Rummenigge sorgt sich um Frauenfußball in Deutschland: "Müssen schleunigst hochschalten"
Von Dominik Hager

Beim FC Bayern ist derzeit nicht nur die Herren-Mannschaft, sondern insbesondere das Damen-Team in einer grandiosen Form. Nach 17 Spieltagen in der Frauen-Bundesliga haben die Münchnerinnen 17 Siege und eine Bilanz von 68:3 Tore vorzuweisen und stehen zudem im Champions-League-Halbfinale. Diese Leistungen bekommt in der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum jemand mit. Karl-Heinz Rummenigge betrachtet das Standing des Frauenfußballs kritisch und fordert vom DFB schnelle Entwicklungsstrategien.
Mit großer Begeisterung blickt der Vorstandsvorsitzende auf die derzeitigen Leistungen der Damen-Abteilung. "Das freut uns natürlich alle. Es ist unser Ziel und Anspruch, auch im Frauenfußball Maßstäbe zu setzen, und da sind wir auf einem sehr guten Weg", erklärt er auf der Bayern-Homepage.
Der 65-Jährige wünscht sich jedoch auch, dass die Damen mehr in den Fokus rücken, als das derzeit der Fall ist. "Ich erinnere mich gerne an die Jahre 2015 und 2016 zurück, als unsere beiden Teams Deutscher Meister geworden sind und Seite an Seite auf dem Rathausbalkon mit unseren Fans am Marienplatz gefeiert haben. Diese Bilder gingen um die Welt. Das war ein tolles Zeichen", befand er.
Zwar erklärte Rummenigge, dass er durchaus von Kollegen aus dem Ausland auf die Leistungen der Damen-Mannschaft angesprochen werde, dennoch sieht er die allgemeine Entwicklung hierzulande eher düster. "Ich teile die Ansicht von unserer Abteilungsleiterin Karin Danner und unserer Sportlichen Leiterin Bianca Rech, dass der deutsche Frauenfußball insgesamt schleunigst höherschalten muss. Das ist dringend nötig, um im internationalen Bereich wettbewerbsfähig zu sein", erklärt er mit dem Verweis auf England, Spanien und Frankreich. In diesen Ländern seien die Strukturen besser ausgebaut und der Frauenfußball etablierter. "Um in Deutschland die nächste Stufe zu nehmen, sollte man sich analog zum Männerfußball neu aufstellen,“ schlussfolgert Rummenigge.
Rummenigge nimmt DFB in die Pflicht: "Müssen den Frauenfußball nachhaltiger entwickeln"
Doch wie genau soll das eigentlich aussehen? "Die Entwicklung im Männerfußball ist ein gutes Vorbild. Als sich die Profi-Vereine vor 21 Jahren in der DFL unabhängig aufgestellt haben, hatte das eine nachhaltig positive Entwicklung zur Folge" erinnert sich der Vorstandsvorsitzende der Münchner. Dieser bezeichnet den Frauenfußball als "Stiefkind", um das man sich endlich kümmern müsse.
Dabei nimmt er insbesondere den DFB in die Pflicht: "Wir müssen den Frauenfußball nachhaltiger entwickeln, als es in den letzten Jahren beim DFB möglich war. Das ist keine Kritik am Verband, aber es sollte jetzt einfach als Interesse und als Aufgabe von allen gesehen werden, die Frauen gemeinsam mit dem DFB analog zum Vorbild Männerfußball in die Unabhängigkeit zu entlassen."
Um zu verhindern, dass sich die Damen als "fünftes Rad am Wagen" betrachten, hält der Bayern-Boss eine eigene Struktur jedoch als sinnvoller, anstatt "an die DFL angedockt zu werden". Was sich Rummenigge unter dieser eigenen Struktur jedoch genau vorstellt, bleibt vorerst unbeantwortet.
Rummenigge bekräftigt: "Geht hier nicht um Imagegründe"
Der Bayern-Boss selbst ist in den letzten Jahren eigentlich kaum mit Aussagen über den Frauenfußball aufgefallen. Wie er betont, haben seine Aussagen jedoch nichts mit den derzeitigen Erfolgen und dem 50-jährigen Bestehen der Münchner Damen zu tun. "Es geht hier nicht um Imagegründe, um sich mit etwas zu schmücken, sondern es ging hier immer auch um Gleichberechtigung in einem kontinuierlich gewachsenen Gesamtbild,“ so der 65-Jährige.
Dass die Münchner Damen-Mannschaft so erfolgreich wie nie ist, dürfte aber sicher dazu beitragen, dass Rummenigge das Thema nun wichtiger ist, als dies sonst vielleicht der Fall wäre.