Bürki kritisiert Umgang mit Sancho: "Er sollte keine Sonderrolle haben"

In dieser Saison war Jadon Sancho wieder einige Male negativ aufgefallen
In dieser Saison war Jadon Sancho wieder einige Male negativ aufgefallen / Pool/Getty Images
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Mit 40 Scorerpunkten war Jadon Sancho in dieser Saison die wichtigste Offensivkraft für den BVB. Jedoch leistete sich der 20-Jährige mehrere Fehltritte abseits des Fußballfeldes. Von den Klubverantwortlichen wird er vor der Presse geschützt, Torhüter Roman Bürki spricht sich im Interview mit BILD aber gegen eine Sonderbehandlung aus.

Ob eine verspätete Rückreise von der englischen Nationalmannschaft, eine Verspätung bei einer Teambesprechung oder der Friseur-Eklat trotz der klaren Richtlinien für die Profis während der Corona-Krise - ein ums andere Mal hat Jadon Sancho in dieser Saison für Negativschlagzeilen gesorgt. Bestraft wurde er mit einer Suspendierung für das Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Oktober, knapp einen Monat später war er im Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona für 45 Minuten zum Zusehen verdammt, und von der Deutschen Fußball-Liga kassierte er eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro.

Bürki: Sancho lernt nur, wenn man ihm Grenzen aufzeigt

Vor der Presse nahmen die BVB-Verantwortlichen ihren Superstar aber stets in Schutz. Er sei ein junger Spieler und wolle Grenzen austesten, man könne schließlich auch nicht alles kontrollieren, was die Spieler so treiben, betonten Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Michael Zorc gebetsmühlenartig, sobald Sancho negativ aufgefallen war.

Das will Roman Bürki in Zukunft aber nicht mehr gelten lassen. Der Torhüter fordert, dass Sancho so behandelt wird wie jeder andere auch: "Er sollte keine Sonderrechte haben. Spieler in seinem Alter lernen das nur, wenn wir ihnen gemeinsam Grenzen aufzeigen", sagte der 29-Jährige im Interview mit BILD.

"Er sollte keine Sonderrechte haben!"

Roman Bürki über Jadon Sancho

Fehltritte dieser Art dürfe man nicht nur auf das Alter schieben, sondern klar ansprechen und sanktionieren. "Der Lerneffekt muss irgendwann auch eintreten. Es gibt in einer Mannschaft Regeln. Und wer sich nicht daran hält, der wird sportlich bestraft. Das tut Spielern übrigens deutlich mehr weh, als wenn man ihnen eine Geldstrafe aufbrummt", sagte Bürki deutlich.

Sancho sei "ein spezieller Charakter, ein guter Typ. Und er ist vielleicht auch deswegen auf dem Rasen so unbekümmert, weil er auch neben dem Platz vieles easy und locker sieht." Wichtig sei deshalb, "die richtige Balance" zu finden. Das gelte aber auch für die übrigen Mannschaftskollegen: "Wenn er oder andere zum Beispiel Uhrzeiten nicht einhält, egal, wer es ist, dann muss derjenige merken, dass das Folgen hat."

Bürki nimmt die Mannschaft in die Pflicht

Dass speziell Sancho neben dem Platz Grenzen überschreitet, hänge möglicherweise mit dem überschwänglichen Lob für seine sportlichen Leistungen zusammen: "Ständig wird in den Zeitungen über Super-Sancho geschrieben, so wird es schwierig ihm verständlich zu machen, dass er etwas ändern muss. Er wird mit 18 oder 19 schon so gelobt, als wäre er bereits einer der besten Spieler der Welt. Aber das ist ein langer Weg." Es sei daher die Aufgabe der Mannschaft, "ihm dabei zu helfen zu erkennen, was auf diesem Weg wichtig ist", appelliert Bürki.

Jadon Sancho ist gefordert, disziplinarische Fehltritte in Zukunft abzulegen
Jadon Sancho ist gefordert, disziplinarische Fehltritte in Zukunft abzulegen / TF-Images/Getty Images

Bürki ist allerdings nicht der erste Spieler, der klare Worte findet. Bereits vor einem Monat kassierte Sancho einen Rüffel von Emre Can: "Bei solchen Sachen muss er einfach schlauer sein, erwachsener sein, erwachsener werden", sagte der deutsche Nationalspieler nach dem Bekanntwerden des Friseur-Eklats (via Sport Bild). "Solche Fehler darf er sich in Zukunft nicht mehr leisten, wir sind als Mannschaft da auch verantwortlich. [...] Man muss Jadon ein bisschen führen."