Sancho-Verkauf: BVB legt Bedingungen und Preisschild fest
Von Simon Zimmermann
Haaland - nein. Sancho - unter gewissen Umständen. So kann man kurz und knapp die Transfer-Strategie von Borussia Dortmund bei den beiden begehrten Jungstars zusammenfassen. Während der Norweger unbedingt bleiben soll, wäre man bei Sancho bereit für einen Verkauf. Unter folgenden Bedingungen.
Mit Erling Haaland und Jadon Sancho sind die beiden Spieler mit dem höchsten Marktwert beim BVB auch die beiden begehrtesten Spieler auf dem Transfermarkt. Bei seinen beiden Jungstars fahren die Borussen-Verantwortlichen aber ganz unterschiedliche Strategien.
Zorc bestätigt: "Unter gewissen Voraussetzungen" darf Sancho gehen
Während man bei Haaland in diesem Sommer am Nicht-Verkaufs-Credo festhalten will - trotz aller Versuche von dessen Berater Mino Raiola, ist die Ausgangslage bei Sancho eine andere. Wie schon im vergangenen Sommer könnte der 21-Jährige den BVB "unter gewissen Voraussetzungen" verlassen, wie BVB-Sportdirektor Michael Zorc am vergangenen Samstag gegenüber der ARD erklärte.
"Wir haben mit Jadon schon im vergangenen Jahr ein Gentlemen's Agreement gehabt, dass er unter bestimmten Voraussetzungen wechseln kann. Er ist ja auch schon ein paar Jahre bei uns. Bei Erling gibt es diese Vereinbarung aber nicht", führte Zorc weiter aus.
Wie das Gentlemen's Agreement bei Sancho konkret aussieht, ließ Zorc allerdings offen. Im vergangenen Sommer lag die Preisvorstellung des BVB bei 120 Millionen Euro. Manchester United versuchte bis zuletzt den Preis zu drücken. Der Transfer scheiterte am Ende daran, dass die Red Devils dachten, dass es ihnen gelingen würde, weniger als die geforderte Ablöse zu zahlen. Der BVB blieb hart, Sancho musste bleiben.
Timing und Ablöse als Bedingungen für Sancho-Transfer
In diesem Sommer wurden vom BVB nun erneut exakte Bedingungen für einen Sancho-Verkauf festgelegt, erklärte Zorc am Sonntag gegenüber Sport1: "Wir haben gewisse Bedingungen gestellt, die erfüllt werden müssten, damit Jadon den Verein verlassen könnte. Das Timing und die Summe waren und sind die entscheidenden Parameter."
Wie muss das Timing aussehen?
Doch was genau bedeutet der Parameter Timing im Fall von Sancho? Wie schon im vergangenen Jahr dürfte es auch diesen Sommer eine Deadline geben. Der BVB würde Sancho bis zu einem gewissen Zeitpunkt ziehen lassen, bei dem man dann für die kommende Saison noch genug Zeit hätte, selbst für Ersatz zu sorgen. Ist dieser Zeitpunkt überschritten, wird es keinen Wechsel mehr geben. Auch diese strikte Haltung demonstrierte man im vergangenen Jahr.
Damals war es der Zeitpunkt der Abreise zum Sommer-Trainingslager. Auch dieses Jahr könnte Ende Juli, wenn der BVB zur Vorbereitung auf die Saison verreist, als Deadline herhalten. Das Transferfenster endet einen Monat später am 31. August.
Wie hoch ist die geforderte Ablöse?
Noch entscheidender als die Frage des Timings ist aber die Frage nach dem Preis. Von den 120 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr wird man wohl oder übel abrücken. Sanchos Vertrag ist zwar noch bis 2023 gültig, dennoch wird die geforderte Summe geringer ausfallen.
Zum einen, wegen der Folgen der Pandemie. Zum anderen, konnte Sancho nicht ganz seine Fabel-Saison bestätigen. Das Interesse an ihm scheint generell nicht ganz so groß zu sein. Nach Sport1-Infos wäre der BVB nun bereit, den 21-Jährigen für 85 bis 90 Millionen Euro ziehen zu lassen. Sanchos aktueller Marktwert wird auf 100 Millionen Euro geschätzt.
Welche Klubs sind interessiert?
Das Interesse an Sancho dürfte sich diesen Sommer auf die Premier League fokussieren. Während Barça und Real Madrid auf den Außenstürmer-Positionen zumindest ausreichend besetzt sind, scheinen beide spanischen Großklubs andere Transfer-Prioritäten zu haben. Hinzu kommt deren finanzielle Schieflage - abzulesen am dringenden Wunsch nach einer Super League.
Auch PSG könnte als möglicher Abnehmer infrage kommen. Doch auch dort wäre man - sollten Neymar und Mbappé bleiben - offensiv weiterhin stark besetzt. Ob es Sancho nach Frankreich ziehen würde, bliebe fraglich.
Im Fokus stehen also die Klubs aus England. Und hier gelten vor allem weiterhin Manchester United, der FC Liverpool und der FC Chelsea als interessiert. Laut englischen Medienberichten, sollen die Red Devils bereit sein, rund 80 Millionen Euro zu bieten. Ein konkretes Angebot liege beim BVB aber noch nicht vor.
Der Wechsel ins Old Trafford gilt auch weiterhin als der wahrscheinlichste. United soll Sanchos Wunschklub sein. Der Bedarf nach einem Außenstürmer mit Weltklasse-Potenzial ist im roten Teil Manchesters am größten. Auch Liverpool täte eine Auffrischung im Angriff sehr gut, verfügt aber immerhin noch über die eigentlich gesetzten "Platzhirsche" Mo Salah und Sadio Mané. Beim FC Chelsea ist man auf diesen Positionen am tiefsten besetzt und wohl eher nach einem Mittelstürmer sucht.
Fazit
Ein Sancho-Abgang im Sommer zeichnet sich ab. Einer der Klubs aus England wird - Corona hin oder her - zuschlagen. Vor allem Manchester United kann es sich eigentlich nicht leisten, die Chance auf Sancho ein zweites Mal zu verpassen. Vor allem dann nicht, wenn sein Preis in diesem Jahr so sehr gefallen ist und sogar unter dem aktuellen Marktwert liegt.
Prognose: Sancho wechselt für rund 90 (inklusive Boni) Millionen Euro ins Old Trafford!