From hero to zero: Roman Bürki muss Häme und Spott ertragen
Von Yannik Möller
Weil ein Winter-Abgang von Roman Bürki nicht realisiert wurde, muss der beim BVB abgeschlagene Keeper Häme und Spott ertragen. Dabei ist es sein gutes Recht, auf einen Wechsel zu verzichten - es gilt ein beiderseitig unterschriebener Vertrag.
Roman Bürki war in seiner Zeit als Stammtorwart von Borussia Dortmund sicherlich nicht immer fehlerfrei. Der ein oder andere Patzer begleitete ihn regelmäßig, zumindest gefühlt kam das aber nicht signifikant häufiger vor als bei anderen Keepern. Andererseits war er aber auch ein Held von Schwarz-Gelb: Ein wichtiger Rückhalt, dessen Können schlussendlich auch zahlreiche Punkte rettete.
Diese Zeit ist noch gar nicht lange her. Doch seit seiner Schulterverletzung vor etwa einem Jahr spielt er keine Rolle mehr. Der im letzten Sommer verpflichtete Gregor Kobel ist die unangefochtene Nummer eins, als Ersatz spielt Marwin Hitz auf - immerhin schon bei drei Spielen in der laufenden Saison.
Bürki ist beim BVB tief gefallen. From hero to zero, wie es dann oft so schön heißt. Ein solches Abrutschen ist zwar alles andere als schön und für den betroffenen Profi-Fußballer gewiss nicht leicht, doch passiert so etwas relativ häufig. Es ist die unschöne, aber zugleich auch notwendige Seite im Profi-Sport.
Bürki nutzt den beiderseitig (!) unterschriebenen Vertrag
Etwas anderes ist es jedoch, wenn ein Spieler Häme und Spott der eigenen Fans ertragen muss, weil er den Verein nicht vorzeitig verlässt. So war es über die letzten Tage des Winter-Transferfensters bei Bürki. Da der Schweizer bei der Borussia kein Thema mehr ist, gleichzeitig aber ordentlich verdient, war ein Winter-Wechsel grundsätzlich angedacht. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen.
Dass sich die BVB-Anhänger über eine finanzielle Entlastung gefreut hätten, ist nur logisch und verständlich. Dass es dazu aber auch ziemlich fragwürdige Kommentare in den sozialen Netzwerken gab, ist weder den vergangenen Leistungen des Keepers angemessen noch ein gutes Zeichen für das gegenseitige Verständnis.
Der Spott, dass ein Last-Minute-Wechsel nicht mehr hingehauen hat. Die Häme und auch der Ärger, dass er nun bei Schwarz-Gelb bleibt und sein Gehalt somit weiterhin bekommt. All das ist schlussendlich nicht gerechtfertigt. Es liegt ein Vertrag vor, der bis 2023 läuft und tatsächlich auch von den Vereinsverantwortlichen ausgearbeitet und unterschrieben wurde. Dieses Arbeitspapier dann auch nutzen zu wollen, ist das gute Recht des 31-Jährigen.
Dahingehend sollte eher die Frage gestellt werden, ob die Verlängerung für drei Jahre zum Zeitpunkt der Einigung (Sommer 2020) klug war - aber nicht, ob Bürki absichtlich dem Verein schadet, wenn er sich nicht frühzeitig aus dem Staub macht.
Zumal die ihm offenbar vorgelegten Angebote, etwa aus der Türkei oder dem Tabellenkeller der Ligue 1, auch nicht gerade die reizvollsten sind. Weder im finanziellen Vergleich zum BVB-Gehalt, und schon gar nicht im sportlichen Sinne.