Retter in der Not: 5 erfolgreiche Bundesliga-Feuerwehrmänner
Von Simon Hartmann
Manchmal, da passt es einfach sofort: So geschehen in der Liebe, aber auch im Sport kommt das immer wieder vor. Besonders der sogenannte "Neuer-Trainer-Effekt" führt zu schnellen Leistungssprüngen einer zuvor eher fade spielenden Truppe von Fußballern. Ein paar gelang es das Ruder auf besonders beeindruckende Art und Weise rumzureißen.
Vom Abstiegsrang in die Euro League, vom abgeschlagenen Tabellenletzten zum spektakulären Klassenerhalt; hier ist alles dabei. Auch wenn danach häufig vieles schief lief, für ihre Leistungen unmittelbar nach Amtsantritt sind die Fans der jeweiligen Vereine heute noch unfassbar dankbar.
1. Christian Gross: VfB Stuttgart 2009/ 2010
Der Schweizer steht gerade vor der wohl größten sportlichen Herausforderung seiner Trainerkarriere: Den Klassenerhalt mit dem FC Schalke 04 bewerkstelligen. In seiner Vita kann er zumindest eine spektakuläre Rettung ausweisen.
Der VfB Stuttgart stand vor seinem Amtsantritt im Herbst 2010 auf Platz 15 der Bundesliga. Nach 34 Spieltagen standen die Schwaben auf Platz sechs und qualifizierten sich sogar für die Europa League. Gross fing sich in seiner ersten Saison lediglich zwei Niederlagen mit Stuttgart ein. Auch das 1:1 gegen den FC Barcelona im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bleibt jedem Schwaben im Gedächtnis. Solch Wundertaten erhoffen sie sich auf Schalke nicht, aber der Klassenerhalt muss her.
2. Lucien Favre: Borussia Mönchengladbach 2010/2011
Borussia Mönchengladbach steht im Achtelfinale der Champions League: Viele loben zu recht die tolle Mannschaftsleistung. Einen ordentlichen Anteil daran hat allerdings auch Lucien Favre. Auf Platz 18 mit sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz übernahm der Schweizer 2011 zwölf Spieltage vor Saisonende die Borussia. Am letzten Spieltag sicherten die Gladbacher sich mit einem 1:1 gegen den HSV noch die Relegation. Dort setzten sich die Fohlen gegen den VfL Bochum durch. Im folgenden Jahr wurden sie unter Favre Vierter und schafften es in die Europa League - Wahnsinn. Wo Gladbach wohl ohne ihn sonst heute wäre?
3. Julian Nagelsmann: TSG Hoffenheim 2015/2016
Momentan befindet sich die TSG Hoffenheim im völlig ungewohnten Abstiegskampf. Wobei: Völlig ungewohnt ist es dann doch nicht, zumindest für die Fans. 2016 stand die TSG kurz vor ihrem ersten Abstieg seit dem Aufstieg 2008. Dann kam Retter Nagelsmann. 14 Punkte aus 20 Partien und das mit Kickern wie Süle, Volland oder Baumann - eigentlich unvorstellbar, mit dem Team um den Klassenerhalt zu kämpfen. Der Bayer Nagelsmann hauchte den Kraichgauern wieder Leben ein und sammelte Punkt um Punkt. 23 Punkte hamsterte der damals 27-jährige in 14 Spielen auf das badische Konto. Um Haaresbreite wurde der Abstieg abgewendet. Platz 15 sprang raus und eine große Trainerkarriere hatte begonnen.
4. Tayfun Korkut: VfB Stuttgart 2017/2018
Nein, eine Trainer-Legende ist Tayfun Korkut sicher nicht, zumindest im klassischen Sinne. Trotzdem: Unter Tayfun Korkut spielte Stuttgart einen unheimlich effektiven Fußball und holte in der Rückrunde 17/18 unter ihm fast doppelt so viele Punkte wie unter Hannes Wolf in der Hinrunde. 34 Punkte machten den VfB zur besten Rückrundenmannschaft und hievten die Schwaben von Platz 14 auf Platz sieben... und das als Aufsteiger. Ein paar Monate nach dem berauschenden 4:1-Sieg über die Bayern am letzten Spieltag wurde Korkut auch in Stuttgart entlassen.
5. Felix Magath: Eintracht Frankfurt 1999/ 2000
Er ist der König des "Beine machen", ein echter harter Hund und Schleifer. Dieses Image brachte ihm einen harten Ruf und vor allem Erfolg ein. Nicht nur als Titeltrainer war er erfolgreich (Bayern München, VfL Wolfsburg), auch als Feuerwehrmann im Abstiegskampf schaffte er es zum Heldenstatus. Knapp nach der Jahrtausendwende übernahm er die völlig abgeschlagene Eintracht aus Frankfurt. Acht Punkte hatte die SGE Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Magath machte die Spieler munter und kitzelte Top-Leistungen hervor. 30 Punkte erarbeitete sich "Quälix" mit seinem Team. Am 34 Spieltag schubste die Eintracht den zur Herbstpause acht Punkte besser platzierten SSV Ulm durch einen 2:1-Sieg in die 2. Bundesliga.