Saisonvorbereitung auf Schalke: Ungeschlagen, aber längst nicht voll ausgereift
Von Yannik Möller
Um möglichst gut auf die anstehende Saison vorbereitet zu sein, hat Schalke eine ziemlich intensive Saisonvorbereitung absolviert. In dieser konnte man in den fünf Testspielen auch ungeschlagen bleiben. Doch längst deutet nicht alles auf die Knappen aus Aufstiegs-Favorit hin: es gibt sowohl positive, wie negative Aspekte vor dem Start in die neue Spielzeit.
Den größten Fokus innerhalb der Saisonvorbereitung dürfte die Fitness eingenommen haben. Der FC Schalke 04 hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren von einer Seite gezeigt, die schlechter und peinlicher nicht hätte sein können. Niederlagen am laufenden Band und dazu eine Mannschaft, die als solche gar nicht hätte bezeichnet werden dürfen, und die nach der ersten Halbzeit schon immer am Ende zu sein schien.
Deshalb entschied sich Dimitrios Grammozis dazu, in diesen Wochen vor dem Start in die 2. Bundesliga viel Wert auf das Aufholen der Fitness zu legen. Oftmals absolvierte das zu großen Teilen neu zusammengewürfelte Team zwei intensive Einheiten am Tag. Gleichzeitig von hoher Bedeutung: Aufgrund der letzten Erfahrungen und zahlreicher neue Spieler musste eine Einheit geformt werden.
Fokus auf die Testspiele: Schalke steht bisher sicher, zeigt offensiv aber teilweise noch zu wenig Durchschlagskraft
Doch am meisten Aufmerksamkeit liegt in einer solchen Vorbereitung natürlich immer auf den Testspielen. Ungeachtet der Trainings-Schwerpunkte hoffen die Fans auf einen möglichst guten Eindruck in diesen ersten Partien. Auch wenn sie, weder im negativen noch im positiven Sinne zu überbewerten sind, so lassen sich doch oft einzelne Kriterien gut beobachten.
Die größte Beobachtung aus den fünf Tests, die S04 absolviert hat: kein einziges Spiel ging verloren. Es gab weder einen Peinlich-Auftakt in die Vorbereitung gegen die beiden Landesligisten Wesel-Lackhausen oder Hamborn, noch musste man sich den Champions-League-Teilnehmern Zenit St. Petersburg oder Shaktar Donezk geschlagen geben. Auch die Generalprobe gegen den Viertplatzierten der letzten Eredivisie-Saison, Vitesse Arnheim, ging nicht verloren.
Diese Wochen ungeschlagen zu überstehen, das sollte Kraft geben. Zumal das Team selbst wissen wird, wie viel Arbeit ihnen noch bevorsteht. Ein nahezu ganz neuer Ansatz seitens des Trainerteams, viele neue Spieler, kraftraubende (Doppel-)Einheiten - dass trotzdem kein Spiel verloren ging, ist dementsprechend erwähnenswert.
Dennoch sollte eine gesunde Portion Vorsicht gewahrt bleiben. Auch wenn Königsblau bis dato nicht verloren hat, so konnte man auch nur drei dieser Spiele gewinnen - davon zwei gegen die Landesligisten. Gegen sie wäre alles andere als ein ungefährdeter Sieg eine negative Überraschung gewesen.
Während die Defensive in den meisten Tests und in diesen über die meiste Zeit sicher stand, lahmte die Offensive noch häufiger. Das ist auf der einen Seite keineswegs überraschend, war dies doch die große Schwäche von Schalke in den letzten Jahren. Andererseits ist es umso wichtiger, insbesondere mit dem Ziel des Wiederaufstiegs vor Augen, dass diese Schwäche endlich überwunden wird.
Weiß die Mannschaft kaum etwas mit dem Ballbesitz in Liga zwei anzufangen, werden sie keinen Erfolg haben. So wird es sein, immerhin wird ein Großteil der Gegner (wenn es gegen Schalke geht) auf den eigenen Ballbesitz verzichten. Wenn es dann keine kreativen, flexiblen und möglichst unausrechenbaren Torchancen gibt, hat man ein großes Problem. Eines, das schon in manchen Testspielen sichtbar wurde.
So auch gegen Arnheim am vergangenen Freitag. Die erste Halbzeit war alles andere als ein Offensivspektakel. Es wurden nur sehr wenige Chancen herausgespielt, Abstimmungen und klare Abläufe schienen noch nicht richtig zu greifen. Bemerkenswert, da Grammozis den voraussichtlichen Startelf-Sturm aus Simon Terodde und Marius Bülter, sowie die beiden zu erwartenden Stammspieler auf den Außenbahnen, Thomas Ouwejan und Reinhold Ranftl, starten ließ.
In der zweiten Hälfte konnten dann zwar noch drei Tore erzielt werden (3:2-Endstand), zwei davon auch gut kreiert und durch Terodde verwandelt. Doch zeigt sich immer mal wieder, dafür aber auch deutlich, dass es in Ballbesitz und im Spiel ins und im letzten Drittel noch hakt.
Ein teilweise sehr ähnliches Bild auch schon zuvor gegen Zenit und Donezk. Selbstverständlich darf man nicht vergessen, dass dies zwei Klubs aus der Champions League sind. Auf einer Höhe mit ihnen befinden sich die Knappen längst nicht mehr. Dennoch war anzusehen, wie schnell sich Probleme gegen eine gut gestaffelte Defensive des Gegners entwickeln können.
Und das wird das Primärziel vieler kommender Mannschaften sein, die gegen die Gelsenkirchener antreten. Um das zu kontern, braucht es kein Patentrezept. Es braucht verschiedene Mittel, um die gegnerischen Defensive zu brechen. Das hat Schalke in der Saisonvorbereitung noch nicht wirklich zeigen können.
Grammozis scheint mit einem richtigen Team arbeiten zu können
Ein Eindruck, den man von außen wohl durchaus haben kann: die Mannschaft scheint vergleichsweise schnell zusammengewachsen zu sein. Glücklicherweise sind (noch) keine Grüppchenbildungen zu erkennen, trotz der intensiven Vorbereitungsphasen wird viel gelacht und zeitgleich hart gearbeitet.
Auch mit den Spielern, die zurzeit noch dabei sind aber innerhalb der nächsten Wochen gehen sollen, scheint es keinerlei Probleme zu geben. Das war auch ein Anliegen für Rouven Schröder. Der Sportdirektor erklärte frühzeitig, jeden einzelnen Spieler mit allem Respekt entgegnen zu wollen - das gilt innerhalb wie außerhalb der Mannschaft. Jeder muss am gleichen Strang ziehen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
So wird das Auftaktspiel am Freitagabend gegen den HSV eine Wundertüte. Die Vorbereitung gibt sowohl Anlass für einen gesunden und nicht zu voreiligen Optimismus, aber auch für etwas Skepsis. Wer weiß, vielleicht ist genau das die richtige Mischung um den Übergang zwischen Vorbereitung und Liga-Alltag erfolgreich gestalten zu können.