es hellwach bleiben. Die stürmische Offensivpower der Gegnerinnen ist effizient, braucht wenige Chancen und bestraft postwendend die kleinsten Fehler.

Nach vier Spielen in 12 Tagen mussten beide Mannschaften ordentlich Körner lassen. Die Partie wird sich wohl auch daran entscheiden, wer am Ende die meisten Kräfte mobilisieren kann. Horst Hrubesch hat in jedem Fall einiges an Qualität auf der Bank sitzen, dass er in die Partie werfen kann. Ich erwarte ein kämpferisches deutsches Team, das alles daransetzen wird, um ins Finale einzuziehen. Ich tippe deshalb auf einen überraschenden 2:1-Mentalitäts-Sieg der DFB-Frauen, wobei der Lucky Punch in der Verlängerung gelingt

Klara Buehl
Zusammen können sie es schaffen. / Eurasia Sport Images/GettyImages

Adriana Wehrens: Die USA gewinnt in der Verlängerung

Im Kampf um den Medaillentraum von Olympia stehen der deutschen Mannschaft im Halbfinale erneut die USA gegenüber. Erneut wird man in den pink-lilanen Auswärtstrikots gegen eine weiße Wand spielen, die nur schwer zu knacken ist. Es ist klar, dass das Team von Erfolgstrainerin Emma Hayes als klarer Favorit in die Partie geht, nicht zuletzt nach dem 4:1-Erfolg über die Deutschen in der Gruppenphase. 

Auch wenn das Gefühl vorherrscht, dass man bei Horst Hrubesch auf taube Ohren stößt, wenn es um die Veränderung der Startformation geht, kann das letzte Aufeinandertreffen mit den USA als warnendes Signal gelten. Allen voran, dass das gegnerische Offensiv-Trio um Sophia Smith, Trinity Rodman und Mallory Swanson häufig das mit den deutschen Spielerinnen machen konnte, was es wollte. Insbesondere mit der letzten Reihe, die mit dem Tempo einfach nicht mitzuhalten wusste. Die einzig vernünftige Reaktion wäre eine Anpassung an die Spielweise der US-Amerikanerinnen, anstatt stur seinen eigenen Stiefel durchziehen zu wollen, denn das funktioniert eben gegen Weltklasse-Mannschaften aktuell nicht. 

Die DFB-Frauen sind zu leicht auszurechnen geworden. Das betrifft nicht nur die startenden elf Spielerinnen, die bisher nur verletzungsbedingt verändert wurden, sondern auch die Herangehensweise an die Partie. Alle, die den Fußball der Frauen verfolgen, wissen, dass Deutschland gerne lange Ballbesitzphasen hat, Flanken auf die kopfballstarken Mitspielerinnen vor dem Tor schlägt und neuerdings auch oft lange Pässe in die Tiefe präferiert. 

Blickt man auf den letzten Gegner der USA, Japan, war klar zu beobachten, dass die Nadeshiko sich unerwartet tiefstehend präsentierte, um der Offensive der US-Amerikanerinnen Tempo und Raum zu nehmen. Das DFB-Team könnte sich auf eine ähnliche Taktik festlegen, sodass zumindest Gegentore wie etwa der Treffer zum 1:4-Endstand durch einen blitzschnellen Konterangriff unterbunden werden können. 

Zusätzlich muss die deutsche Offensive einen absoluten Sahnetag erwischen und ihre Chancen nutzen, was zuletzt nicht immer der Fall gewesen ist. Gegen die USA werden sich nicht viele Gelegenheiten und Räume bieten, um das Spiel in die eigene Richtung zu lenken.

Mein Tipp: Meiner Meinung nach ist Deutschland noch nicht wieder so weit, um mit den besten Nationen der Welt mithalten zu können. Zu viele einfache Fehler und falsche Entscheidungen schleichen sich aktuell noch in das eigene Spiel ein, gepaart mit zu wenig Risikobereitschaft – 2:1 für die USA nach Verlängerung. 

