Rückschritt statt Fortschritt: Rose und Gladbach haben die Konstanz verloren

Stagniert in seinem zweiten Jahr am Niederrhein: Marco Rose
Stagniert in seinem zweiten Jahr am Niederrhein: Marco Rose / Matthias Hangst/Getty Images
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Trotz der 2:0-Pausenführung zeichnete sich ab, dass Borussia Mönchengladbach gegen RB Leipzig nicht als Sieger vom Platz gehen würde. Gezeichnet wird die aktuelle Leistung der Fohlen vom verkündeten Abschied von Cheftrainer Marco Rose, doch bereits die gesamte Saison über spielt die Elf vom Niederrhein allenfalls durchschnittlichen Bundesligafußball.

In der abgelaufenen Spielzeit überzeugte Borussia Mönchengladbach mit intensivem und schnellem Offensivfußball. Gegen den Ball wurde ein enorm hoher Aufwand betrieben, das Ziel lautete, den Ball so hoch wie möglich zu erobern und mit Tempo umzuschalten. Zugleich traute sich die Mannschaft auch zu, das Spiel selbst zu gestalten und den Gegner in aller Ruhe auseinanderzuziehen, obendrein beherrschten die Spieler nahezu jede Formation, die Marco Rose ihnen an die Hand gab.

Das Resultat: Die Borussia gewann 20 Bundesligaspiele, sammelte im Schnitt 1,91 Punkte pro Spiel und qualifizierte sich mit insgesamt 65 Zählern für die Champions League. Zum Vergleich: Der in Mönchengladbach lange Jahre erfolgreiche Lucien Favre sammelte in der Liga 1,62 Punkte pro Spiel, dessen Nachfolger André Schubert stand am Ende seiner Amtszeit bei einem Wert von 1,58 Punkten.

Ein klarer Leistungsabfall

Rose war nach Favre und Schubert der dritte Trainer, dem es gelang, die Fohlen in die Königsklasse zu führen. Dass diese Saison aufgrund des engen Spielplans extrem schwer werden würde, war zu erwarten - nicht aber dieser rapide Leistungsabfall. Von 23 Bundesligaspielen hat Gladbach nur 8 gewonnen, 9 Mal sprang nicht mehr als ein Remis heraus und die übrigen 6 Partien wurden verloren, wobei 3 Niederlagen aus den vergangenen 5 Spielen stammen.

Seit dem 19. Spieltag hat die Borussia nur zwei Zähler gesammelt, elf Spieltage vor Schluss steht sie bei 33 Punkten. Durchschnittlich sammelt die Mannschaft 1,43 Punkte pro Spiel - und damit fast einen halben Zähler weniger als noch in der vergangenen Saison.

Schon die gesamte Spielzeit über fehlt die Konstanz; wo Gladbach Sternstunden gegen Inter Mailand und Real Madrid feierte, verlor man in der Bundesliga Punkte gegen Union Berlin, Leverkusen, Augsburg, Freiburg und Hertha BSC. Siege über den FC Bayern und Borussia Dortmund haben die Stimmung zwischenzeitlich wieder angehoben, die vielen Rückschläge haben den Verein aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Borussia Mönchengladbach: Ängstlicher Fußball gegen City und Leipzig

Besonders die beiden jüngsten Auftritte gegen Manchester City (0:2) und RB Leipzig (2:3) waren mehr als ernüchternd. Positiv fiel zwar die kompakte defensive Staffelung und die gute Strafraumverteidigung auf, nach Balleroberungen verspielte Gladbach allerdings zu häufig den Ball; teils aufgrund naiver Pässe, die zum Scheitern verurteilt waren, teils weil Präzision bei langen Bällen ein Fremdwort war, teils weil die Stürmer viele Zuspiele nicht festmachen konnten.

Die Fohlen stellten in Leipzig einen regulären Treffer in der Nachspielzeit infrage - nicht aber ihre Leistung
Die Fohlen stellten in Leipzig einen regulären Treffer in der Nachspielzeit infrage - nicht aber ihre Leistung / Stuart Franklin/Getty Images

Von dem Mut und der Intensität aus der vergangenen Saison war gerade in diesen beiden Spielen wenig zu sehen - dabei wollte man nach der Qualifikation für das Champions-League-Achtelfinale die positive Entwicklung unterstreichen und gegen Leipzig dringend benötigte Zähler im Kampf um einen Europapokalplatz mitnehmen. Gegen RB wurde immerhin in den ersten 45 Minuten Tiefe erzeugt, abgesehen von den beiden Toren gab es allerdings keine wirklichen Torchancen - und mit Beginn der zweiten Halbzeit war vorauszuahnen, dass das Kartenhaus zusammenfallen würde.

Das zweite Jahr unter Rose: Rückschritt statt Fortschritt

Nun entschied sich Rose mit Blick auf das bevorstehende DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund (02. März, 20.45 Uhr) dafür, einige Leistungsträger zu schonen. Der Pokal ist die einzige Chance darauf, diese Saison und damit verbunden seine Zeit am Niederrhein halbwegs versöhnlich zu beenden. Den Kredit hat er bei den Fans längst verspielt, weil er Fragen über seine Zukunft wochenlang ausgewichen ist und in ihren Augen mit dem Versprechen gebrochen hat, etwas Langfristiges aufbauen zu wollen. Dafür kann der gebürtige Leipziger auf Max Eberl vertrauen, der noch immer davon überzeugt sein dürfte, die Saison mit Rose möglichst erfolgreich zu beenden.

Doch was bedeutet erfolgreich in diesem Kontext? Der Rückstand auf Platz fünf, der für die Europa League reichen würde, ist sechs Punkte groß, die Champions-League-Plätze sind neun Zähler entfernt. Will Gladbach immerhin die neue Conference League erreichen, müssen vier Punkte aufgeholt werden.

Hat es nicht geschafft, konstante Resultate in der Bundesliga zu liefern: Marco Rose
Hat es nicht geschafft, konstante Resultate in der Bundesliga zu liefern: Marco Rose / Stuart Franklin/Getty Images

Rose hat seit seinem Amtsantritt gewiss etwas bewegt, aufgrund seines verfrühten Abschiedes wird er Gladbach trotz zeitweise herausragender Auftritte aber nicht auf ein neues Niveau gehoben haben. Hält die Mannschaft den achten Platz, wäre dies die schwächste Platzierung seit der Saison 2017/18, in der es nur für Platz neun gereicht hat.

Nach dem Höhenflug im vergangenen Jahr ist Gladbach stagniert, das Potenzial, Höheres erreichen zu können, ist aber unbestritten. Was es dazu braucht? Einen Trainer, der sich zu dem Verein bekennt und länger als zwei Jahre bleibt, der ebenso hungrig ist wie Eberl und offensiven Fußball spielen lassen will. Dann kann die Borussia womöglich langfristig um die Königsklasse mitspielen.