Rückendeckung statt Draufhauen: Daniel Farke erklärt seinen Schmusekurs

Daniel Farke
Daniel Farke / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Borussia Mönchengladbach befindet sich 2023 in einer sehr schlechten Verfassung. Chefcoach Daniel Farke stellt sich trotzdem immer wieder schützend vor seine Mannschaft, anstatt einmal die Verbalkeule zu schwingen. Nun erklärt er, wieso.

Die jüngste 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart war aus Gladbacher Sicht voll und ganz verdient. Nach der abermals enttäuschenden Leistung ihrer Mannschaft, wandten sich die Fans nach Spielende ab und drehten den Spielern ihren Rücken zu. Ein Bild mit Symbolcharakter.

Doch im Gegensatz zu den meisten anderen bewertete Daniel Farke den Auftritt der Borussia im direkten Anschluss als nicht so schlecht und fokussierte sich vielmehr darauf, positive Dinge aus dem Spiel in Stuttgart hervorzuheben.

Diese Herangehensweise brachte dem Gladbach-Coach reichlich Kritik ein und den Vorwurf, dass er die Situation verkenne. Viele Fans würden sich von Farke endlich einmal Klartext wünschen. Denn in der aktuellen Form gibt es zugegeben wenig schönzureden.

Vor dem Spiel gegen den VfL Bochum (Samstag, 15:30 Uhr) teilte Farke mit, dass er die Fans und ihr Abwenden nach dem VfB-Spiel "zu einhundert Prozent" verstehen könne. Auch er selbst sei mit dem Auftritt nicht zufrieden gewesen, wie er nun gestand.

Trotzdem erachte Farke es als falsch, in dieser Situation auch noch auf seine Mannschaft draufzuhauen. Die Peitsche rauszuholen sei "nicht förderlich", so der Coach (via GladbachLive). "Ich glaube, das bringt nicht viel."

"Die Jungs kriegen im Moment von allen Seiten Feuer. Ich weiß auch, wenn ich da einstimmen würde und würde auch draufhauen auf die Mannschaft, dann kriege ich wahrscheinlich Lob dafür", teilte Farke seine Ansicht.

"Wenn ich noch zwei, drei [Spieler] suspendiere und sage 'das ist alles schlecht und die müssen Gras fressen', freie Tage streiche, Straftraining ansetze und wir nur um den See laufen anstatt Fußball zu spielen im Training, dann gibt es wahrscheinlich viel Lob für mich", fuhr der 46-Jährige fort. "Aber das hilft uns in der Situation ja nicht."

Mit seinen Aussage wolle Farke vor allem die Youngster schützen, die unter der Reaktion der Fans zu leiden haben. "Ich gehe nach dem Spiel mit meinen Jungs in Richtung Kurve und gucke rechts neben mich. Da ist ein Semir Telalovic - der hat so eine Euphorie und muss dann mit der Kritik klarkommen, dass sich die Fans abwenden", so Farke. Das sei für so junge Spieler nicht einfach.

Ähnliches gelte für Oscar Fraulo und Luca Netz, der aktuell "auch nicht vollgepumpt mit Selbstvertrauen" sei.


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Der Chefcoach betonte, dass er die Situation nicht schönreden wolle und wisse, dass bei dem Auftritt in Stuttgart eine ganze Menge gefehlt habe. Gleichwohl sei er sich bewusst, welche Aussagen er treffe. "Und wenn dann Aussagen dazu führen, dass der Fokus nicht auf Oscar Fraulo, Luca Netz oder Semir Telalovic steht, sondern vielleicht auf jemandem, der ein bisschen älter und erfahrener ist und damit umgehen kann, dann ist mir das ganz recht", erläuterte Farke sein Vorgehen.