Helene Altgelt: Deutschland zieht nicht ins Finale ein

Horst Hrubesch ist bei diesen Olympischen Spielen nicht beim Segeln dabei. Würde er da mitmachen, wäre es aber sicher in der Bootsklasse „Optimist“ – obwohl er dafür ein wenig zu groß ist. Aber Hrubesch strahlt stets Hoffnung aus, auch vor dem schwierigen Duell mit den USA. Ein mittelmäßiger Auftritt gegen Kanada? Für Hrubesch zählt nur das Weiterkommen: „Die Mannschaft ist gewachsen, ist gereift“, so der Interimstrainer. Der nächste Gegner ein Weltklasseteam, das Deutschland schon in der Gruppenphase schlug? Egal, jetzt wird wieder von Null angefangen: „Sie haben auch Körner gelassen“, so Hrubesch. Das klare 1:4 gegen die Amerikanerinnen? Naja, eigentlich gar nicht so aussagekräftig: „Das Ergebnis aus dem Vorrunden-Spiel täuscht aber ein wenig, wenn man sich anschaut, wie es zustande gekommen ist.“ Nun hat Hrubesch in der Hinsicht recht, als dass die Chancen auf eine Medaille gar nicht so schlecht stehen. Schließlich gewinnen drei der verbleibenden vier Teams Edelmedall - ein Sieg aus zwei Spielen reicht. Trotzdem ist die Aufgabe gegen die Stars und Stripes komplizierter, als Hrubesch es darstellt. Die USA haben nach ihrer starken Gruppenphase (3 Siege) zwar ein wenig Federn gelassen: Gegen Japan ging es in die Verlängerung. Dass dieses Viertelfinale für die USA eine harte Nuss sein würde, war schon zu erwarten. Denn Japan ist von der Spielanlage und Koordination besser drauf als Deutschland. Ihnen gelang lange Zeit gut, woran die DFB-Frauen verzweifelt waren: Trinity Rodman, Sophia Smith und Mallory Swanson abzumelden – wenn auch auf Kosten des eigenen Offensivspiels. Ein einziger Geniestreich rettete die USA schließlich. Deutschland hat schon öfters in unerwarteten Momenten Stärke gezeigt, es sollte daher knapper werden als in der Gruppenphase. Aber für einen Sieg muss wirklich alles stimmen.

Mein Tipp: 2:1 für die USA

Theresa Alexander: Die USA schlägt Deutschland ein weiteres Mal

Und wieder geht es gegen die USA: Das letzte Spiel endete mit einer 1:4-Niederlage für die DFB-Elf. Nun muss einiges besser laufen, sonst wird es ein ähnliches Spiel wie letzte Woche. Es wird sich zeigen, ob das Trainerteam und die Spielerinnen ihre Schlüsse aus der Niederlage ziehen konnten und ob sie Veränderungen vornehmen werden.

Die USA wissen also, wie man Deutschland wehtun kann und was es braucht, um das deutsche Team zu schlagen und das Ziel von Emma Hayes und ihrem Team ist klar: Sie wollen ins Finale und sich dort mit dem Titel krönen. Die USA gehen sicherlich als Favorit in die Partie, denn auch wenn bei ihnen noch nicht alles rund läuft, klappt auf dem Spielfeld vieles deutlich besser als bei der deutschen Mannschaft. Das haben sie in den vergangenen Spielen gezeigt, doch im Viertelfinale machte ihnen Japan das Leben schwer und auch die USA mussten in die Verlängerung. Trinity Rodman hat sie dann erlöst.

Für alle Mannschaften ist dieses Turnier kein Zuckerschlecken, denn bei sehr warmen Temperaturen geht es Schlag auf Schlag und wenn es dann auch noch in die Verlängerung geht, ist das für die Spielerinnen sicherlich körperlich und auch mental anstrengend.

Die deutsche Mannschaft muss versuchen, die USA nicht ins Spiel kommen zu lassen und ihr eigenes Spiel durchzusetzen. Ich tippe aber auf einen 3:1-Sieg für die USA, da sie momentan die spielstärkere Mannschaft sind und die deutsche Mannschaft gegen ebenfalls schwache Kanadierinnen immer wieder wackelig aussah.