Salihamidzic über Bayerns Schattenteam: "Kaderplanung ist wie ein Riesenpuzzle!"
Von Guido Müller
Seit gut eineinhalb Wochen ist das diesjährige Sommertransfer-Fenster wieder geschlossen, der Stress für die Sportdirektoren und Kaderplaner der Klubs erstmal ein wenig vorüber. Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic erklärte nun gegenüber der Sportbild ein paar der Besonderheiten der alljährlichen Transferaktivitäten.
Wenig überraschend geht es dabei um Daten. Daten von Spielern, die wiederum auf Listen, digital oder analog, gespeichert sind. Im heutigen Jargon spricht man von "short-lists" oder, deutsch, Kandidatenlisten.
Idealerweise hat jeder Klub für jede einzelne Position auf dem Feld eine solche Liste. Mal länger, mal kürzer. Denn natürlich geht nicht jeder anvisierte Transfer auch über die Bühne. Zu mannigfaltig sind dafür mittlerweile die Interessen der involvierten Parteien (Klubs, Spieler, deren private Umfelder, und natürlich die seit Jahren immer massiver im Blickpunkt stehenden Spielerberater).
Und so kommt es dann auch häufiger vor, dass ein lang verfolgtes Transferziel am Ende nicht erreicht wird. Wie es den Bayern bei Chelseas Stürmerhoffnung Callum Hudson-Odoi widerfuhr. Salihamidzic zu dieser Personalie: "Es gibt Transfers, die an den Punkt kommen, an dem man sagen muss: Wir sind ab sofort draußen. Umso wichtiger ist es, dass man Alternativen bzw. alternative Wege von Anfang an mitdenkt.“
"Bouna Sarr stand schon länger im ‘Schattenteam’ auf der Rechtsverteidiger-Position."
- Hasan Salihamidzic, Sportbild
Viele Kandidaten für einen Transfer: Salihamidzic hat ein Schattenteam
Alternativen, die auf besagten shortlists stehen. Und dann "abgearbeitet" werden. Bei Bayerns Suche nach einem geeigneten Rechstverteidiger standen z.B. Namen wie Ridle Baku (Wolfsburg), Max Aarons (Norwich City), Tariq Lamptey (Brighton & Hove Albion) oder Mitchell Weiser (Leverkusen) auf einer solchen Liste. Auf der Stand auch Bouna Sarr von Olympique Marseille. Der schließlich auch das Rennen machte. Salihamidzic bestätigt dies gegenüber der Bild - und nennt dafür den Begriff des 'Schattenteams', auf dem für jede Position Spieler stehen, die für den FC Bayern in Frage kommen könnten:
"Bouna Sarr stand schon länger im ‘Schattenteam’ auf der Rechtsverteidiger-Position. Er spielte früher weiter vorne auf der Außenbahn, hat die Offensive im Blut. Seine Dribblings und Flanken werden uns viel Spaß machen. Er interpretiert seine Rolle auf der defensiven rechten Seite ganz anders als Benji. Das gibt dem Trainer mehr Möglichkeiten", so Brazzo gegenüber der Sportbild.
Doch natürlich sind Listen nur der allererste Schritt auf dem Weg zum Transfer. Ein entsprechendes Scouting der auf den Listen enthaltenen Spieler ist danach genauso unabdingbar wie das Abklopfen akzessorischer Kriterien wie Teamfähigkeit, Charakterstärke usw.
"Haben die Champions League gewonnen, weil alle Teile ineinandergriffen!"
Bayerns Sportchef wählt deshalb auch nicht zufällig den Begriff Puzzle. "Kaderplanung auf diesem Niveau ist wie ein Riesenpuzzle", erklärt der Bosnier. "Wir haben jetzt die CL gewonnen, weil viele, nahezu alle Teile ineinandergriffen und zueinanderpassten. Besonders Rollenverständnis, Anforderungsprofil und Charakter sind Faktoren, die alles abrunden und neben der Qualität über den Erfolg entschieden. Das Geheimnis unseres Triple war der Teamspirit. Unserem Trainer Hansi Flick ist sehr wichtig, dass ein Spieler menschlich in unsere Mannschaft passt."