In Dortmund zu Gast: Was ist im Revierderby möglich für Schalke?
Von Yannik Möller
Erstmals seit längerer Zeit kommt es am Samstagnachmittag wieder zum Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Bei aller Unberechenbarkeit dieses Duells: S04 geht als klarer Underdog ins Spiel. Ein Kommentar.
Etwas mehr als anderthalb Jahre ist es bereits her, dass sich Schalke und Dortmund im Revierderby messen konnten. Es war die 0:4-Heimpleite im Februar der Abstiegssaison, die für so viel weitere Ernüchterung gesorgt hatte. Zumal bereits das Hinspiel mit 0:3 aus Sicht der Gelsenkirchener verloren ging.
Der letzte Sieg für Königsblau ist mittlerweile fast dreieinhalb Jahre her. Es war das 4:2, das Schwarz-Gelb im bis dahin engen Rennen um die Meisterschaft einen schweren Schlag versetzte. Lucien Favre erklärte direkt nach Abpfiff, dass dieses Rennen nun abgehakt sei. Die letzte Derby-Ernüchterung für den BVB liegt also noch weiter in der Vergangenheit.
Endlich wieder Revierderby - ein offenes Duell?!
Wenn die beiden verfeindeten Klubs am Samstagnachmittag aufeinandertreffen, wird die Stimmung so besonders wie eh und je sein. Sowohl die in Schwarz und Gelb gekleideten Heimfans, sowie die in Blau und Weiß angereisten Auswärtsfans werden für die passende Atmosphäre sorgen.
Und doch ist es eben kein Revierderby, wie so viele dieser Duelle zuvor.
Immer wieder ist von beiden Seiten aus zu hören: Im Derby, da kann wirklich alles passieren. Und das ist es auch schon häufig. Nicht allzu selten gewann das Team, das eigentlich mit den deutlich schlechteren Vorzeichen in das Spiel gegangen war.
Doch an diesem Samstag sind die Karten klar verteilt - zu Gunsten der Dortmunder. Ein Team, das ein potenzieller Titelanwärter ist, zumindest im DFB-Pokal, empfängt einen Aufsteiger, der sich alle Mühe geben muss, um überhaupt in der Liga zu bleiben. Kurzum: Die Partie bedeutet für die Gastgeber normalerweise einen Pflichtsieg.
Derby-Unberechenbarkeit hin oder her: Die grundsätzliche Qualität der beiden Mannschaft ist nicht zu vergleichen. Ob man es nun an der Marktwert-Spitze der Spieler ablesen möchte, wo Jordan Larsson mit acht Millionen Euro dem auf 80 Millionen Euro geschätzten Jude Bellingham (sowie 16 weiteren Akteuren, die über Larsson liegen) gegenübersteht, oder an der völlig unterschiedlichen Erwartungshaltung, was diese Saison betrifft.
Auch Schalker müssen so ehrlich sein: Alles andere als ein BVB-Sieg wäre überraschend
Während ein Unentschieden aus S04-Sicht bereits ein großer Achtungserfolg wäre, so gerne man ein Derby auch gewinnt, würde dieses Resultat aus BVB-Perspektive zwei verlorene Punkte bedeuten.
Natürlich ist und bleibt es ein Spiel, in dem Spieler über sich hinauswachsen können, in dem Unberechenbarkeit ein Faktor ist und in dem es schon häufiger Überraschungen gab. Doch braucht Dortmund nicht auf diesen Zufalls-Aspekt zu vertrauen, während Schalke sogar auf ihn hoffen muss.
Es tut nicht weh, mit ein wenig mehr Realismus als Hoffnung in dieses Spiel zu gehen, wenn man es mit Königsblau hält. Es geht nun einmal gegen einen Klub, der sich zum Saisonende aller Voraussicht nach wieder für die Champions League qualifizieren wird. Da sind nicht nur zahlreiche Punkte und einige Tabellenplätze dazwischen, sondern auch ein ganz anderer Maßstab.
Dass die Enttäuschung bei einer Niederlage trotzdem sehr groß wäre, spricht für die Emotionalität dieses Duells. Eines Duells, das zwar immer wieder für Überraschungen bekannt ist, das in dieser Saison aber (erneut) mit zwei deutlich unterschiedlichen Erwartungen angegangen wird.