Sadio Mané beim FC Bayern: Ein erstes Zwischenfazit
Von Dominik Hager
Der Wechsel von Sadio Mané vom FC Liverpool zum FC Bayern war die Transfer-Sensation des Sommers. Der Senegalese soll dazu beitragen, die von Robert Lewandowski hinterlassene Lücke zu schließen. Klar ist aber auch, dass der 30-Jährige ein gänzlich anderer Stürmertyp als Lewandowski ist, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Wir werfen einen Blick auf die vergangenen Wochen und analysieren, wie gut sich der Offensivspieler bislang geschlagen hat, bzw. wie gut der Angriff mit Mané harmoniert.
Liest man sich die Beiträge in Fan-Foren durch, so ist erstmals ein klein wenig Kritik am neuen Bayern-Star zu lesen. Sadio Mané war in der Champions League gegen Inter Mailand eher unauffällig und ließ über einige Phasen die Bindung zum Spiel vermissen.
Mané harmoniert stark mit Gnabry
Dabei schien gerade in den ersten Spielen die enorme Trumpfkarte der Bayern gewesen zu sein, dass die Offensive hervorragend harmonierte und alle Spieler auf dem Platz gleichermaßen an den Aktionen beteiligt waren. Tatsächlich hat man den Eindruck, dass Mané besonders glänzen kann, wenn auch Serge Gnabry auf dem Platz ist. Gnabry ist ein Spielertyp, der häufig im Strafraum auftaucht und Mané dadurch die Chance gibt, auch mal auf die Flügel auszuweichen.
Dass die Offensive mit der Besetzung Gnabry, Müller, Musiala und Mané sehr gut harmoniert, haben bereits die ersten Spiele gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt dachte schon kaum noch einer an den Abschied von Robert Lewandowski. Die Offensive ohne den polnischen Top-Stürmer schien sogar noch variabler und gefährlicher zu sein.
Mané als Mittelstürmer mit leichten Problemen
In den vergangenen Wochen ist jedoch durch die beiden Punkteteilungen gegen Gladbach und Union Berlin leichte Ernüchterung eingetreten. Hierbei zeigte auch Mané keine Top-Leistungen mehr. Zum einen hatte man das Gefühl, dass das Zusammenspiel mit Sané und insbesondere Coman noch nicht so gut funktionierte und der Senegalese, der sich mehr auf seinen Platz in der Sturmspitze fokussieren musste, vermehrt in der Luft hing.
Prinzipiell ist es aber auch gar nicht so schlimm, wenn der "Mittelstürmer" nicht so viele Kontakte hat. Entscheidender ist, dass er in den entscheidenden Momenten Präsenz zeigt und sich Torszenen erarbeitet. Auch wenn Mané seine Mitspieler nicht mehr so gut wie in den ersten Wochen einsetzen konnte, blieb er torgefährlich. Hier wären wir dann jedoch bei einem weiteren Mané-Problem angekommen, das weniger mit dem System und den Mitspielern, sondern mehr mit ihm selbst zu tun hat. Sadio Mané vergibt seit seiner Bayern-Ankunft zu viele Chancen. Der Offensivspieler scheitert auffällig häufig in Eins-gegen-Eins-Situationen und hatte auch mit seinen Abschlüssen aus 10-15 Metern kein Glück. Zudem fehlte es dem Ex-Liverpooler häufig am nötigen Timing, weswegen er schon zahlreiche Abseitstore erzielt hat.
Mané-Bilanz ordentlich: Glückt das "Falsche-Neun-Experiment"?
In Summe liest sich seine Bilanz trotz der aufgeführten Probleme ordentlich. Vier Tore in sieben Pflichtspielen sind keine schlechte Quote, wenngleich wesentlich mehr möglich gewesen wäre. Ein wenig enttäuschend ist hingegen, dass er noch keinen Assist liefern konnte. Dies liegt daran, dass der Akteur zwar hervorragend kombiniert, beim entscheidenden Pass bislang aber zu oft die falsche Entscheidung getroffen oder diesen zu ungenau gespielt hat.
Die nächsten Wochen werden zeigen müssen, ob man Mané lieber als einzige Spitze oder alleinige "Falsche Neun" aufstellen möchte oder als Doppelspitze bringt. Bislang hat er im Doppelsturm besser funktioniert, zumal er in dieser Rolle besser mit seinen Mitspielern kombinieren kann, jedoch sollte man das Experiment mit Mané als einzelner Stürmer noch nicht zu den Akten legen.
Hierfür spricht zum Beispiel, dass der Senegalese trotz seiner 1,74 Meter häufig zum Kopfball kommt und dabei auch durchaus Gefahr erzeugt. Zudem verfügt er über einen guten Instinkt und hat die passenden Laufwege parat. Demnach kommt er auch zu vielen Torchancen und ist nicht seltener am Ball als früher Robert Lewandowski. Lediglich in Sachen Timing und Abschlussstärke muss der Offensivspieler noch besser werden. Von einem solchen Star wie Sadio Mané kann man das aber definitiv erwarten.
Mané menschlich schon hervorragend angekommen
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass Mané sportlich sicherlich noch Luft nach oben hat, aber einen sehr soliden Start beim FC Bayern erwischt und Laune nach mehr macht. Zudem sei auch erwähnt, dass der Charakter des Spielers den Münchnern überaus gut tut. Im Vergleich zu Robert Lewandowski ist Mané mannschaftsdienlicher, bodenständiger und bringt ein besseres Klima ins Team. Es kommt sicherlich nicht von ungefähr, dass jeder nur positiv über den Senegalesen spricht und diesen für seine offene und freundliche Art lobt.
Der Mensch Sadio Mané ist also beim FC Bayern voll und ganz angekommen. Sportlich sind alle Voraussetzungen da, dass der Liverpool-Neuzugang noch ordentlich zündet. Das fußballerische Können des Akteurs ist zweifelsfrei unbestreitbar. Man muss nur noch ein wenig Geduld aufbringen. Sehr vieles deutet darauf hin, dass der Spieler als großer Bayern-Kicker in die Geschichtsbücher eingehen wird.